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"Kirchliche Adelung" homosexueller Partnerschaften im Pfarrdienst abgelehnt


29.04.11

"Kirchliche Adelung" homosexueller Partnerschaften im Pfarrdienst abgelehnt

Initiativkreis Evang. Kirchenprofil begrüßt Entscheidung der badischen Landessynode

(MEDRUM) Der «Initiativkreis Evang. Kirchenprofil» hat es begrüßt, daß die Frühjahrssynode der Evangelischen Landeskirche in Baden die Regelung der EKD-Synode, homosexuelle Partnerschaften im Pfarrdienst als eine mit der Ehe und Familie gleichwertige Lebensgemeinschaft einzustufen, nicht übernommen wurde. Dem Versuch, das "idealisierende Konstrukt Lebenspartnerschaft kirchlich zu adeln", so der Initiativkreis, ist damit widerstanden worden. Doch mit diesem Synodalbeschluss sei die theologische Arbeit keineswegs beendet, sondern in Wahrheit erst eröffnet, heißt es in einer heute herausgegebenen Pressemitteilung des Initiativkreises.

Wie MEDRUM berichtete, stieß das von der EKD-Synode einstimmig verabschiedete neue Pfarrdienstgesetz in der badischen Landeskirche auf zum Teil erhebliche Kritik bei den Gemeindegliedern. Zwar hatte Landesbischof Ulrich Fischer das neue Kirchenrecht bei seiner Einführung in der EKD-Synode im November 2010  als epochales Werk gelobt und plädierte auch vor der badischen Landessynode für einen liberalen Kurs, doch in Hinblick auf Pfarrdienst und homosexuelle Partnerschaften folgte die Synode nicht der Linie des Bischofs. Nach intensiver und kontrovers geführter Debatte im Hauptausschuß verzichtete das badische Kirchenparlament wegen des mangelnden Konsenses darauf, eine gesetzliche Regelung nach dem Muster des vom Rat der EKD vorgelegten Pfarrdienstgesetzes zu treffen.

Auch der Initiativkreis Evang. Kirchenprofil, zu dessen Gründung der ehemalige Oberkirchenrat der badischen Landeskirche, Klaus Baschang, wesentliche Anstöße gab, vertritt eine andere Auffassung als Landesbischof Fischer. Während Fischer die Bekenntnisgrundlagen von den neuen Regelungen nicht berührt sah und er vor der Landessynode auch Übereinstimmungen mit dem Gnadauer Gemeinschaftsverband herausstellte, steht für den Initiativkreis eine Gleichsetzung homosexueller Partnerschaften mit Ehe und Familie im Widerspruch zum biblischen Zeugnis.  Das EKD-Pfarrdienstgesetz trägt eher zur Verschärfung als zur Minderung von Spannungen bei, heißt es in der Stellungnahme des Initiativkreises. MEDRUM dokumentiert die Stellungnahme im Wortlaut:

Die überdurchschnittlich hohe Zahl von 51 Eingaben zum § 39 des Pfarrdienstgesetzes (Ehe und Familie) bei der Badischen Frühjahrssynode zeigt, dass die theologisch-geistliche Wahrheitsfindung mit den 2010 einheitlich angenommenen Beschlussformulierungen der EKD-Synode keineswegs abgeschlossen ist. Rund zwei Drittel dieser Eingaben richteten sich gegen den Versuch, das idealisierende Konstrukt „Lebenspartnerschaft" der staatlichen Gesetzgebung dadurch „kirchlich zu adeln", dass die Pfarrämter für homosexuelle Partnerschaften geöffnet und solche Zusammenschlüsse de facto mit Ehe und Familie gleichgesetzt werden.

