05.11.10
SPD-Zeitung "Vorwärts" und Ex-Kanzler Schröder verbreiten abenteuerliche Visionen
Deutsche Evangelische Allianz entlarvt Ahnungslosigkeit des Vorwärts beim Versuch, Kanzlerin Merkel zu schaden.
(MEDRUM) "Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen", sagte einst Helmut Schmidt, der stets durch nüchternen Realitätssinn und hohe Kompetenz zu überzeugen wußte. Anders verhält es sich mit der SPD-Parteizeitung "Vorwärts" im Fall des Vergleichs der "Tea Party" in den USA mit der Deutschen Evangelischen Allianz. Der "Vorwärts" sieht Bedrohungen der Demokratie, wo sie am wenigsten zu finden sind, nämlich bei evangelikalen Christen. Die Ahnungslosigkeit des SPD-Sprachrohrs wird in einer Presseerklärung der Deutschen Evangelischen Allianz markiert.
Der "Vorwärts" behauptete, religiöser Fundamentalismus bedrohe die Demokratie. Das Parteiorgan verwies dabei auf einen Besuch von Vertretern der Evangelischen Allianz in Deutschland (DEA) Ende Oktober bei Bundeskanzlerin Angela Merkel. Im Online-Beitrag des Vorwärts war zu lesen: "Während Bundeskanzlerin Angela Merkel christliche Fundamentalisten im Kanzleramt empfängt und hinterher erklärt, sie nehme die Evangelikalen in Deutschland als besonders 'intensiv evangelische Christen' wahr, warnt ihr Amtsvorgänger genau davor."
Weiter wird Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder zitiert, der bei einem Besuch der privaten Universität Bucerius Law School in Hamburg gesagt hatte: "Religiöse Fundamentalisten, die sich für 'erleuchtet' halten, sind für Argumente nicht mehr zugänglich." Damit seien sie eine Bedrohung für die Demokratie. Der "Vorwärts" nannte als Beispiel die "Tea-Party-Bewegung", die in dem Beitrag als eine "christlich fundamentalistische Gruppe in den USA" bezeichnet wurde. Alt-Kanzler Schmidt habe vor einem Überschwappen des christlichen Fundamentalismus von den USA nach Deutschland gewarnt, so der "Vorwärts".
Jürgen Werth dazu: "Der Artikel macht deutlich, dass der Redakteur weder die politische Szene in den USA noch die christliche Szene in Deutschland kennt." Die "Tea-Party" sei keinesfalls eine christlich fundamentalistische Bewegung, sondern eine konservative Bürgerbewegung, die ausschließlich politische Ziele verfolge. Der Anteil christlich motivierter Mitglieder sei verschwindend gering. Dem "Vorwärts" ist offensichtlich nicht bekannt, daß die Besucher, die von der Kanzlerin empfangen wurden, genauso Mitglied der Evangelischen Kirche wie Gerhard Schröder sind. Werth, der selbst zur Delegation gehörte und sich als stellvertretendes Mitglied der EKD-Synode und als Mitglied der EKD-Kammer für weltweite Ökumene engagiert, merkt weiter an: "Ich verstehe nicht, wie man evangelische, meinetwegen auch 'intensiv evangelische' Christen als 'Bedrohung für die Demokratie' sehen kann." Die Evangelische Allianz sei beständig im Gespräch mit allen demokratischen Parteien in Deutschland, auch mit der SPD.
In welchem Maße der Vorwärts uninformiert ist, geht auch aus klaren Worten des ehemaligen EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber hervor, der vor zwei Jahren erklärte, Evangelikale Christen dürften nicht mit Fundamentalisten gleichgesetzt werden. Ebenso eindeutige Worte findet Michael Diener, Präses des pietistischen Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbands: "Wer evangelikale Christinnen und Christen auf diese Weise pauschal diffamiert und als Gefahr für unsere Demokratie darstellt, verkennt böswillig oder ignorant, dass substantielle Werte unseres demokratischen Gemeinwesens, wie etwa Menschenwürde, Meinungsfreiheit und Verantwortungsbereitschaft gerade von denen geachtet und gelebt werden, die sich biblisch-christlichen Maßstäben, wie Gottebenbildlichkeit jedes Menschen, Nächsten- und Feindesliebe, Schöpfungs- und Weltverantwortung verpflichtet wissen."
