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Generalsekretärin von pax christi fordert zum Abzug der Bundeswehr in Afghanistan auf


05.07.09

Generalsekretärin von pax christi fordert zum Truppenabzug aus Afghanistan auf

Christine Hoffmann im Interview mit Dom Radio Köln

(MEDRUM) Christine Hoffmann, Generalsekretärin von pax christi, hat im Interview mit Dom Radio Köln erklärt, in der Befriedung von Afghanistan gebe es kaum Fortschritte, aber eine Eskalation der Gewalt. Sie forderte, den Abzug der Truppen vorzubereiten. Dies sei die sinnvollste Strategie.

Hoffmann sprach sich statt eines Verbleibs der Bundeswehr dafür aus, den Aufbau der Infrastruktur in die afghanischen Hände zu legen und die Polizeikräfte in Afghanistan aufzubauen. Das sei keine militärische Aufgabe, betonte sie. Die Generalsekretärin ignorierte in ihrer Antwort die Tatsache, dass gerade die Bundesregierung in ihrer Strategie sowohl auf den zivilen Aufbau wie auf den Aufbau von Sicherheitskräften besonderen Wert legt, diese Aufgaben aber nur in einem stabilen Umfeld geleistet werden können, das nicht ständig den Angriffen irregulärer Kräfte schutzlos ausgesetzt ist. Konfliktverhütung und Krisenbewältigung erfordert einen vernetzten Ansatz ziviler und militärischer Maßnahmen.

In ihrem Interview gab Hoffmann keine Antworten auf die Frage, wie nach einem Abzug deutscher Soldaten den paramilitärischen Angriffen irregulärer Kräfte wie der Taliban oder Al Quaida begegnet werden kann. Diese machen etwa beim Anlegen von versteckten Sprengfallen und terroristischen Bombenanschlägen keinen Unterschied zwischen Afghanen und Deutschen, zwischen Zivilisten und Sicherheitskräften. Ein Abzug deutscher Soldaten würde die Afghanen einschließlich der Aufbauhelfer aus deutschen und anderen Landen einem grausamen Schicksal überlassen. Auf sich allein gestellt wären sie weder in der Lage, ausreichend für den Aufbau ihrer Infrastruktur noch für ihre Sicherheit zu sorgen. Das ist die traurige Tatsache, die auch von einer Generalsekretärin von pax christi bedacht werden muß.

Stattdessen betreibt Hoffmann Polemik gegen Verteidigungsminister Franz-Josef Jung. Es könne kein "weiter so" geben, legt ihm Hoffmann Worte in den Mund, die seiner verantwortungsbewußten Haltung in keiner Weise gerecht werden. Jung selbst war es, der bei der Sicherheitskonferenz im Februar 2009 in München Jung betonte, dass dem zivilen Wiederaufbau Afghanistans mehr Bedeutung zukommen müsse. Reine militärische Lösungen seien nicht zielführend. Er ist also keineswegs auf Nachhilfeunterricht durch Hoffmann angewiesen. Ähnlich polemisch suggerierte Hoffmann auch, Jung betreibe ein Spiel mit den Worten "Krieg" und "Kampfeinsatz". Hoffmann sollte es besser wissen. Nicht der Verteidigungsminister betreibt eine Debatte um die Verwendung dieser Begriffe, sondern etliche Akteure aus der Politik - wie etwa Oscar Lafontaine - und manche Vertreter der Medien. Diese versuchen damit ihre populistische Forderung nach einem Rückzug an die Frau oder den Mann zu bringen. Jung verweist mit Recht darauf, dass die Soldaten der Bundeswehr in Afghanistan keinen "Krieg" führen. Dies wäre schon völkerrechtlich falsch und irreführend. Präventive Maßnahmen und Schutz vor terroristischen Anschlägen unterscheiden sich grundlegend von der Führung eines Krieges. Auch das sollte von einer Generalsekretärin von pax christi bedacht werden.

Vor dem Hintergrund einer derartigen Betrachtungsweise verwundert es nicht, wenn Hoffman auch noch zu dem Urteil ansetzt, der Versuch einen humanitären Friedenseinsatz zu realisieren, müsse als gescheitert angesehen werden. Ist der Einsatz von Soldaten im Dienste der Humanität für die Menschen in Afghanistan gescheitert, weil es dort terroristische Widersacher gibt, denen afghanische Kinder, Frauen und Männer sowie Soldaten der Bundeswehr zum Opfer fallen? Dieser absurden Logik kann der vernünftig denkende Mensch kaum beipflichten. Dann hätten die alliierten Kräfte ihre Landung in der Normandie schon wenige Sekunden nach Beginn ihrer Operation abbrechen müssen. Allerdings könnten dann die Menschen in weiten Teilen unserer heutigen Welt nicht der Befreiung vom Nationalsozialismus gedenken und pax-Mitgliedern wäre es nicht möglich geworden, 1964 eine Bußwallfahrt nach Auschwitz durchzuführen. Erinnern für die Gegenwart heißt gerade für uns Deutsche, dem Terror nicht zu weichen und die Afghanen ihrem Schicksal preiszugeben. Deswegen ist auch die Behauptung von Hoffmann falsch, die Bundeswehrsoldaten würden von der Zivilbevölkerung als Besatzer angesehen. Für die Taliban und ihre Mitstreiter sind sie allerdings ein Hindernis. Deswegen sind sie auch immer wieder Zielscheibe terroristischer Attacken. Nicht der Truppenabzug, sondern der entschlossene Einsatz gegen den Terror in Afghanistan bleibt die sinnvollste Strategie für die Menschen dort und in unserem Land. Das ist wahres Handeln aus dem Geist des Friedens.

Leserbriefe

Dieser Selige der römisch-kathollischen Kirche hat die Gültigkeit der Trennung zwischen Kriegsdienst mit der Waffe oder als Sanitäter bestritten. Deswegen wurde er hingerichtet. Menschen, die sich für moralisch überlegen betrachten, begrüßen diese Tat. Frau Christine Hoffmann steht hingegen zu Recht im Glaubensgehorsam.

http://ccc-chriscuschris.de/

"Jeder Staat hat die vorrangige Pflicht die eigene Bevölkerung vor schweren und dauernden Verletzungen der Menschenrechte zu schützen, wie auch vor den Folgen humanitärer Krisen, die sowohl von der Natur wie auch vom Menschen verursacht werden. Wenn die Staaten nicht in der Lage sind jenen Schutz zu garantieren, muss die internationale Gemeinschaft mit den rechtlich von der Charta der Vereinten Nationen und anderen internationalen Übereinkommen vorgesehenen Mitteln eingreifen. Das Handeln der internationalen Gemeinschaft und ihrer Institutionen darf nie wie eine ungerechtfertigte Nötigung oder eine Begrenzung der Souveränität verstanden werden, wenn sie jene Prinzipien respektiert, die der internationalen Ordnung zugrunde liegen. Im Gegenteil sind es die Gleichgültigkeit oder das Nichteingreifen, die tatsächlichen Schaden verursachen."

Redaktion MEDRUM