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Der Geist ist aus der Flasche


02.10.08

Der Geist ist aus der Flasche

Die Selbstzerfleischung in der CSU geht weiter - Auch Stoiber ist schuld

Ein Ausruf der Verwunderung von Karl Heine

(MEDRUM) Beckstein und Huber sind sich darin einig, dass es Stoiber war, der bei der Bayernwahl versagt hat. Jedenfalls kann das aus ihren jüngsten Äußerungen abgeleitet werden, die sie zu den Ursachen für das Landtagswahlergebnis abgegeben haben.

Bierzeltlaune kommt bei der CSU vorerst nicht so schnell auf. Weder bei den aktiven noch den ehemaligen Führungsköpfen. Zuerst die schmerzlichen Verluste bei der Landtagswahl, dann das Rücktrittsgeschehen auf Raten,  das Kandidatenkarussel im Stile eines Spiels ohne Grenzen, und nun eine Schuldigensuche, die ihren Zielpunkt bei Edmund Stoiber gefunden hat. Asche nicht über mein Haupt, sondern über das Haupt von Edmund Stoiber. Er war es, der mit seiner überzogenen Reformpolitik die jetzigen Stimmenverluste zu verantworten hat, lautet eine These von Günter Beckstein. Und Erwin Huber steht da nur wenig zurück, sondern bläst in das gleiche Horn. Er war es, der mit seiner Zögerlichkeit zwischen Berlin und München alles zum Wanken gebracht hat, ist aus seinem Munde zu hören.

Der Geist ist aus der Flasche und treibt weiter sein Unwesen. Er ist in so manche Köpfe gefahren und würde wohl selbst vor Franz-Josef Strauß nicht halt machen, wenn er noch unter den Lebenden weilen würde. In Ruhe wolle man jetzt über die Nachfolgefrage nachdenken. In Ruhe, wirklich in Ruhe? Wer will das glauben, bei all den Schlagzeilen, für die heute dieser und morgen jener aus den Reihen der Führungsriege der CSU sorgt. Wer will das glauben, wenn jetzt Innerstes nach außen gekehrt wird, mit dem die verletzte Seele offengelegt wird?

Wen auch immer es treffen mag, die Nachfolge von Beckstein zu übernehmen, er muß sich schon heute darauf einstellen, dass auch er seine Widersacher finden wird, spätestens nach der nächsten Wahl. Und dafür spricht einiges, wenn es der CSU nicht gelingen sollte, nun bald ihre Fassung wieder zu finden und noch als ein verlässlicher Partner für eine von ihr geführte Koalitionsregierung zu erscheinen. Franz Maget dürfte an all dem sein Gefallen finden und sich darin bestätigt fühlen, sich für das Amt des Ministerpräsidenten in einer Koalition mit Roten, Grünen, Freien und Liberalen anzubieten.

Wenn der Geist erst aus der Flasche ist, scheinen manche von allen guten Geistern verlassen zu sein. Auch christlicher Geist ist schwer zu erkennen. Und dies ist kein orientalisches Märchen, sondern weiß-blaue Wirklichkeit. Die Hoffnung ist wohl vergeblich, dass der bevorstehende Nationalfeiertag zur deutschen Einheit auch die CSU ihre Einheit wiederfinden lässt.


FAZ.NET -> Huber und Beckstein rechnen mit Stoiber ab 


MEDRUM-Artikel: -> Kandidatenflut in der CSU - Zweifeln und Staunen