  • Bei der von der EKD-Synode in Hannover beschlossenen Textfassung des § 39 im Kontext der Erläuterungen handelt es sich um ein kirchenpolitisches Verhandlungsergebnis, das im Widerspruch zum biblischen Zeugnis steht. Indem die biblischen Gebote aus dem kanonischen Zusammenhang gerissen und nach abstrakten Prinzipien umgedeutet werden, bricht der Text mit der Geschlechter- und Sexualethik, die in der weltweiten Christenheit von Beginn an gemeinsame Überzeugung war und ist.
  • Hintergrund für den Synodal-Text und seine Begründung ist die seit Jahren währende EKD-weite Oberflächlichkeit in der Klärung theologisch-hermeneutischer Grundfragen; hierzu gehören die häufig benannten Schwachstellen im EKD-Text 57 („Mit Spannungen leben"), der die absurde Vorstellung von einer ethisch gestaltbaren Sünde vertritt.
  • Das EKD-Pfarrdienstgesetz bietet mit der Formulierung „familiäres Zusammenleben" im § 39 eine vernebelnde Öffnungsformel, die unter bewusstem Verzicht auf geistliche und begriffliche Klarheit die Landeskirchen EKD-weit langfristig gleichschalten soll, in Wirklichkeit aber, wie sich zeigt, die Spannungen innerhalb der EKD verschärft.
  • Die theologisch-ethische Urteilsbildung leidet derzeit unter einer hochgradig selektiven Wahrnehmung der humanwissenschaftlich festgestellten Wirklichkeit zu Homo- und Bisexualität. Dies wiederum hat zu erheblichen Defiziten in der Seelsorge an betroffenen Personen geführt.
  • All dies trägt dazu bei, dass die ideologischen Argumentationsmuster, die der Selbstrechtfertigung der politischen Schwulen- und Lesbenbewegung dienen, das kirchliche Denken vielfach beeinflussen und die Bindung an den lebensdienlichen biblischen Realismus in kirchlichen Verlautbarungen oftmals verdrängen.

Wir begrüßen, dass die Landessynodalen sich mit Mehrheit dagegen entschieden haben, den Formulierungen des § 39 der EKD-Synode zuzustimmen. Insgesamt weisen die genannten Missstände darauf hin, dass das reformatorische Verständnis von Gesetz und Evangelium wiederentdeckt und in Lehre, Verkündigung und Seelsorge neu und konsequent vertreten werden muss. Die theologische Arbeit ist mit diesem Synodalbeschluss keineswegs beendet, sondern in Wahrheit erst eröffnet.

Der Initiativkreis Evang. Kirchenprofil (IK EKP) ist ein Zusammenschluss von Professorinnen und Professoren der Theologie und Philosophie, von Pfarrern, Philologen und Pädagogen sowie besonders engagierten protestantischen Christen. Anliegen des Initiativkreises ist es, einen Beitrag zur Schärfung des Profils in der EKD zu leisten, um das Vertrauen in die Kirche zu stärken. Der Initiativkreis wird von weit mehr als 1000 Personen unterstützt (Unterstützerkreis: www.medrum.de/node/7600).

Stuttgart, 28. April 2011

Initiativkreis Evang. Kirchenprofil, Prof. Dr. Dr. habil. Rainer Mayer, Stuttgart,
Email: info.kirchenprofil@medrum.de
Internet: www.medrum.de/content/initiativkreis-evang-kirchenprofil
Fax: 03222-9967753

Wie aus dem Initiativkreis gegenüber MEDRUM festgestellt wurde, sieht er bei seiner theologischen Analyse eine weitgehende Übereinstimmung mit der Haltung des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, dessen Vorsitzender Michael Diener keinen Zweifel daran gelassen habe, daß die homosexuelle Praxis Gottes Willen widerspricht. Bedauerlicherweise sei dies von Landesbischof Fischer, als er sich bei seinem Bericht vor der Landessynode auf Diener berufen habe, jedoch unerwähnt geblieben und habe Anlaß zu erheblichen Irritationen gegeben. Der Initiativkreis Evang. Kirchenprofil will demgegenüber für Klarheit sorgen, die sich an dem Leitwort ausrichtet: "Berufen zu Zeugen des Evangeliums - und seiner lebenserneuernden Kraft".


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