Sie sind hier

Anpassung der Katholischen Kirche an die Gesellschaft oder Neuaufbruch im Glauben?


05.02.11

Anpassung der Katholischen Kirche an die Gesellschaft oder Neuaufbruch im Glauben?

Forderung von 143 Theologinnen und Theologen zur Umgestaltung der Kirche heftig umstritten

(MEDRUM) Der Religionsphilosoph Thomas M. Schmidt von der Frankfurter Goethe-Universität hob in einer Presserklärung zum Aufruf von Theologinnen und Theologen hervor, daß neun Frankfurter Theologie- Professorinnen und Professoren Unterzeichner des am 3. Februar veröffentlichten Memorandums sind, das eine Umgestaltung der Katholischen Kirche fordert. Er hält eine Anpassung der Kirche an die Entwicklung der Gesellschaft für nötig. Das Forum Deutscher Katholiken fordert stattdessen einen wirklichen katholischen Neuaufbruch im Glauben. Die katholische Publizistin Gabriele Kuby mahnt, die Schafe vor den Wölfen zu verteidigen, und die Deutsche Bischofskonferenz warnt vor einem deutschen Sonderweg.

Frankfurter Religionsphilosoph Schmidt: "Kirche kann von gesellschaftlichen Prozessen lernen"

Wie MEDRUM berichtete, fordern die Unterzeichner des Memorandums "Kirche 2011" eine tiefgreifende Umgestaltung der Katholischen Kirche. Sie begründen dies mit der Krise, in die die Katholische Kirche aufgrund der Diskussion über sexuelle Mißbrauchsfälle 2010 geraten sei.

Thomas M. Schmidt stellt in einer Pressemitteilung vom 4. Februar heraus, daß neun Professoriennen und Professoren aus dem Fachbereich Katholische Theologie der Frankfurter Goethe-Universität zu den Unterzeichnern gehören:

  • Prof. Hille Haker (Moraltheologie/Sozialethik), zurzeit in Chicago,
  • Prof. Thomas M. Schmidt (Religionsphilosophie),
  • Prof. Thomas Schreijäck (Religionspädagogik),
  • Prof. Bernd Trocholepczy (Religionspädagogik),
  • Prof. Knut Wenzel (Fundamentaltheologie)
und die Emerti
  • Prof. Johannes Hoffmann (Moraltheologie),
  • Prof. Hans Kessler (Systematische Theologie),
  • Prof. Michael Raske (Religionspädagogik) und
  • Prof. Hermann Siller (Praktische Theologie).
In der Pressemitteilung heißt es: „Die Wissenschaftler wollen nicht mehr schweigen zu der Kirchenkrise, ausgelöst durch die Fälle sexuellen Missbrauchs und den Umgang damit. Die Unterzeichner, Theologen von vielen deutschsprachigen Universitäten, plädieren für das Ende des Zölibats und fordern, auch Frauen als Geistliche zuzulassen, dem Kirchenvolk mehr Beteiligungsrechte einzuräumen und ein Ende des ‚moralischen Rigorismus’ einzuläuten.”

Die Frankfurter Theologen wollen Signale zu Aufbruch und Dialog aufgreifen, die von einigen Bischöfe während der letzten Monate in Reden, Predigten und Interviews gesetzt worden seien, heißt es weiter. Die Handlungsfelder für den geforderten offenen Dialog seien unmissverständlich und eindeutig formuliert. So gehe es beispielsweise um die „XXL-Pfarreien“, die unter dem Druck des Priestermangels entstünden. Es wird der Vorwurf erhoben, daß Priester ‚verheizt‘ und ausbrennen würden. Gläubige würden ausbleiben, wenn ihnen nicht zugetraut werde, Mitverantwortung zu übernehmen. Auch der Religionspädagoge Bernd Trocholepczy von der Goethe-Universität beobachte, dass das gemeindliche Leben erodiere und meint: „Kirche als Kirche steht stets vor dem Auftrag, Gott zu den Menschen zu bringen, deshalb muss sie sich auch jetzt wieder neu auf Gott und die Menschen zubewegen.

