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Versucht Guttenberg Veröffentlichung des Gutachtens über Doktorarbeit zu verhindern?


09.04.11

Versucht Guttenberg Veröffentlichung des Gutachtens über Doktorarbeit zu verhindern?

Statt Unterstützung der Aufklärung des Täuschungsvorwurfs kommt der Verdacht auf den Versuch der Vertuschung auf

(MEDRUM) In ihrem Gutachten über die Doktorarbeit des CSU-Politikers Freiherr zu Guttenberg kommt die Universität Bayreuth zu dem Schluß, daß bei der Erstellung der Doktorarbeit des ehemaligen Verteidigungsministers Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg absichtlich abgeschrieben worden sein muß. Doch, statt eine Aufklärung der Öffentlichkeit zu unterstützen, versuchen die Anwälte des Freiherrn zu Guttenberg laut Süddeutscher Zeitung offenbar, eine Veröffentlichung des Gutachtens zu verhindern.

Die bisher unbeantwortete Schlüsselfrage in der Affäre um die Doktorarbeit von Freiherr zu Guttenberg lautet: Wurde bei der Erstellung seiner Doktorarbeit nur versehentlich oder absichtlich abgeschrieben? Nachdem Guttenberg zuerst bestritten hatte, daß seine Doktorarbeit ein Plagiat ist und alle darauf bezogenen Vorwürfe als "abstrus" zurückwies, räumte er später bei Bekanntwerden von Einzelheiten über die Verwendung fremder Texte ein, daß bei der Erstellung seiner Doktorarbeit gravierende Fehler gemacht worden seien, bestritt aber bis zuletzt energisch, daß absichtlich getäuscht worden sei.

Die Frage, ob ein Täuschungsversuch vorgelegen hat oder ob nur versehentlich abgeschrieben wurde, war Gegenstand weiterer Untersuchungen der Universität Bayreuth, die Freiherr zu Guttenberg bereits zuvor den Doktortitel aberkannt hatte, weil seine Dissertationsschrift in erheblichem Umfang gegen zwingend einzuhaltende Regeln verstößt. Nach Information der Süddeutschen Zeitung ist die Universität Bayreuth bei der Erstellung ihres Gutachtens jetzt zu dem Urteil gekommen, daß bei der Doktorarbeit von Freiherr zu Guttenberg absichtlich abgeschrieben worden sein muß. Die Universität stellte fest, daß "Ausmaß und Art der Plagiate in Guttenbergs Doktorarbeit" keinen anderen Schluss zulassen.

Obwohl zu Guttenberg vorher erklärt hatte, er werde alles tun, um die Vorwürfe aufzuklären, haben die von ihm beauftragten Rechtsanwälte offenbar jetzt Vorbehalte gegen eine Veröffentlichung des Gutachtens angemeldet. Die Süddeutsche Zeitung hierzu: "Veröffentlichen darf die Hochschule ihre Analyse noch nicht - Guttenbergs Anwälte haben etwas dagegen." Die Tagesschau der ARD meldete: "Guttenberg sperrt sich gegen Aufklärung".

Ein Versuch Guttenbergs, eine öffentliche Bekanntmachung des Untersuchungsergebnisses zu verhindern, lässt den Verdacht aufkommen, daß er das Bekanntwerden der Fakten und Einzelheiten des Untersuchungsergebnisses als für ihn schädlich fürchtet. Doch dies wäre das Gegenteil von Aufklärung und könnte als Versuch gedeutet werden, Verfehlungen vertuschen zu wollen.


09.04.11 Spiegel Guttenbergs juristische Doktorspiele
08.04.11 ARD Guttenberg sperrt sich gegen Aufklärung
08.04.11 Tagesspiegel Guttenberg will Untersuchungsergebnis unterdrücken
08.04.11 Süddeutsche Zeitung Gutachten: Guttenberg hat absichtlich abgeschrieben
24.02.11 WELT Uni Bayreuth überprüft möglichen Täuschungsvorsatz
24.02.11 Frankfurter Rundschau Unvorstellbare Raffinesse und Frechheit
24.02.11 Hamburger Abendblatt Guttenberg bei Plasberg: Deutschland schreibt sich ab
24.02.11 WELT Bei Plasberg erhält Guttenberg evangelischen Beistand
24.02.11 WELT Der moralische Anspruch des geständigen Sünders
24.02.11 Süddeutsche Zeitung Guttenberg im Bundestag auf der Anklagebank
23.02.11 FAZ Der Fall Guttenberg: Nicht der Herr des Verfahrens
23.02.11 MEDRUM Universität Bayreuth erkennt zu Guttenberg den Doktor-Titel ab