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Agens e.V. vom Miteinander enttäuscht


04.07.11

Agens e.V. vom Miteinander enttäuscht

Reformbereitschaft für eine Neuausrichtung der Geschlechterpolitik beim Wissenschaftszentrum Berlin nicht erkennbar

(MEDRUM) Die Hoffnung der Arbeitsgemeinschaft zur Verwirklichung der Geschlechterdemokratie (Agens e.V.), mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) in eine Reformdiskussion über die Frage eintreten zu können, wie es mit dem Verhältnis von Mann und Frau in der deutschen Gesellschaft weitergehen soll, ist bei einer Podiumsdiskussion in Berlin enttäuscht worden.

Hochkarätige Experten des WZB, an der Spitze die WZB-Präsidentin Jutta Allmendinger, und Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Agens e. V. sowie des Vereins "Frau2000Plus" diskutierten am 27. Juni 2011 über ihr Verständnis von Mann und Frau in einer gleichberechtigten Gesellschaft. Unter der Überschrift "Mann und Frau - Wie soll es weitergehen?" wollte Agens mit dieser Podiumsdiskussion in einen fruchtbaren Diskurs eintreten (→ Information zur Veranstaltung). Rollenbilder, die zu einseitig feministisch geprägten Rollenbildern und gesellschaftlichen Entwicklungen geführt haben, wollte Agens kritisch durchleuchten und überdenken. Das zukünftige Verhältnis von Frau und Mann in der Gesellschaft und Ansätze für eine Reform, wie das Miteinander von Mann und Frau künftig besser gestaltet werden kann, sollten ins Blickfeld eines Dialogs rücken, der darum bemüht sein sollte, bisher vernachlässigten Bedürfnissen von Männern in der Geschlechterpolitik künftig besser gerecht zu werden.

Doch die Erwartungen haben aus Sicht von Agens zumindest einen kräftigen Dämpfer erfahren. Die Präsidentin des WZB Jutta Allmendinger habe zu erkennen gegeben, daß sie in diesem Bereich auf einen vorgeschriebenen Diskurs festgelegt sei und für eine Reformdiskussion kaum in Frage komme, so der Vereins Agens, der sein Resümee unter der Überschrift  "Diskursverweigerung" gezogen hat. Nach Einschätzung von Agens habe sich Allmendinger offenbar gezwungen gesehen, alles zu vermeiden, was zu einem "Rückfall in die alten Rollenbilder" durch "Männerrechtler" kommen könne. Allmendinger habe die Veranstaltung denn auch folgerichtig mit der Feststellung geschossen, sie lehne jeden weiteren Dialog ab. Der Bericht der Zeitung "Der Freitag" spiegelt dieses kritische Fazit wider. Wie es weitergehen sollte, sei am Ende nicht geklärt worden, so die Zeitung. Am Ende habe Prof. Allmendinger vor einem Backlash gewarnt, der mit reinen Befindlichkeitserklärungen einhergehe und weniger mit der Realiät zu tun habe.

Der Verlauf der Veranstaltung ist für Agens allerdings kein Grund, sich entmutigen zu lassen. "Agens macht weiter, mit verstärkter Kraft auf anderen und eigenständigen Wegen", kündigte der Verein nach der Veranstaltung an.

Zu den Gründungsmitgliedern von Agens e.V. gehören insbesondere der Publizist Eckhard Kuhla, der Soziologe und Professor em. des Instituts für Geschlechter- und Generationenforschung Bremen, Gerhard Amendt, und Karl-Heinz van Lier, Leiter des Bildungswerks Mainz der Konrad-Adenauer-Stiftung. Der Verein will die Wege für ein neues Miteinander zwischen Mann und Frau gestalten helfen. Agens will dazu die Legitimation der bisherigen Genderideologie hinterfragen, deren Ziel die Polarisierung und nicht die Konfliktlösung sei.

Weitere Information über Agens e.V. → http://agensev.de


29.06.11 Tagesspiegel Geschwächte Geschlechter
28.06.11 Der Freitag Geschlechterdebatte im WZB
25.03.11 FAZ Geschlechterdebatte: Doppelstandards der Gleichstellung
01.11.10 MEDRUM Agens e.V. mit Abgeordnetencheck gegen Männerfeindlichkeit
31.10.10 Freie Welt Männerfeindlichkeit stoppen

Leserbriefe

Was mich hier irritiert, ist die Frage, was es hier überhaupt zu diskutieren gibt. Leben wir nun in einer freien Gesellschaft, wo jeder sein Familienleben so einrichten kann, wie es ihm gefällt oder werden wir von sogenannten "Experten" bevormundet, die uns vorschreiben, wie wie wir zu leben haben und dann diese "richtige Art zu Leben" durch allerlei Vorschriften und Hindernisse für Andersdenkende indirekt erzwingen? Zu diesem Eindruck könnte man kommen, wenn man die ständigen Diskussionen verfolgt. Unklar bleibt warum sich das die Leute bieten lassen.

Zu Ihrer Frage "Leben wir nun in einer freien Gesellschaft" ein klares jein. Welche junge Frau kann sich denn heute noch "frei" zu einer Mutterrolle bekennen, ohne von den Geschlechtsgenossinen mitleidsvoll angeblickt zu werden? Und welcher junge Mann traut sich überhaupt noch zur Emanzipation etwas kritisches anzumerken, angesichts einer Meinungsgleichschaltung in Politik und Medien? Beispiele für eine Reihe von Unfreiheiten in unserer Gesellschaft, die danach rufen, diskutiert zu werden. Ich glaube, dass die mentale Klufft zwischen den Geschlechtern selten so hoch war wie heute. Das mag unter anderem daran liegen, dass von emsigen Meinungsmachern und Meinungsmacherinnen eine Art ideologische Feindschaft zwischen Frau und Mann in die Diskussion hineingetragen wurde. Die Plakatwerbung von ARD und ZDF zur Frauenfußball-WM mit Slogans wie "Jungs, wir rächen Euch" und "Der 3. Platz ist was für Männer" scheint zunächst einmal witzig. Ist aber gleichzeitig ein Beispiel dafür, wie Emanzipation nicht nur an Männern vorbei, sondern jetzt auf deren Kosten betrieben wird.