Die Theologen sehen durch die Abkehr vieler Gläubiger von ihrer Kirche eine wachsende Kluft zwischen Kirche und moderner Gesellschaft. Der Religionsphilosoph Thomas M. Schmidt fordert deshalb, daß sich die Kirche an die Entwicklung gesellschaftlicher Prozesse anpaßt: „Ich stehe voll hinter der Analyse, die in diesem Memorandum formuliert wurde: Die Orientierung an der biblischen Freiheitsbotschaft schließt ein differenziertes Verhältnis zur modernen Gesellschaft ein. In mancher Hinsicht ist die Gesellschaft der Kirche voraus, wenn es um die Anerkennung von Freiheit, Mündigkeit und Verantwortung des Einzelnen geht. Hier hat die Kirche Nachholbedarf und kann von gesellschaftlichen Prozessen lernen.

Sekretär Bischofskonferenz: Memorandum in Spannung zur Glaubensüberzeugungen
Der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Lan­gen­dörfer SJ, hatte zuvor zum Memorandum der Theologen erklärt, die Stellungnahme sei "ein gutes Signal", dass sich die Unterzeichner am Gespräch über die Zukunft von Glauben und Kirche in Deutschland beteiligen wollen. Das Memorandum stehe aber in Spannung zu theologischen Überzeugungen und kirchlichen Festlegungen von hoher Verbindlichkeit. Die "entsprechenden Themen" würden dringend eine "weitere Klärung" verlangen.

Wie MEDRUM berichtete, vertreten die Unterzeichner des Memorandums acht Kernforderungen:

  1. Einführung synodaler Strukturen auf allen Ebenen der Kirche
  2. Mitentscheidung der Gläubigen an der Bestellung wichtiger Amtsträger wie Bischöfe und Pfarrer
  3. Aufbau einer kirchlichen Verwaltungsgerichtsbarkeit
  4. Aufhebung des Zölibats
  5. Zulassung von Frauen zum Priesteramt
  6. Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften
  7. Zulassung der Ehescheidung und Wiederverheiratung
  8. Einführung kulturereller Vielfalt in den Gottesdienst.

Forum Deutscher Katholiken: Den Forderungen der Theologen fehlt das Wesentliche
Eine klar ablehnende Haltung zu den Forderungen des Memorandums vertritt das Forum Deutscher Katholiken.  Das Memorandum der Theologen "Kirche bringe nichts Neues, erklärte der Vorsitzende, Hubert Gindert. Wörtlich stellt das Forum fest:
"Die bekannten Forderungen der Kirchenvolksbegehrer von anno 1995 werden unter einer neuen Schlagzeile in die Öffentlichkeit transportiert! Die Verfasser des „Memorandums", zum guten Teil bekannte Kirchenkritiker, instrumentalisieren nur die gegenwärtige Zölibats-Diskussion, um sich mit ihren uralten Forderungen in Erinnerung zu bringen. Von einem „Aufbruch" kann schon deswegen nicht die Rede sein, weil darin das Wesentliche fehlt, nämlich der biblische Aufruf zum Umdenken und zur Umkehr, die für die notwendige Neuevangelisierung in unserem Land Voraussetzung sind."

Das Forum Deutscher Katholiken fordert in seiner Erklärung alle Katholiken auf, sich durch das „Theologen-Memorandum" nicht beirren zu lassen. Die ganze Kraft und Aufmerksamkeit müsse auf einen "wirklichen katholischen Neuaufbruch im Glauben", und zwar "an der Seite des Hl. Vaters" gerichtet werden.

Gabriele Kuby: "Wer von den Hirten wird die Gläubigen vor den Wölfen verteidigen?"

