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Badische Synodenpräsidentin Fleckenstein: Wir ertrinken in Eingaben


10.04.11

Badische Synodenpräsidentin Fleckenstein: Wir ertrinken in Eingaben

In der Evangelischen Landeskirche in Baden regt sich Widerstand gegen eine von oben verordnete Abkehr vom Leitbild "Ehe und Familie"

(MEDRUM) Die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe in evangelischen Pfarrämtern und die Deformation des Familienbegriffs rüttelt am Selbstverständnis vieler Mitglieder der Evangelischen Kirche. Mit einer Vielzahl von Eingaben wenden sich evangelische Christen an ihre Landessynode in Baden, wie die Synodenpräsidentin Margit Fleckenstein in den Badischen Neuesten Nachrichten bestätigte. "Wir ertrinken in Eingaben", sagte Fleckenstein.

Nach Darstellung der Badischen Neuesten Nachrichten geht es bei der Debatte um das neue Pfarrdienstrecht, das von der Synode der EKD im November 2010 verabschiedet wurde, um eine Auseinandersetzung zwischen "liberalen" und "konservativen" Kräften. Als konservativ bezeichnet die Zeitung die acht Altbischöfe, die sich Anfang 2011 in einem Brief mit dem Appell an alle Synoden der EKD-Gliedkirchen gewandt haben, sich in der Frage homosexueller Lebensweisen nicht vom Bekenntnis zur Heiligen Schrift zu lösen. Die nach dieser Sichtweise dagegen eher als liberal anzusehende Präsidentin der badischen Landessynode hatte das Ansinnen der Altbischöfe zurückgewiesen und deren Brief nicht an die Synodenmitglieder verteilt. Sie berief sich auf die Geschäftsordnung der Synode, die eine Verteilung eines solchen Briefes nicht vorsieht. Anders sieht es mit Eingaben von Mitgliedern der badischen Landeskirche aus. Diese werden von der Synode nach den Bestimmungen der Geschäftsordnung bearbeitet. Davon scheinen die Gemeindeglieder reichlich Gebrauch zu machen, wenn die Aussage von Margit Fleckenstein über eine Flut von Eingaben wörtlich genommen werden darf.

Aus Sicht von Fleckenstein scheint es allerdings keinen wirklichen Grund für Eingaben zu geben. Die Grundfrage, so Fleckenstein in den BNN, sei schon vor vielen Jahren geklärt worden. Die Präsidentin in den BNN: "Homosexualität steht der Ausübung des Pfarrberufes nicht entgegen." Allerdings trifft diese Formulierung schon deswegen neben das Schwarze, weil etwa die Frage, ob eine Pfarrerin oder ein Pfarrer homosexuell ist, also homosexuelle Empfindungen hat, gar nicht im Widerstreit steht. Stein des Anstoßes ist vielmehr die Entscheidung der EKD-Synode, den Begriff Familie neu zu definieren und darunter auch gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften zu subsumieren. Demzufolge soll unter familiärem Zusammenleben künftig alles verstanden werden, was als rechtlich geregeltes Zusammenleben von mindestens zwei Personen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung verstanden werden kann, und dies soll als mit dem Pfarrdienst vereinbar anerkannt gelten. Unter ein solches Verständnis von Familie fallen insbesondere homosexuelle Lebensgemeinschaften - künftig ggf. sogar auch bisexuelle, falls diese vom Gesetzgeber gleichgestellt werden würden, beispielsweise nach einer Änderung des Grundgesetzes im Zuge der Einführung einer "sexuellen Identität", wie es die Grünen unter Führung ihres Spitzenkandidaten Winfried Kretschmann in Baden-Württemberg wollen. Selbst Kinder, bisher zentraler und unverzichtbarer Bestandteil der Familie, sind nach der Regelung des neuen Kirchenrechts keine zwingende Voraussetzung mehr, um in der Evangelischen Kirche als Familie angesehen zu werden. Der "bewußt weitgefasste Begriff «familiäres Zusammenleben»" (Rat der EKD) nimmt jetzt den Platz der Familie ein, der bisher für Ehepartner und ihre Kinder reserviert war.

