27.01.09
Bischof Fellay verurteilt Leugnung des Holocaust durch Bischof Williamson
Piusbruderschaft St. Pius X.: " Verharmlosung der Judenmorde des NS-Regimes ist für uns inakzeptabel."
(MEDRUM) Ein Interview des Lefebvre-Bischofs Williamson im schwedischen Fernsehen zum Holocaust hat zu heftigen Reaktionen und scharfer öffentlicher Kritik geführt, darunter insbesondere scharfe Proteste von Vertretern der jüdischen Glaubensgemeinschaft. Bischof Fellay und die Priesterbruderschaft St. Pius X. haben sich am Holocaust-Gedenktag von diesen Äußerungen distanziert und klargestellt, dass die Äußerungen von Williamson in keiner Weise die Position der Piusbruderschaft widerspiegeln.
Zeitgleich mit der Aufhebung der Ex-Kommunikation der vier Lefebvre-Bischöfe gab Bischof Williamson dem schwedischen Fernsehen am 21.01.09, dem Tag der Unterzeichnung des Dekretes der Kongregation der Bischöfe, ein Interview, in dem er erklärte, er glaube nicht, dass in den Gaskammern der Konzentrationslager der Genozid an den Juden stattgefunden haben könne (Bericht mit Textauszug ). Wie Bischof Williamson am Ende des Interviews zu erkennen gab, war er sich der Tragweite seiner Äußerungen und Strafwürdigkeit in Deutschland bewußt. Aufgrund seiner öffentlichen Leugnung des Völkermords am jüdischen Volk, die in Deutschland als volksverhetzend unter Strafe gestellt sind, geriet auch Papst Benedikt in heftige Kritik, weil er die Ex-Kommunikation dieses Bischofs zusammen mit drei anderen Bischöfen mit einem Dekret vom 21. Januar aufgehoben hatte. "Papst Benedikt rehabilitiert Holocaust-Leugner", lauteten die Schlagzeilen. Die Exkommunikation der Bischöfe Mgr. Fellay, Williamson, Tissier de Mallerais und de Galarreta war von Papst Johannes Paul II. in 1988 verhängt worden.
Nach Bekanntwerden der Äußerungen von Bischof Williamson stellte der Vatikan klar, dass die Aufhebung der Ex-Kommunikation in keinerlei Zusammenhang mit den Äußerungen des Bischofs stehe, dessen Äußerungen nicht der Auffassung der Katholischen Kirche entsprechen. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, betonte, dass die Revision der Exkommunikation des Papstes nicht als Rehabilitation eines Holocaust-Leugners verstanden werden darf. Die Entscheidung des Papstes soll zeigen, dass er der schismatischen Bewegung Lefebvres einen weiteren Schritt entgegen gehen will, um die Einheit der Kirche zu fördern. In einer Presserklärung teilte Erzbischof Zollitsch am 24.01.09 mit: "Papst Benedikt XVI. bietet der Priesterbruderschaft Pius X. die ausgestreckte Hand. Mit ihm hoffe und bete ich, dass man sie ergreift."
In einem Kommuniqué vom 27.01.09 erklärte Bischof Bernard Fellay, der Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X.:
Uns wurde ein Interview zur Kenntnis gebracht, das Bischof Richard Williamson - ein Mitglied unserer Bruderschaft - dem schwedischen Fernsehen gab. In diesem Interview äußert er sich zu geschichtlichen Themen, insbesondere zum Genozid an den Juden durch die Nationalsozialisten.
Es ist offensichtlich, dass ein Bischof nur in Fragen des Glaubens und der Moral mit kirchlicher Autorität sprechen kann. Unsere Bruderschaft beansprucht keinerlei Autorität über Themen anderer Art. Die Aufgabe der Priesterbruderschaft ist die Verbreitung und Wiederherstellung der authentischen katholischen Lehre, wie sie in den Dogmen dargelegt ist. Dafür sind wir weltweit bekannt, akzeptiert und geschätzt.
Mit großem Schmerz stellen wir fest, welch großen Schaden die Überschreitung dieses Auftrages unserer Sendung zufügt. Die Aussagen von S. E. Bischof Williamson spiegeln in keiner Weise die Position unsere Gemeinschaft wider. Deshalb habe ich Bischof Williamson bis auf weiteres jedwede öffentliche Stellungnahme zu politischen oder historischen Fragen untersagt.
Wir bitten den Heiligen Vater und alle Menschen guten Willens um Entschuldigung für die verheerenden Auswirkungen einer solchen Tat. Mit Trauer stellen wir fest, dass diese unangebrachten Aussagen unsere Bruderschaft in direkter Weise berühren, weil sie die Aufgabe unserer Gemeinschaft in Verruf bringen.
Das können wir nicht zulassen, und wir erklären, dass wir mit der Verkündigung der katholischen Lehre und der Spendung der Sakramente zur Austeilung der Gnade unseres Herrn Jesus Christus fortfahren werden."
Auch der Distriktobere von Deutschland, Pater Franz Schmidberger, verurteilte die Äußerungen von Bischof Williamson. Er erklärte dazu:
Als Distriktoberer der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Deutschland bin ich mit meinen Mitbrüdern erschüttert über die Aussagen von Bischof Williamson hier in diesem Land.
Die Verharmlosung der Judenmorde des NS-Regimes und dessen Greueltaten sind für uns inakzeptabel.
Die Verfolgung und Ermordung von zahllosen Juden im Dritten Reich berührt uns äußerst schmerzlich, verletzt sie doch zutiefst das christliche Gebot der Nächstenliebe, die keine ethnischen Unterschiede kennt.
Ich möchte mich für dieses Verhalten entschuldigen und mich von jedweder Aussage dieser Art distanzieren.
Für uns ist eine solche Distanzierung auch deshalb selbstverständlich, weil der Vater von Erzbischof Lefebvre selbst in einem KZ umgekommen ist und auch viele katholische Priester in Hitlers Straflagern ihr Leben ließen.
Aus der Erklärung der Piusbruderschaft wird deutlich, dass sie Antisemitismus ablehnt und sich nicht von Rechtsextremisten vereinnahmen lassen will, die jetzt die Piusbruderschaft aufgrund der Williamson-Äußerungen feiern wollen, wie "SPIEGEL-ONLINE" unter der Überschrift "Rechtsextremisten feiern Holocaust-Leugner Williamson" berichtet.
MEDRUM-Artikel -> Papst Benedikt XVI. hebt Exkommunikation von vier Bischöfen auf
SPIEGEL-Online -> Rechtsextremisten feiern Holocaust-Leugner Williamson
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