15.3.2008
Gründerin der Fokolar-Bewegung,
verstorben
Chiara Lubich, die Gründerin der Fokolar-Bewegung, starb in der Nacht zum Freitag im Alter von 88 Jahren im Fokolar-Zentrum Mariapoli bei Rom. Lubich war eine der international prägenden Gestalten des Laienkatholizismus und der Ökumene.
Kardinal Meisner nahm zu ihrem Tode im domradio des Erzbistums Köln Stellung: Sie hat aus einer persönlichen Situation Ende des letzten Weltkrieges versucht, das Evangelium zu leben in den Bedrängnissen des Krieges. Daraus ist die Fokularbewegung erwachsen, die heute auf der ganzen Welt verbreitet ist. Und namentlich in der kommunistischen Zeit in Mittel- und Osteuropa hat sie vielen Menschen wirklich geholfen ihre schwierige Situation als Christen zu bewältigen. Sie gehört zu den großen Zeugen des Glaubens im ausgehenden 20. und im Beginn des 21. Jahrhunderts und ihr Werk lebt weiter. Ich kann nur wünschen, dass jetzt die Mitglieder und Mitgliederinnen ihres Werkes, der Versuchung widerstehen - es nicht zur inneren Spaltung kommen zu lassen. Denn mit dem Tod eines Gründers einer geistlichen Bewegung ist die Gründerzeit vorbei und da zeigt es sich immer, dass dann der Teufel versucht Gegensätze aufbrechen zu lassen und Spaltungen hervorzurufen. Also ich bitte alle Mitglieder des Fokulars jetzt noch inniger zusammenzuhalten als vorher und Chiara Lubich ist ja nicht von uns weggegangen - sie ist uns nur vorausgegangen. Sie ist, wie ich das immer zu sagen pflege, am Grab eines lieben Menschen, sie ist aus der linken Hand Gottes in die rechte Hand Gottes übergewechselt und über das Herz Gottes bleiben wir mit denen die uns vorausgegangen sind in echter Kommunikation.
Zur Person von Chiara Lubich
Chiara Lubich (* 22. Januar 1920 in Trient, Trentino; † 14. März 2008 in Rocca di Papa, bei Rom) war die Gründerin der Fokolar-Bewegung. Ihren Taufnamen Silvia ersetzte sie 1943 durch Chiara, als sie das Gelübde für ein „geweihtes Leben" im dritten Orden der Franziskaner ablegte.
Schon in der Familie wurde Chiara Lubich mit der Auseinandersetzung zwischen Christentum und Marxismus konfrontiert: ihre Mutter war überzeugte Christin, ihr Vater Sozialist, ihr Bruder Redakteur bei der kommunistischen Zeitung L'Unità und während des italienischen Faschismus Partisan.
Chiara Lubich wurde zunächst 1938 Volksschullehrerin. Sie unterrichtete anschließend in verschiedenen Trentiner Dörfern und begann an der Universität Venedig das Studium der Philosophie. Eine Beendigung des Studiums war wegen des Krieges nicht möglich.
Geprägt durch die Erlebnisse des Krieges und ihr stark ausgeprägtes christliches und gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein gründete sie 1943 die Fokolar-Bewegung, deren Präsidentin sie bis zu ihrem Tod war.
Sie erwarb große Anerkennung durch ihre Bemühungen um die Ökumene und den interreligiösen Dialog. Für ihr Werk wurden ihr eine Vielzahl von internationalen Preisen und Ehrendoktoraten verliehen, u. a. der UNESCO-Preis für Friedenserziehung 1996 und der Menschenrechtspreis des Europarates 1998.
Sie war Ehrenpräsidentin der World Conference on Religion and Peace (WCRP).
Chiara Lubich erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, insbesondere auch das Große
Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland (2000)
Die Fokolar-Bewegung tritt für Dialog und Verständigung ein. Sie ist ein 182 Ländern vertreten und hat weltweit über zwei Millionen Freunde und Anhänger. Neben Katholiken gehören ihr Christen aus 350 Kirchen und Glaubensgemeinschaften sowie Gläubige anderer Religionen und Menschen unterschiedlicher Weltanschauungen an. Zu den Aktivitäten zählen soziale Initiativen und das Projekt „Wirtschaft in Gemeinschaft", dem rund 700 Unternehmen angeschlossen sind.
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