Nach dem neuen Kirchenrecht wären homosexuelle Lebensgemeinschaften im Pfarrdienst generell gleichgestellt mit "Ehe und Familie". Und die aus dieser Gleichstellung resultierende Erosion des biblisch und christlich begründeten Leitbilds der Ehe und Familie ist es, die die Kritiker auf den Plan gerufen hat. Der ehemalige Oberkirchenrat Klaus Baschang sah das Vertrauen in die Kirche berührt und gab deshalb den Anstoß zur Gründung eines Initiativkreises Evang. Kirchenprofil. Für ihn geht es nicht um die eher vordergründig erscheinende Frage, ob in diesem oder jenem Pfarrhaus eine Pfarrerin mit einer gleichgeschlechtlichen Partnerin wohnt, sondern im Kern um den etischen Standard, der in der Kirche für Pfarrerinnen und Pfarrer sowie ihre Eignung für den Pfarrdienst gelten soll. Und der für ihn - entgegen postmodernistischer Geistesströmungen - unverändert geltende Standard ist das Leitbild von Ehe und Familie. Für den Theologen und Professor für Systematische Theologie, Rainer Mayer, gleitet die Evangelischen Kirche irriger Weise ab in Sekundärtugenden wie "Verantwortung" und "Verlässlichkeit", wie er jüngst bei einem Studientag in Neuendettelsau zum umstrittenen Thema Homosexualität und Kirche hervorhob. Für Mayer können Sekundärtugenden kein leitender ethischer Maßstab sein. Verantwortung und Verlässlichkeit gelte auch zwischen Osama Bin Laden und seinen Gefolgsleuten, so Mayer, der damit aufzeigt, daß Sekundärtugenden ungeeignet sind, "um eine in sich falsche Handlung zum Guten zu wenden".

Wie Baschang und Mayer sehen die Kritiker im neuen Kirchenrecht eine Abkehr vom Wort Gottes und vom biblischen Leitbild für das Zusammenleben der Menschen in der Familie, die auf der Ehe zwischen Mann und Frau beruht, aber nicht auf einer rechtlich geregelten, homosexuell orientierten Lebensgemeinschaft von Männern oder Frauen gegründet sein kann, zumal gleichgeschlechtliche Sexualakte in der Bibel als gottwidrig verurteilt werden. Sie verstoßen, so Altbischof Ulrich Wilckens, gegen die "gute Ordnung der Schöpfung". Der einzig angemessene Ort für das sexuelle Zusammenleben ist die Ehe, die von Gott, der den Menschen als Mann und Frau füreinander geschaffen hat, gewollt ist, macht Wilckens klar.

Es geht genau betrachtet nicht um einen Streit zwischen "liberalen" und "konservativen", sondern vielmehr zwischen bekenntnistreuen und libertären, bekenntnisabgewandten Kräften. Deswegen ist es nicht verwunderlich, daß Fleckenstein in Eingaben ertrinkt und in den BNN feststellt: "Wir haben keinen Konsens." Viele evangelische Geistliche und Christen, die der Heiligen Schrift die Treue halten, werden durch die kirchenleitenden Gremien in Bedrängnis gebracht. Denn Synoden und Kirchenleitungen haben den Konsens in der Evangelischen Kirche durch ihre Hinwendung zu libertärem Gedankengut aufs Spiel gesetzt.  Es ist wie bei Stuttgart21.  Ein Teil des Volkes widersetzt sich, einfach das mitzuvollziehen, was die Mächtigen vorgedacht haben. Beim Projekt 21 wurde ein Schlichter eingesetzt und trotzdem noch kein Konsens erzielt. Jetzt erwägen die neuen Machthaber das Problem mit einer Volksbefragung lösen. Wie wird die EKD mit ihren Gliedkirchen ihr Kirchenvolk besänftigen? Sie hat es leichter. Es gibt weder Bauzäune, die abgerissen,  noch Bäume im Schloßgarten, die bestiegen werden könnten.  Und kein Protestant denkt daran, Pfarrhäuser anzuzünden. Das "Zündeln im eigenen Pfarrhaus" (Dominik Klenk) haben die kirchenleitenden Gremien der EKD selbst übernommen. Wenn sie das Feuer nicht löschen, laufen sie allerdings Gefahr, das das widerspenstige Kirchenvolk am Ende aus ihrem Haus der brennenden Evangelischen Kirche fliehen wird. Dies könnte sich, wie in manchen Fragen der aktuellen Politik, gegebenenfalls auch als alternativlos erweisen.

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Bereits Anfang Februar hatte MEDRUM über einen Offenen Brief der "Ev. Vereinigung für Bibel und Bekenntnis in Baden" an Synodenpräsidenten Fleckenstein berichtet, in dem Margit Fleckenstein gebeten wurde, eine Kirchenspaltung zu verhindern (Zulassung von Homo-Partnerschaften im Pfarramt gefährdet Grundkonsens in Baden).

