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1. Deutscher Verhütungskongreß - eine Premiere ohne Ethik


26.02.11

1. Deutscher Verhütungskongreß - eine Premiere ohne Ethik

Elisabeth Pott von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung lädt
ins Dorint-Hotel nach Wiesbaden ein

Ein Zwischenruf von Kurt J. Heinz

(MEDRUM) Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) lädt zum "1. Deutschen Verhütungskongreß" Ende März nach Wiesbaden ein. Drei Tage lang soll das Thema "Verhütung" im Dorint-Hotel von allen Seiten beleuchtet werden. Doch die Leuchte Ethik fehlt im Beleuchtungs-Set für das groß angekündigte deutsche Erstereignis.

"Ich freue mich, Sie auf unserer Webseite zum "1. Deutschen Verhütungskongress 2011" begrüßen zu dürfen", verkündet Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die frohe Botschaft vom ersten deutschen Kongreß dieser Art, den die BZgA vom 31. März bis 2. April 2011 veranstalten will.

Wofür steht Cyou?
"Cyou - Austausch gestalten. Kompetenz stärken." lautet der Titel der Veranstaltung. "C" steht dabei nicht für Christlich, sondern für "Contraception", aber ebenso für "Communicate, Connect, Cooperate", sagt Pott. Damit sei das Ziel klar, nämlich das Thema wissenschaftlich und interdisziplinär zu beleuchten.

Mit "Cyou" will Pott aktuelle Erkenntnisse und neue Entwicklungen auf dem Verhütungsmittelmarkt analysieren. Das Thema soll sowohl aus medizinischer, soziologischer, gesellschaftspolitischer und psychologischer Sicht beleuchtet werden. International gebe es regelmäßig Tagungen und Kongresse zur Verhütung und reproduktiven Gesundheit. Bloß in Deutschland habe es bis heute jedoch noch keine vergleichbare Veranstaltung gegeben. Der Kongress zum Thema Verhütung in Deutschland sei somit einzigartig und der erste seiner Art, rechtfertigt Pott in ihrem Grußwort, warum es jetzt eine derartige Veranstaltung geben soll.

Verhütungsoptimierung - ein inkonsequenter interdisziplinärer Ansatz

Wer die Hoffnung hat, daß auf diesem Kongreß Verhütung auch ethische Aspekte betrachtet werden, findet dafür zumindest auf Anhieb keine Anhaltspunkte. Das Thema Ethik taucht weder bei Direktorin Pott in ihrem Grußwort, noch in der Zielsetzung des Kongresses auf. Über die Zielsetzung des Kongresses sagt die Veranstalterin:

Der Kongress soll Startpunkt sein für eine verstärkte und weitergehende Auseinandersetzung mit dem Thema Verhütung sowohl aus medizinischer, soziologischer, gesellschaftspolitischer und psychologischer Sicht.

So verwundert es nicht, daß auf der Referentliste zwar Vertreter von der Abtreibungsberatungsorganisation "pro familia" und etwa die Leiterin der Abteilung Gleichstellung und Chancengleichheit aus dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend auftauchen, aber weder einschlägige Ethiker noch Vertreter der Kirchen geladen sind, um das in Deutschland höchst erfolgreiche Verhütungsgeschehen aus ethischer Sicht zu durchleuchten.

Bei der gegenseitigen Aufklärung bleiben die Experten für Verhütungsoptimierung also offenbar ganz bewußt unter sich. Der angeblich interdisziplinäre Ansatz macht daher nicht nur vor Ethikern, sondern auch vor Bevölkerungswissenschaftlern halt. In der Ankündigung heißt es: "Der 1. Deutsche Verhütungskongress „Cyou2011" in Wiesbaden ist ein geschlossener Kongress für geladene Teilnehmerinnen und Teilnehmer." Wer wollte also behaupten, Zielsetzung und Programm seien nicht genau durchdacht? Sogar die Moderation ist durchdacht. Dafür wurde eigens eine Politikberaterin namens Birgit Dederichs-Bain engagiert (sie nahm u.a. regelmäßig als NRO-Beraterin in der deutschen Regierungsdelegation an den jährlichen Sitzungen der UN-Frauenrechts­kommission in New York sowie an der 4. Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 teil). Die Bundeszentrale schafft es zwar, bei ihrer Veranstaltung ohne Ethiker und Bevölkerungswissenschaftler auszukommen, sieht sich aber offenbar nicht imstande, ihre selbsterdachtes Ereignis ohne eine Politikberaterin zu moderieren.