Für Jürgen Werth ist es ist offensichtlich, dass mit dem Beitrag im "Vorwärts" Bundeskanzlerin Merkel diskreditiert werden sollte. Der Versuch ist allerdings gründlich daneben gegangen. Wer einen Zusammenhang von Tea-Party-Bewegung' und Deutsche Evangelische Allianz glaubt herzustellen zu können, um damit der Kanzlerin zu schaden, weiß nicht worüber er spricht. Jürgen Werth nennt den Fehlgriff "schon sehr abenteuerlich." Der 'Vorwärts' zeigte sich, mit den Worten des Ex-Kanzlers Schröders gesagt, ebenso wenig "erleuchtet" wie Schröder selbst. Es ist nicht das erste Mal, daß Gerhard Schröder falsche Visionen über Demokratie verbreitet. Er irrte auch, als er den ehemaligen Staatspräsidenten Rußlands Putin als "lupenreinen" Demokraten bezeichnete. Auf sein Urteil ist also wenig Verlaß.
28.10.10 | Vorwärts | Religiöser Fundamentalismus bedroht Demokratie |
MEDRUM -> Gesterkamps Symbiose: "Familienfundamentalismus und Rechtsextremismus"
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Leserbriefe
Argumente und Demokratie
Mit den Argumenten ist es so eine Sache: Fundamentalistische Demokraten pflegen ja über eine Sache den Mehrheitsbeschluß. Auf Argumente kommt es da gar nicht an, allein welche Mehrheit wann und wie gezählt wird, zählt dann eben. Das Recht des Stärkeren in Form der größten Masse ist hier ideologisch institutionalisiert. Argumente braucht der fundamentalistische Demokrat letzten Endes am allerwenigsten. Er braucht nur eine Meinung - keine Wissenschaft, keine Beweise, nichts dergleichen: es wird abgestimmt und vermeintlich Recht "gesetzt". Und zwar auf Grundeis. Jeder bestimmt innert Sekunden über alle anderen, nicht aber mehr über sich selbst: Das eigene Leben ist in die Hände der Mehrheit gelegt. Da lege ich es doch lieber in Gottes Hand. Die Erfahrungen, die ich mit Gott gemacht habe sind entschieden besser als die, die ich mit dem Plebs machen mußte. Aber auch die Tyrannei der freiheitsfeindlichen und menschenfeindlichen demokratischen Bevormunder und Lebens-Beschränker wird zu Ende gehen. Gott sei Dank!
http://demokratie-rechtsstaat.blogspot.com
Demokratur
Die Diktatur der Demokratur hat meiner Meinung nach mit den 68er begonnen und ist heute in allen 5 Bundestagsparteien manifestiert. Heute ist es fast egal, wen man Wählt CDU, FDP, SPD, Grüne alles das Selber, Einzig und allein die Linkspartei ist noch ein viel schlimmeres Übel für Deutschland. Wer von der 68er Sozialistischen Linie abweicht ist ein 'Nazi', so wird auch die freie Meinungsäußerung in unserem Staat beschnitten. Gegenparteien sind momentan nicht in Sicht, alle viel zu unbedeutend. In Fragen, die die EU betreffen, den Gendermainstream, die Sexualisierung, den Erzkapitalistischen und Solidarität zerstörenden Amerikanismus, da sind sich die Parteien auch schon fast einig.
Was ich aber noch sehr schlimm finde ist, dass sich die Politiker von unserer deutschen Kultur und dem Deutsch sein total verfremdet haben. Das Volk ist so etwas wie eine Egalitätsmasse, das wird man auch in allen 5 Parteien finden. Lobbys wie die Frauenbewegungen tuen ihr übriges, um den Andersdenkenden ihre Ideologie (humanistische Ersatzreligion) aufzuzwingen. Überhaupt scheint es den 5 Parteien mehr oder weniger nur um diese Ideologien zu gehn und nicht um Sachthemen oder unsere Probleme gar. Zwischendurch wird dann die EU als Diktatur und Befehlsgewalt über unsere lokale Politik drübergestülpt und macht unsere kleinen Geschäfte kaputt, Volksbanken müssen wegen Brüssel plötzlich fusionieren. Und dann noch dieses, dass es billiger ist unsere deutsche 'Butter' nach Holland zu shippern und umzuetikettieren. Die EU ist wie Deutschland auch ein Selbstbedienungsladen der Lobbys.
