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Scharf fokussiert


10.12.09

Scharf fokussiert

Dirk Ludigs vom Fernsehsender TIMM nimmt Protestaktion gegen Edith Düsing an der Uni Köln unter die Lupe

von Kurt J. Heinz

(MEDRUM) Ob Wissenschaftler wie Edith Düsing ein gestörtes Verhältnis zu Homosexualität hätten, wisse er nicht, daß aber ihre Kritiker ein gestörtes Verhältnis zur Freiheit hätten, sei gewiss. Dies folgert kein Geringerer als der Nachrichtenchef des Fernsehsenders TIMM, Dirk Ludigs, der selbst homosexuell orientiert ist. Eine solch klare Sicht wird auch von anderen erwartet.

ImageGegen Edith Düsing wird seit mehr als einem halben Jahr vom "Autonomen Lesben- und Schwulenreferat Köln" der Vorwurf der Homophobie erhoben. Ausgelöst wurde dies durch ihre Unterstützung der Erklärung "Freiheit und Selbstbestimmung" für die Rede- und Wissenschaftsfreiheit anläßlich des Marburger Kongresses für "Psychotherapie und Seelsorge" im Mai dieses Jahres. Am Montag wurde deswegen ihre Schillervorlesung an der Universität Köln mit einer Protestaktion für mehr als eine halbe Stunde lahmgelegt.

(Plakat zum Protestaufruf gegen Edith Düsing anläßlich ihrer Schillervorlesung links)

 

"Queeres Jakobinertum"

Unter der Überschrift "Queere Jakobiner" nimmt Dirk Ludigs in "queer.de" zu dem Vorgehen Stellung: "Die Freiheit der Wissenschaft und die Meinungsfreiheit gehören zu den höchsten Gütern unserer Grundordnung. Mutige Menschen haben sie zum Teil um den Preis ihres Lebens in den vergangenen Jahrhunderten gegen Kirchen und totalitäre Staatsformen errungen. Wer diese Freiheiten einschränken möchte braucht sehr gute Gründe. Die queeren Protestler von Marburg und Köln haben sie bis heute nicht vorgebracht. Wohl aber haben sie ihr gestörtes Verhältnis zur Freiheit selbst unter Beweis gestellt."

Ludigs stellt deutlich heraus, daß er die Meinung evangelikaler Christen nicht teilt. Wer sie aber verbieten wolle, mache den ersten Schritt zur Gesinnungsdiktatur, so Ludigs. Sowohl in Marburg als auch in Köln sei ein "queeres Jakobinertum" am Werk gewesen, das möglicherweise auch bereit gewesen wäre, die "sprichwörtlichen Guillotinen auszupacken", vermutet er.

Ludigs weiter: "Besonders augenscheinlich wurde das in der Kampagne gegen die Professorin Dr. Edith Düsing. Da fordern also Homosexuellen-Aktivisten ein Rede- und Berufsverbot für jemanden, dessen Gedankenverbrechen darin besteht, sich für die Rede- und Wissenschaftsfreiheit einzusetzen. Wie tief ist diese Bewegung nur gesunken! Auch wenn den Protestierenden, wie mir, die Richtung dieser Meinung und Forschung nicht passt: Die Grundrechte schützen eben nicht nur die richtige Meinung oder die kluge Forschung. Wer das nicht aushält, sollte sein Verhältnis zur Demokratie überprüfen."

Marburger Erklärung und Stellungnahme Düsings "smarter als ihre Kritiker"

Es geht Ludigs nicht darum, dem Protest und der Argumentation gegen fragwürdige Forschungsinhalte, Therapien oder religiöse Dogmen ihre Berechtigung abzusprechen. Was für ihn entscheidend ist, bringt er so auf den Punkt: "Es geht um den Ruf nach Verboten."  Deshalb nennt er Forderungen von Gruppen wie dem Kölner Lesben- und Schwulenreferat nicht nur "demokratisch fragwürdig", sondern auch "politisch dumm." Wer Denkverbote fordere, müsse doch wissen, wie sehr er damit seine Gegner stärke.

Die Marburger Erklärung für Freiheit und Selbstbestimmung, vor allem aber die Stellungnahme Edith Düsings von 7. Dezember - und das, sagt er, täte ihm als einem schwulen Veteranen durchaus weh - seien argumentativ smarter als ihre Kritiker. Er zieht das bemerkenswerte Fazit:  "Es wird Zeit, sich inhaltlich auseinanderzusetzen und das dumpfe Krakeelen einzustellen. Wer Mohammed-Karikaturen verteidigt, muss evangelikale Christen aushalten. Das Totschlagargument 'Homophobie ist keine Meinung', bei gleichzeitiger alleiniger Deutungshoheit des Begriffes 'homophob', ist rosa lackierter Totalitarismus."