Immerhin haben es die Deutschen geschafft, bei Verhütung und Abtreibung von Kindern zu den erfolgreichsten und darum kinderärmsten Nationen Europas zu werden - und dies bisher ganz ohne Verhütungskongreß, ob mit oder ohne Etik. So gesehen ist die jetzt von Pott angekündigte Premiere also ebenso überflüssig wie viele Broschüren dieser Bundeszentrale, die der Aufklärung dienen sollen. Auch diesen mangelt es an Ethik, wie die Vergangenheit der oft umstrittenen Broschüren gezeigt hat. Offenbar ist es ein Markenzeichen der Bundeszentrale, Aufklärung ohne Ethik betreiben zu wollen.

Der Verhütungskongreß im Internet: → Grußwort Elisabeth Pott

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Jugendliche und Verhütung

Sex und Verhütung sind bei Jugendlichen von besonders großer Bedeutung. Elisabeth Pott verwies 2006 im SPIEGEL darauf, daß der größte Teil der Jugendlichen im Alter von 17 Jahren bereits Sex-Erfahrungen hat (Grafik links zeigt den hohen Anteil der Jugendlichen mit Sex-Erfahrung "Geschlechtsverkehr").

Nach einer Studie aus dem Jahr 2010 ist der Anteil bei Mädchen leicht zurückgegangen, insgesamt aber mit unverändert hoch: zwei Drittel aller Jugendlichen im Alter von 17 Jahren Sexerfahrung. Bei Hauptschülern ist sie im Altersvergleich größer als bei Gymnasiasten. Hauptschüler haben früher Sex. Etwa zwei Drittel der Jugendlichen verhüten nach Erkenntnis der BZgA. Der "insgesamt verantwortungsvolle Umgang mit Verhütung" sei auch ein Resultat guter Aufklärung, meinte Pott. Hoch angesehen, so Pott, sei die schulische Sexualerziehung. Verhütung stehe hoch im Kurs, folgerte der SPIEGEL. Ethische Fragen werden auch hier stiefmütterlich behandelt.

Elisabeth Pott

Elisabeth Pott studierte Medizin und ist - nach einer fünfjährigen Tätigkeit als Referatsleiterin im niedersächsischen Sozialministerium - seit 1986 Direktorin der BZgA. 2007 erhielt sie einen Lehrauftrag für Sozialmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Pott gehört zum Kuratorium der Bertelsmann-Stiftung und der Deutschen AIDS-Stiftung.


29.09.09 MEDRUM Wissenswertes für Jungen und Männer

Leserbriefe

Der steuerzahlende Michel - obwohl niemand ihn gefragt hat.

Irgendwie scheint man im falschen Film zu sein, wenn der Staat sich um Verhütung kümmert. (Deutschland schafft sich tatsächlich ab, siehe Generationsproblem Geburtenrückgang.) Zum Thema Verhütung gäbe es ganz andere Anlässe: Verhütung von Sexualstreß bei Kindern und Jugendlichen, um sie vor Überforderung, Verantwortungslosigkeit und Seelenschäden zu schützen. Verhütung von Kinderangst und Kinderfeindlichkeit durch Aufwertung von Familie und Mutterschaft. Verhütung von Frühschäden bei Kleinkindern, durch dreijährige Mutterschafts- bzw. Vaterschaftszeiten u.s.w. Wenn die gesellschaftpolitischen Weichen zum Thema Sexualität erst mal nachhaltig falsch gestellt sind, ist man später nur noch mit der Reparatur der selbstverschuldeten Folgen beschäftigt. Zur Schöpfungsordnung von Mann, Frau, Ehe und Familie gibt es keine Alternative auch wenn das Heucheln und Zähneknirschen über solche Wahrheiten unüberhörbar ist.