In ihrem heute in MEDRUM veröffentlichten Kommentar "Verteidigt die Schafe vor den Wölfen!" zum Memorandum der Theologen schreibt die katholische Publizistin Gabriele Kuby:

"Die 143 Theologen hätten es kürzer sagen können: Schafft den Papst und das Lehramt ab, und wenn das in der Weltkirche nicht geht, dann wenigstens in Deutschland. Sie kochen ihre Suppe auf den sexuellen Sünden einer kleinen Minderheit der katholischen Priester, die in den letzten vierzig Jahren ihre homosexuellen Neigungen an ihnen anvertrauten Jungen ausgelebt haben. Einmal wieder wird den Menschen der breite Weg, der ins Verderben führt, schmackhaft gemacht, und wenn er noch so offensichtlich den Geboten Gottes widerspricht, die jene halten, die ihn lieben. Wie? Indem die Kirche ihren „selbstgerechten moralischen Rigorismus" aufgibt, das eheliche Treuegebot Jesu aufhebt, die gleichgeschlechtliche Partnerschaft gutheißt, Priester und Priesterinnen (gleichgeschlechtlich) heiraten lässt und die Leitung der Gemeinde aus Mitleid mit den überlasteten Priestern Laien übergibt."

Kuby lässt keinen Zweifel daran, daß die Gläubigen vor den Forderungen der Theologinnen und Theologen geschützt werden müssen. "Wer von den Hirten wird die Gläubigen vor den Wölfen verteidigen?", fragt sie und fordert standhafte Hirten: "Wir brauchen Hirten, die zum Felsen stehen, auf den Christus seine Kirche gebaut hat." (Kommentar von Gabriele Kuby in MEDRUM → Verteidigt die Schafe vor den Wölfen!).

Die Deutsche Bischofskonferenz hat unterdessen vor einem deutschen Sonderweg gewarnt, wie in der Tageschau der ARD berichtet wurde.

Umfrage: Stimmen Sie den Forderungen der 143 Theologen zur Umgestaltung der katholischen Kirche zu?


05.02.11 MEDRUM Verteidigt die Schafe vor den Wölfen!
04.02.11 MEDRUM 143 Theologinnen und Theologen wollen die Katholische Kirche umgestalten

Leserbriefe

Abgesehen davon, daß die Forderungen völlig absurd sind: merken diese Leute wirklich nicht, wie unglaubwürdig sie sind. Auf der einen Seite verweisen sie auf die Mißbrauchsfälle und auf der anderen Seite fordern sie die Abschaffung des Zölibats, welcher nachweislich vor abartigen sexuellen Neigungen schützt (bis auf die berühmten Ausnahmen, welche die Regel bestätigen). Weiterhin fordern sie die Legalisierung weiterer Laster, wie Homosexualität und Ehescheidungen, mit der Möglichkeit einer Wiederverheiratung. Das beste ist, Ignorierung dieser zerstörerischen Aufrufe.

So eine Kirche, wie sie die genannten Theologen fordern, gibt es schon. In Deutschland alleine 23 Mal. Es sind die evangelischen-lutherischen Kirchen, die auch in Skandinavien vorherrschen. Wer sich bei den Katholiken nicht wohl fühlt, kann jederzeit konvertieren. Ich ermuntere die 143 Theologen, das schnellstens zu tun.

Diese Herren Universitätsprofessoren repräsentieren nicht den jungen Priester von heute. Ein altliberaler Katholischer Würdenträger klagte bei mir: die heutigen Jungpriester sind konservativer als wir früheren. Dabei sollten wir es auch belassen und nicht altliberales Gedankengut aufwärmen.

Die ständigen Bemühungen der kath. Kirche, sich der Gesellschaft anzupassen, haben zu dem Dilemma geführt, in dem sie heute steckt. Die 143 sogenannten Theologen sind nebst anderen Wichtigtuern in Wahrheit die potentiellen Totengräber der r.k. Kirche. Sie sollten sich dahin wenden, wo ihre Zwangsvorstellungen verwirklicht sind, und sich je früher desto besser von unserer heiligen Mutter Kirche verabschieden.

Es liegt doch auf der Hand, warum diese Damen und Herren nicht konvertieren wollen: Als wohl besoldete Beamte würden sie beim Übertritt in eine andere Glaubensgemeinschaft möglicherweise ihre Lehrbefugnis, damit auch ihren Beamtenstatus nebst üppigen Pensionsansprüchen verlieren. Also versucht man halt, die eigene Kirche seinen Vorstellungen dienstbar zu machen. Die Unterstützung durch die Mainstream - Medien ist ihnen hierbei ja gewiss.