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Ordensleute gegen Ausgrenzung


11.09.08

Ordensleute gegen Ausgrenzung

Vor den Gefängnismauern der Not

Am Samstag 3. Oktober 2008, 15 Uhr, findet eine Gebets- und Mahnwache vor
der Abschiebehaft in Berlin-Köpenick, Grünauerstr. 140 statt. Initiator sind Ordensleute der Jesuiten.

Die
Jesuiten laden herzlich dazu ein, an dieser Gebets- und Mahnwache für
die Schwachen teilzunehmen. Der Veranstalter sagt:

"Bei den Mahn- und Gebetswachen

  • hören wir die Geschichten der Gefangenen und sehen das Gefängnis;
  • stellen wir uns der Not der Inhaftierten, aber auch unserer
    eigenen Not angesichts des Unrechts deutscher Behörden, politischer
    Richtlinien, "Volksmeinungen", ... und unserer Hilflosigkeit, darauf
    angemessen zu reagieren;
  • singen wir und lesen aus der Bibel;
  • dann werden wir still und hören auf unser inneres Verlangen;
  • wir tauschen uns über die biblische Hoffnung aus;
  • nennen unsere Gefühle, suchen nach Symbolen unserer Klage und unseres Gebetes;
  • singen und bitten um Gottes Segen gegen das Vergessen und
    für den Mut, das zu tun, was jeder und jedem an seinem Ort möglich ist,
    damit unser Land einmal wegen seiner Gastfreundschaft gepriesen wird
    und wegen seines Einsatzes für mehr Gerechtigkeit zwischen den Völkern
    und Nationen ohne Rücksicht auf Rasse und Geschlecht.


Wir laden ganz herzlich dazu ein, mit uns etwa eine Stunde vor diesen Mauern zu stehen."

Seit September 1995 trifft sich die Gruppe "Ordensleute gegen
Ausgrenzung" regelmäßig vor der ehemaligen Frauenhaftanstalt der DDR.

Sie wurde für 26 Millionen DM zur Abschiebehaftanstalt für 350 Personen
umgebaut und im Oktober 1995 eröffnet. Für manche Menschen ohne
deutschen Paß ist der Aufenthalt nur von kurzer Dauer, andere können
dort - und zwar nicht wegen eines kriminellen Delikts - bis zu 1,5
Jahren inhaftiert werden. Menschen aus allen Kontinenten - vorwiegend aus Afrika, Asien und Osteuropa -- befinden sich in Abschiebehaft. Auch
Jugendliche, Schwangere, Eltern von kleinen Kindern, psychisch und
physisch Kranke sind unter ihnen. Die Bedingungen, unter denen sie
untergebracht sind, entsprechen weitgehend denen einer Strafhaft. Hinzu
kommt ein extremer psychischer Druck durch die Unsicherheit, wann und
wie die Haft enden wird: mit Abschiebung oder Entlassung. Die Menschen
werden häufig geradezu in Käfigen gehalten: in den Hafträumen ist ein
Meter vor dem Fenster oft noch ein Gitter. So können sie nicht an die nochmals vergitterten Fester treten, hinaussehen, sie öffnen oder schließen.

Mit der Gebets- und Mahnwache soll gegen die unwürdige Behandlung dieser Menschen in Not protestiert werden und über unsere Gesellschaft an diesem herausfordernden Ort - also vor den Mauern des
reichen Europas -- nachgedacht werden. Die Inhaftierten
sollen aus Europa verschwinden, sollen vor den Mauern Europas leben.
Wir wissen, dass in den letzten Jahren Menschen beim Grenzübertritt in
die EG starben, ähnlich wie an der alten Berliner Mauer.

"Wir stehen vor diesen Gefängnismauern mit unseren Grenzerfahrungen,
mit unserem Ärger und Schweigen.", so der Veranstalter. Er fragt, ober die Menschen vom europäischem
Festungsdenken starr geworden seien oder sich darauf vorbereiten, diese
Mauern und alle anderen unsichtbaren Mauern in unserer
Gesellschaft zu sprengen, die Mauern des Rassismus, der Ausbeutung, der Verachtung,
der Besitz- und Einflußsicherung, ...


Die Abschiebehaft in Berlin-Köpenick nahe Haltestelle Rosenweg Tram 68 (Verbindung zwischen S-Bahn Grünau und
S-Bahn Köpenick).


eMail-Kontakt: Jesuiten