Scharf fokussierte Sicht gewünscht

Eine solch scharf fokussierte Sicht der Dinge wünschen sich (nach Information von MEDRUM) offenbar auch etliche Professoren anderer Universitäten von ihrem Kollegen Axel Freimuth, dem Rektor der Universität Köln, und von Walter Pape, dem Prodekan der Philosophischen Fakultät.  Doch deren Sicht hingegen schein getrübt zu sein . Beobachter berichteten, Professor Pape habe bei der blockierten Vorlesung am Montag noch geäußert, er sei ganz auf der Seite der Lesben und Schwulen und dulde die in Rede stehenden Äußerungen nicht.

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Dirk Ludigs ist zurzeit Nachrichtenleiter des Senders TIMM, der ein Programm für schwule Männer anbietet. Zuvor war Ludigs Chefredakteur verschiedener bundesweiter Magazine ("Front", "Du & Ich"). Der Absolvent der Henri-Nannen-Schule arbeitete als Redakteur bei der Fernsehsendung "liebe sünde" (ProSieben) und lebte von 1996 bis 2001 als freier TV-Produzent in Los Angeles. Er ist darüber hinaus auch Bestseller-Autor von Ratgebern, darunter "Ran an den Mann" (dtv).


queer.de -> Standpunkt: Queere Jakobiner

Im Feuilleton der Tagespost -> Edith Düsing liest doch

MEDRUM -> Gegen Unterdrückung und Unfreiheit

MEDRUM -> Universität Köln: Ein ambivalenter Schauplatz

MEDRUM -> Aufruf Marburger Erklärung


 

Leserbriefe

Ich zolle Herrn Dirk Ludigs meinen Respekt!

http://www.donaustadtverlag.at

Hut ab, Herr Ludigs! Sie treffen voll ins Schwarze. Die Leserkommentare auf queer.de zeigen, wie recht Sie haben. Wenn man das Kind beim Namen nennt, kann man sich warm anziehen. Aggressivität reicht sich die Hand mit maßloser Übertreibung und Ausblendung nachprüfbarer Tatsachen. Die Infantilisierung der Gesellschaft zeigt sich hier am deutlichsten.

Solche Stellungnahmen wünsche ich mir mehr. Sie würden der einseitigen Diskussion sehr gut tun. Respekt für den Mut, den Herr Ludigs gezeigt hat.

Zu meinen Vorrednern: Klare Positionierung von Herrn Ludigs. Meine Begeisterung hält sich dennoch in Grenzen. Letztlich ist auch Dirk Ludigs Teil der Homosexuellen- Lobby, ob er will oder nicht. Der Zorn, den er gerade auf einschlägigen Seiten auf sich zieht, lässt sich auch anders erklären. Ich habe gegoogelt und fand bei amazon.de folgendes über den Autoren Ludigs (das Buch "Wolff"): "Er veranstaltete Dutzende Sexparties, unter anderem im Berliner KitKatClub". Er hat ein Zeichen gegen den unfairen Umgang mit Frau Düsing und für Redefreiheit gesetzt. Aber Entschuldigung, auf Dauer möchte ich als Christ mit solchen Leuten nichts zu tun haben!

Sollten Christen nicht froh sein, dass es Leute wie Herrn Ludig gibt? Sollten sie sich nicht ein Beispiel an Jesus nehmen? Hat er etwa gesagt, dass er mit "solchen Leuten" nichts zu tun haben will? Macht die Nächstenliebe vor Herrn Ludigs halt? Mir ist Herr Ludigs willkommen. Steht es uns zu, über ihn wegen seines Sexuallebens zu richten und ihn auszugrenzen? Hat er nicht das gleiche Recht, nach seiner Sexualmoral zu leben, wie uns als Christen es zusteht, unsere Sexualmoral zu leben? Und verbindet es uns nicht, darüber in freiem Geist und ohne Zwang oder Verbote zu streiten? Mir ist Herr Ludigs jedenfalls wesentlich sympathischer als mancher Christ, der Zwang über andere ausüben wollte. Auch Gott gibt dem Menschen die Freiheit, sich für oder gegen ihn zu entscheiden, aber er zwingt uns nicht zu sich. Und auch Sie sollen nicht gezwungen werden, mit Herrn Ludigs umzugehen, falls Sie sich nicht frei dafür entscheiden wollen. Sie müssen es ja nicht mit Begeisterung tun, Respekt und Toleranz genügen schon.