Abenteuerliche Visionen des Vorwärts
Das Bedenkliche ist, dass solche Pamphlete unkritisch gelesen werden und dadurch die öffentliche Meinung beeinflussen, wobei von kirchlicher Seite nichts entgegengesetzt werden kann, weil sich die evangelische Kirche schon seit Jahrzehnten so intensiv dem Zeitgeist angepasst hat, dass sie kraftlos geworden ist. Es bleibt deshalb den einzelnen bekennenden Christen und ihren Zusammenschlüssen überlassen sich hier zu äußern und gegenzu- steuern, wozu es aber notwendig ist, dass sich diese allmählich vom Ideal "der Stillen im Lande" lösen.
Jörgen Bauer
SPD-Zeitung "Vorwärts" und Ex-Kanzler Schröder verbreiten abente
Es geht hier nicht um abenteuerliche Visionen des Vorwärts. Eher ist die medrum-Meldung abenteuerlich. In der beanstandeten „Vorwärts“-Meldung stand nämlich auch zu lesen: „Schröder berichtete von seinen Erfahrungen mit dem früheren US-Präsidenten George W. Bush, der sich selbst als „wiedergeborenen Christen“ bezeichnete. Dessen Begründung von politischen Entscheidungen durch ein religiöses Erlebnis sei gefährlich, so Schröder. Wenn Bush erklärt habe, eine Entscheidung im Gebet erfahren zu haben, sei eine politische Diskussion nicht mehr möglich gewesen.“, s. http://www.vorwaerts.de/artikel/religioeser-fundamentalismus-bedroht-dem.... Und auch dann, wenn Jürgen Werth es sagt, stimmt es nicht, dass die „Tea Party“ in den USA keinesfalls eine christlich fundamentalistische Bewegung sei. Richtig ist, dass sie sich nahezu zur Hälfte mit der christlich-konservativen Bewegung identifiziert, s. http://www.publicreligion.org/research/?id=386. Was man in den USA „Christian Conservative“ nennt, darf hier in Deutschland getrost als „fundmamentalistisch“ eingeordnet werden.
Redaktion:
1. Der von Ihnen angegebene Vorwärts-Artikel war bereits von MEDRUM als Link unterhalb des Artikels angegeben.
2. Wenn Ex-Kanzler Schröder wirklich aus einem Gesprächseindruck mit dem umstrittenen Ex-Präsidenten der USA glaubt, auf die Bedrohung der Demokratie durch Christen in Deutschland schließen zu können und der Vorwärts dies zur Unterstützung seiner Bedrohungsvorstellung (vielleicht auch eines Feindbildes) über die Deutsche Evangelische Allianz anführt, ist beiden - und jedem Anhänger solcher Thesen - anzuempfehlen, sich mit den Grundsatzpositionen der Evangelischen Allianz und ihrem Wirken in der Realität zu beschäftigen. Grundlage für MEDRUM ist sorgfältige Recherche und seriöse Analyse. Nur so kann desinformierenden Klischees und der Verbreitung von Feindbildern begegnet werden, wie es allzu oft unter Parteien üblich ist. Der Link zu den Grundsatzpositionen der Evangelischen Allianz: EAD: Zur Verantwortung der Christen in Staat und Gesellschaft. Wer hieraus eine Bedrohung der Demokratie in Deutschland folgert, verbreitet ebenso abenteuerliche Visionen.
3. Ohne hier die Partei von Jürgen Werth ergreifen zu wollen, ist es zudem abenteuerlich ihm zu unterstellen, er identifiziere sich mit Entscheidungspraktiken eines George W. Bush wie sie Ex-Kanzler Schröder beschreibt oder den Motiven und Vorstellungen der Tea-Party, vor allem dann, wenn er sich klar davon distanziert.
Jürgen Werth nichts unterstellt
Ich habe Jürgen Werth gar nichts unterstellt. Ich habe lediglich festgestellt, dass seine Behauptung, die "Tea-Party" sei keinesfalls eine christlich fundamentalistische Bewegung, deren Anteil christlich motivierter Mitglieder verschwindend gering sei, nicht stimmt.