Wiederholt berichtete MEDRUM auch über den „Initiativkreis Evangelisches Kirchenprofil". Er trat Mitte Januar 2011 an die Öffentlichkeit und wendet sich dagegen, homosexuelle Partnerschaften der Ehe gleichzustellen und ihnen generell den Zugang zum Pfarrdienst in der EKD zu ermöglichen. In MEDRUM ist eine Internetseite eingerichtet, «Initiativkreis Evang. Kirchenprofil», und eine Online-Aktion geschaltet: Unterstützerkreis Kirchenprofil (URL: http://www.medrum.de/node/7600). Leser können sich als Unterstützer der Initiative eintragen.

Ebenso berichtete MEDRUM über eine Initiative in der Evang.-Lutherischen Kirche in Bayern. Anlässlich der Beschlüsse der bayerischen Kirchenleitung zur Zulassung homosexuell verpartnerter Pfarrerinnen und Pfarrer zum Pfarramt, starteten der Arbeitskreis Bekennender Christen in Bayern (ABC) und die KSBB eine Aktion "Mahnruf aus den Gemeinden", der sich an die Synode der bayerischen Landeskirche wendet (KSBB unterstützt Mahnruf des ABC aus den Gemeinden).

Weiterhin erschien zum Problemkreis "Homosexualität und Kirche" im März das Buch "... und schuf sie als Mann und Frau" als Beitrag zum kritischen Diskurs der Problematik "Homosexelle Partnerschaften im Pfarrdienst" (MEDRUM, 13.03.11: →  ... und schuf sie als Mann und Frau ). Darin enthalten sind unter anderem die Beiträge:

  • «Genese einer Fehlentscheidung» von Martin Pflaumer (Mitglied der Landessynode Bayern)
  • «Unterweisung und Ermahnung nach dem Wort Gottes» von Prof. Dr. Reinhard Slenczka D.D.
  • «Bemerkungen zur Freigabe des Pfarrhauses für verpartnerte Homo-Paare» von Prof. Dr. Günter R. Schmidt
  • «Zur Debatte über den offenen Brief der acht Altbischöfe» von Bischof i. R. Prof. Dr. Ulrich Wilckens

09.02.11 MEDRUM Zulassung von Homo-Partnerschaften im Pfarramt gefährdet Grundkonsens in Baden
08.04.11 MEDRUM Widerstand gegen Verlust der Leucht - und Orientierungskraft der Evang. Kirche

 

Leserbriefe

Der grüne Spitzenkandidat Kretschmann (angeblich Christ) hat mit biblischer Lehre nicht viel am Hut. Er dient als TROJANISCHES PFERD für die neomarxistischen Grünen. Deren Umweltschutz und Tierschutz-Einsatz ist ohnehin unglaubwürdig, wenn sie gleichzeitig vehement für Abtreibung bei Menschen eintreten. Den Grünen fehlt ein ethisches Fundament, für sie ist jede Wahrheit relativ. Der Mensch ist bei den Grünen ins Tierische abgesunken (eben lediglich Evolutionsprodukt). Damit man die Absichten der Grünen nicht so schnell merkt, müssen andere konsensfähigere Themen (Atompolitik) das Volk umstimmen zu den Grünen. Zu einer letztlich neuen Gesellschaft ohne das Leitbild "traditionelle Familie". Doch ohne Leitbild wird alles gleich gültig und damit gleichgültig.

Statt aus der Kirche auszutreten, ergreifen viele Kinder Gottes nun den Schild des Glaubens, mit dem sie alle feurigen Pfeile des Bösewichts auslöschen können. Sie werden die unchristlich handelnden Kirchenleitungen, die sich frech gegen Gott erheben, indem sie selbstherrlich sein Wort als überholt hinstellen, durch Gebet davon überzeugen, dass der Herr der Schöpfung nicht länger geschmäht werden darf. Umkehr ist angesagt.

Wer das Reich Gottes sehen will, muss vom Weg der Sünde umkehren und sich Jesus zuwenden. Das Kirchenvolk geht davon aus, dass jeder Pfarrer Johannes 3 kennt und erwartet, dass christliche Leiter und Lehrer die ihnen anvertrauten Menschen nicht ins Verderben führen, sondern die durch Jesus geschaffene Möglichkeit ergreifen, den barmherzigen Gott um Gnade zu bitten. Sünde bleibt Sünde. Kein Mensch wird Gottes Wort zunichtemachen.