02.02.10
Kristina Köhler im Focus: Gegen staatliche Bevormundung der Familie
Kommentar von Albert Wunsch
(MEDRUM) In ihrem Gastbeitrag im „Focus" (23.01.2010) kritisiert die neue Bundesfamilienministerin Kristina Köhler die staatliche Förderung eines „mit einer bestimmten Rollenverteilung verbundenen Familienmodells". Den Ausführungen der Ministerin ist nur zuzustimmen, wenn sie die staatliche Förderung kritisiert. Ja, der Staat soll statt dessen die „Übernahme von Verantwortung unterstützen egal in welcher Form dies geschieht", so Köhler.
Dieser Forderung kann sich eigentlich kein sachlich denkender Mensch verschließen. Ob der noch recht jungen Ministerin jedoch bewusst ist, dass damit - wenn auch indirekt - die traditionelle Familie wieder stärker ins Blickfeld rücken würde, ist mir nicht klar. Fakt ist jedenfalls, dass mit einer solchen Forderung der seit Jahren zu gut 80% aus Steuermitteln finanzierte Krippenausbau sofort zu stoppen ist. Denn der Staat mischt sich in eklatanter Form in die Familie ein, wenn er Mütter und Väter gleichermaßen animiert, möglichst schon im Säuglingsalter wichtige Kommunikationsprozesse in Kinderzimmer und Küche für bedeutsame Stunden im Stich zu lassen, um den Nachwuchs bei Kitas oder Tagesmüttern abzugeben. Stattdessen hat sich der Staat, auch angesichts der leeren Kassen, darauf zu beschränken, die Rahmenbedingungen für ein optimales Aufwachsen von Kindern zu fördern. Bezogen auf die sicher dann auch reklamierten Krippenplätze hätte er die Aufgabe, deren Ausbau so anzuregen, wie dies für die öffentliche Hand auch in anderen Bereichen - wie beispielsweise beim familiengerechten Wohnungsbau, der Versorgung mit Ärzten oder einer wohnortnahen Einkaufsmöglichkeit - selbstverständlich ist. Alles muss ausreichend vorhanden sein! Und so wie in diesen drei Beispielen der Staat mit der Übernahme dieser Aufgabe selbstverständlich weder die Miete, noch die Arzt- oder Einkaufsrechnung zu 80% per Subvention übernimmt. genauso so würden auch jene Eltern, welche Kitas- oder Tagesmütter nutzen, die Rechnung selber begleichen. Die Ministerin hat Recht: ‚Nicht Formen sondern die Qualität eines förderlichen Zusammenlebens sind zu fördern.
Hier wird dafür plädiert, Lebens- und Betreuungsmodelle weder gegeneinander auszuspielen noch einzelne zu bevorzugen. Auch bringt eine Unterscheidung nach 'modern' oder 'von gestern' keinem Kind etwas, weil damit nichts über die Qualität der Erziehung und Beziehung in einer Familie ausgesagt wird. Und natürlich sind auch Tagesmütter und Krippen wichtige Einrichtungen, aber weshalb wird die Erziehung in einer Krippe z.B. mit Beträgen von 600,- bis 1.200,- Euro pro Monat gefördert (je nach Alter des Kindes differierend), während die elterlich Erziehung leer ausgeht? Oder muss es soweit kommen, dass bald einige junge Familien miteinander vereinbaren, ihr Kind morgens jeweils zur anderen Mutter zu bringen, umso auch in den Genuss der beträchtlichen staatlichen Zuschüsse für Tagesmütter zu gelangen?
So ist den Familien selbst zu überlassen, sich für eine bestimmte Verteilung von Haus- und Erziehungsarbeit zu entscheiden. Der Familienministerin ist zuzustimmen: „Familienmodelle, die mit bestimmten Rollenzuweisungen verbunden sind", gehören "in die private Sphäre." Diese Entscheidung wäre dann auch von allen Möchtegern-Emanzen zu akzeptieren, welche Frauen allzu gerne vorschreibe, wie sie zu leben haben. Und bei der Qualitäts-Forderung ist darauf zu achten, dass bei allem Diskutieren mit dem Ziel einer tragfähigen Vereinbarkeit von Familienarbeit und Erwerbsarbeit ein für das Leben ermutigender Umgang mit dem Nachwuchs nicht auf der Strecke bleibt. Denn Kinderbedürfnisse sind darauf gerichtet, unabhängig von modernen Gesellschaftstrends oder politischen Ideologien, mit ihren Eltern reichlich Zuwendungs-Zeit zu erhalten und liebevolle Anerkennung zu erfahren, um durch sie und im Verbund mit Anderen in geeigneter Weise auf ein Leben in Selbständigkeit und Eigenverantwortung vorbreitet zu werden. Kinder benötigen dazu Elternhäuser und keine Verschiebebahnhöfe zwischen öffentlicher Ganztagsbetreuung und familiärem Nachtquartier! Und alle Familien brauchen gesellschaftliche Rahmenbedingen, welche sie bei ihrer Erziehungstätigkeit optimal - auch finanziell - unterstützen. Denn: Kinder sind das Erbgut einer Gesellschaft und starke Familien ihr Rückgrad.
Copyright Albert Wunsch, 02.02.2010
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Dr. Albert Wunsch (64)
ist Diplom-Sozialpädagoge, Psychologe und promovierter Erziehungswissenschaftler (Psychologie, Pädagogik, Kunst). Als Dozent für Erziehungswissenschaft, Elementarpädagogik und Konzepte der sozialen Arbeit lehrt er unter anderem die Lehrgebiete Kleinkindpädagogik und Eltern-Qualifikationsprogramme an der Katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen, Abteilung Köln, sowie als Lehrbeauftragter an der Philologischen Fakultät der Universität Düsseldorf. Seit zwei Jahren lehrt Wunsch auch an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar und arbeitet darüber hinaus in einer eigenen Praxis als Paar-, Erziehungs- und Konfliktberater.
Weitere Information www.albert-wunsch.de
Kontakt - email: info@albert-wunsch.de
Focus -> Gegen zu viel Staat in der Familie
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