Inszenierung für Obama-Besuch erregt Kritik in den USA über unterwürfige Deutsche
Partei der Republikaner über Barack Obamas PR-Besuch verärgert
(MEDRUM) Der Besuch des US-Präsidentschaftsbewerbers Barack Obama in Deutschland hat in den USA zu massiver Verärgerung geführt. Der Sprecher des republikanischen Bewerbers John McCain nahm Anstoß an der Reise von Obama und erklärte, Obama habe unterwürfige Deutsche getroffen, anstatt verwundete US-Soldaten zu besuchen.
Die "Süddeutsche Zeitung" kritisiert die Äußerung als Beleidigung der Deutschen und schreibt, der McCain-Sprecher könne offenbar die Irakkrieg-Absage
der Deutschen nicht verwinden. Dieser Begründung fehlt jedoch die logische Plausibilität. Die Analyse der SZ ist oberflächlich. Sie zeigt ein erschreckendes Defizit für das Verständnis von Zusammenhängen. Die deutsche Absage an den Irak-Krieg zeigte das Gegenteil. Nicht Kriechertum, sondern Mut zu einer selbstbewußten Position hat die deutsche Regierung bei ihre Haltung zum Irak-Krieg gezeigt.
Die aktuelle Verärgerung der US-Republikaner dürfte vielmehr darin liegen, dass Deutsche zum willfährigen Wahlkampfgehilfen geworden sind, indem sie die Inszenierung eines Besuches als wählerwirksame PR-Tour ermöglicht haben. Dafür haben sich deutsche Stellen entweder unbedacht gebrauchen lassen oder gar aus gezielten Gründen zu Gunsten von Obama mitwirken wollen. Beides war unangebracht.
Die Rede von Obama vor der Siegessäule wurde zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gehalten. Wenn sich Obama im Ausland kundig machen will, sind Gespräche und Besuche, aber keine Reden angesagt, schon gar nicht vor den Deutschen. Er stellt sich nicht den Deutschen, sondern den Amerikanern zu Wahl. Warum also zu diesem Zeitpunkt eine Rede über seine außenpolitische Ziele an die Deutschen? Die Gründe liegen auf der Hand und das Kalkül ging auf. Die Deutschen lieferten die Jubelkulisse, die er als Kandidat der Partei der Demokraten in den USA-präsentierten wollte. Eine Punktlandung also für die Wahlkampfberater von Obama.
Aus dieser Sicht ist die Verärgerung der Republikaner über eine derartige Mitwirkung und Parteinahme im US-Wahlkampf ist verständlich. Dabei sind es nicht die Berliner Bürger, denen ein Vorwurf gemacht werden kann - sie haben freundschaftliche Verbundenheit mit den USA gezeigt -, sondern diejenigen Stellen, die den Auftritt von Mc Cain vorbereitet und für die Berliner Kulisse gesorgt haben. Es wäre besser gewesen, Obama hätte sich bei seinem Wahlkampfbesuch amerikanischer Kulissen bedient und die deutschen Stellen hätte ihm von seiner Rede abgeraten, anstatt sie zu inszenieren. Hier handelte es sich schließlich nicht um den Besuch eines ausländischen Regierungsgastes. Auch aus dieser Sicht ist den US-Republikanern zuzustimmen, wenn sie sagen, Obama hätte besser verwundete US-Soldaten besuchen sollen. Ein Amerikaner hätte dann zu Amerikanern gesprochen und den Deutschen hätte man kaum den Vorwurf unterwürfiger Wahlkampfhilfe machen können. Die Rede von Obama in Berlin hätte also erst nach einem möglichen Wahlsieg als dann neuem US-Präsidenten stattfinden sollen. Sollte er die Wahlen gewinnen, dürfte es jedoch unwahrscheinlich sein, dass er diese Rede in allzu naher Zukunft wiederholen könnte. Es müsste dann schon eher eine Dankesrede für gute Wahlkampfunterstützung an die Deutschen sein.
Artikel "Süddeutsche Zeitung" -> "Kriecherische Deutsche"