Ulrich Horstmann und Gerald Mann: Bargeldverbot
Eine Rezension von Harald Seubert
(MEDRUM) In einer Vorlesungsreihe in München im November 2014 ließ der Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff durchblicken, dass Pläne zur Bargeldabschaffung in den US-amerikanischen Funktionseliten von Finanzwirtschaft und Politik bereits weit gediehen seien. Denkbar wäre eine weltweite konzertierte Aktion, denkbar auch ein Ineinandergreifen.
Auch die Pressestrategien zeichnen sich schon in Umrissen ab: Bargeld wird mit altmodischem Geschäftsgebaren, aber auch mit Kriminalität und fragwürdigen Methoden der Geldwäsche gleichgesetzt und damit für unattraktiv, letztlich für anachronistisch erklärt. Rogoff setzte bei seinen Vorlesungen bereits eine ungemein suggestive Darstellung mit Revolvern auf Dollarnoten ein.
Jene Szenarien sind Anlass eines bemerkenswerten Buches, das der Volkswirtschaftsprofessor Gerald Mann und der renommierte Analyst und Sachbuchautor Ulrich Horstmann gemeinsam verfasst haben: "Bargeldverbot". Dieses Buch ist mit hohem Sachverstand, argumentativer Präzision angelegt und zugleich überaus klar geschrieben.
Gerald Mann prognostiziert, dass die Bargeldabschaffung zunächst noch in einer breiteren Öffentlichkeit für unwahrscheinlich gehalten werde, um irgendwann als „alternativlos“ zu gelten. Diese Schrittfolge kennt man. Entworfen werden plausible Szenarien zu einer stufenweisen Abschaffung des Bargelds und es wird sehr deutlich gemacht, dass Bargeldabschaffung eine Abschaffung von Freiheit ist.
Der gläserne überwachte und betreute Mensch würde durch die Bargeldabschaffung noch flächendeckender Realität werden, als er es ohnehin schon ist. Größere Bargeldabhebungen, die in Zeiten der Bankenkrise ein Gebot der Vernunft sein können, würden unmöglich gemacht. Durch Transaktionsgebühren und -steuern könne eine weitere schleichende Enteignung betrieben werden. Dies brächte Steuermehreinnahmen mit sich, die einem von den im guten Sinn liberalen Verfassern kritisch gesehenen aufgeblasenen Bürokratie- und Wohlfahrtsstaat nutzen würden. Profitieren würden auch die Banken.
Bargeldabschaffung ist also aus dem Stoff, aus dem auch die andauernde Finanz- und Wirtschaftskrise besteht. Sie würde eine schleichende Enteignung bedeuten. Im Sinn der Österreichischen Schule der Nationalökonomie (von Mises, von Hayek) entwerfen die Autoren auch konstruktive Gegenvorschläge. Sie sehen in den Transaktionssteuern „Konsumverweigerungsteuern“. Währungsreformen können – und dahin geht die Tendenz – manipulierenden Charakter haben. Die Autoren votieren stattdessen für eine Rückkehr zu wertgedecktem Geld. Sie scheuen sich auch nicht vor konkreten Handlungsempfehlungen: Edelmetalle (nicht nur Gold, sondern vor allem Silber), aber mehr noch die Investition in Humankapital erweisen sich als krisenresistent. Der Erwerb von Immobilien kann hingegen langfristige Risiken bergen.
Dass die drohende Bargeldabschaffung ein Symptom ist und ein Umdenken dringend geboten sein lässt, zeigen die Autoren klar und deutlich. Sie haben einen realistischen makroökonomischen Blick, wie man ihn bei ökonomischen Spieltheoretikern vergebens sucht. So plädieren sie für die Rückkehr zu einem schlanken, effizienten Staat, der die Freiheitsrechte seiner Bürger sakrosankt hält. Und sie sprechen sich auch, mit keinem geringeren Zeugen wie Paul Kirchhof, für einen grundrechtlichen Schutz auf Geldeigentum aus.
Klug ist dieses Buch auch darin, dass es eine entschieden liberale Konzeption entwickelt, den Spekulationen durch Hedgefonds und Negativwetten aber eine Absage erteilt. Die Autoren warnen, schüren aber keineswegs Panik. Sie haben nichts mit Verschwörungstheorien im Sinn, denken aber Weichenstellungen zu Ende, die fatal sein können. Dabei sensibilisiert ihr Buch für einen Trend, der in manipulatorischer Weise kommuniziert wird.
Die Argumente, die man von den Bargeldabschaffern zu erwarten hat, halten, wie sich zeigt, einer klaren Prüfung nicht stand. Steuerhinterziehung in großem Rahmen wird man keineswegs durch Bargeldabschaffung überzeugend bekämpfen können. Aus christlicher Sicht ist es bemerkenswert, dass in der Offenbarung 13, 16 f. im Blick auf das Reich des Antichrist davon die Rede ist, „dass alle, die Kleinen und die Großen, die Reichen und die Armen, die Freien und die Sklaven ein Malzeichen auf ihrer rechten Hand oder auf ihrer Stirn anbringen und dass niemand kaufen oder verkaufen kann, wenn er nicht das Malzeichen nämlich den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens hat“. Wie immer dies zu verstehen ist, - der Weg zur Bargeldabschaffung führt, wie Mann und Horstmann zeigen, keineswegs zu einem Mehr an Freiheit. Ganz im Gegenteil. Es könnte ein Weg zur Hölle sein, der – wieder einmal – mit guten Absichten gepflastert ist.
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Ulrich Horstmann und Gerald Mann: Bargeldverbot. Alles, was Sie über die kommende Bargeldabschaffung wissen müssen.
Mit einem Vorwort von Robert Halver. Darin sagt er: "Nie mehr Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit oder Drogenkriminalität. Na, wenn das keine Mega-Alibis für die Abschaffung des Bargelds sind. Reden wir jetzt immer noch von Utopie oder schon von Perspektive?"
München 2015: FinanzBuch Verlag.
ISBN Print: 978-3-89879-933-1.
Paperback, 122 Seiten
Preis: € 6, 99.
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Der Autor des Buches, Gerald Mann, gehörte in der Sendung Fakt ist (21.03.16) zu den geladenen Experten.
Zur Mediathek der Sendung Fakt ist: http://www.mdr.de/mediathek/fernsehen/a-z/sendung646204_ipgctx-false_zc-ba8902b5_zs-73445a6d.html
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Dr. Harald Seubert ist Professor für Philosophie und Religionswissenschaft und Fachbereichsleiter Religions- und Missionswissenschaft an der STH Basel, sowie nebenamtlicher Dozent an der Hochschule für Politik, Bavarian School of Governance München. Zahlreiche Buch- und Aufsatzpublikationen. Verwalter des geistigen Erbes von Günter Rohrmoser. Jüngste Veröffentlichungen: Religion. Eine Einführung. München 2009; Jenseits von Sozialismus und Liberalismus. Gräfelfing 2010; Glaube und Vernunft: Christliche Religionsphilosphie. München 2011.
Seubert ist Mitautor des Buches "Vergewaltigung der menschlichen Identität - Über die Irrtümer der Gender-Ideologie".
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