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Stephanus-Preis an Prälat Helmut Moll verliehen


23.11.08

Stephanus-Preis an Prälat Helmut Moll verliehen

(MEDRUM) Der Kölner Prälat Helmut Moll hat am Samstag in Frankfurt den Stephanus-Preis erhalten. Damit wurde die Arbeit für das Werk „Das Deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts“ gewürdigt, das Professor Dr. Helmut Moll im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz herausgegeben hat.

Die Auszeichnung wurde Prälat Moll gestern in der Frankfurter Jesuiten-Hochschule Sankt Georgen überreicht. Das Martyrologium versteht sich als Geschichte der Glaubenszeugen des 20. Jahrhunderts und beinhaltet derzeit mehr als 800 Lebensbilder von Menschen, die unter Hitlers Terror oder im Kommunismus ihr Leben für den christlichen Glauben als Blutzeugen Christi hingaben.

Prälat Prof. Dr. Helmut Moll, geb. 1944, studierte Katholische Theologie und Geschichte. Nach seiner Promotion 1973 bei Prof. Dr. Joseph Ratzinger in Regensburg wurde er 1976 zum Preister geweiht und stand von 1984 bis 1995 im Dienst der Römischen Kurie, ab 1993 zusätzlich als Konsultor an der römischen Kongregation für die Selig- und Heiligsprechtungsverfahren. 1996 wurde ihm die Aufgabe des Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für das Martyrologium des 20. Jahrhunderts übertragen. Seit 1998 ist er Beauftragter für Selig- und Heiligsprechungsverfahren im Erzbistum Köln und seit 2004 Lehrbeauftragter an der Wissenschaftlichen Hochschule Weilheim.

Der Stephanus-Preis ist nach Angaben der "Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen" dem 1996 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochenen Berliner Dompropst Bernhard Lichtenberg gewidmet. Er hatte in seine täglichen öffentlichen Abendgebete in der Berliner Kathedrale auch Juden und andere Verfolgte des Nazi-Regimes eingeschlossen. Lichtenberg, 1875 geboren, starb am 5. November 1943 auf einem Transport ins Konzentrationslager Dachau. Die Stiftung gehört der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte an.

Das Werk, das Helmut Moll herausgegeben hat, ist von wichtiger Bedeutung für die Geschichtsforschung einerseits, aber auch von großer Bedeutung für die Gegenwart gegen das Vergessen anderseits. Es darf nicht vergessen werden, was unter einem nazistischen und kommunistischem Regime an Greueltaten verübt wurde, um daraus in der Gegenwart Gefahren des Totalitarismus zu erkennen und das Handeln leiten zu lassen. Das gilt gerade für die Verfolgung, denen Christen heutzutage weltweit ausgesetzt sind. Haß, Unterdrückung und Gewalt gegen Christen stehen auch heute ständig auf der Tagesordnung in vielen Teilen dieser Welt. Einschränkungen für die Glaubensfreiheit, Benachteiligung und Bestrafung, und auch Mordtaten gehören zum Alltag von Christen in vielen Ländern aus dem islamischem Kulturkreis wie im Irak, aber ebenso in Teilen Indiens.

Selbst in Deutschland sind Christen mitunter Opfer der Intoleranz, wenn sie für christliche Werte der Öffentlichkeit einstehen, wie dies zum Beispiel Christen in München erlebt haben, als sie für den Schutz des ungeborenen Lebens eintraten und dafür von Vertretern der linken Szene verächtlich gemacht wurden, ohne dass für zwei Münchner Zeitungen auch nur erwähnenswert gewesen wäre. Sie mussten es sich vielmehr gefallen lassen, sogar als Geistesverwandte rechtsextremer Gruppen in der Münchner TZ dargestellt zu werden.

Das Eintreten für Menschenrechte in Deutschland findet auch politisch nicht immer das Gehör, das sich Christen erhoffen, wie aus der Antwort auf einen Brief an die CDU-Politikerin Erika Steinbach aus Hessen hervorging, die für das Eintreten für Menschenrechte und Toleranz als nicht zuständig erklärt wurde. Nicht ohne Grund hat Kardinal Meisner in einem Artikel in der FAZ vor einigen Tagen erneut auf das ominöse "C" in der Namensgebung der CDU/CSU hingewiesen. Wer das "C" im Namen trage, müsse auch für christliche Werte in der Politik einstehen. Er erinnerte an das Papstwort, dass die politische und religiöse Sphäre zwar nicht verwechselt werden dürften, aber Politik brauche die religiöse Inspiration, so Meisner. In dieser Forderung trifft er genau das, was gestern Innenminister Schäuble bei der Verleihung des Eugen-Biser-Preises in München über Religion und Glauben sagte: "Der demokratische Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht schaffen kann. ... Dafür bedarf es grundlegender ethischer Werte und Orientierungen. ... Unser säkularer Staat ist angewiesen auf die sinnstiftende Kraft der Religion." Wer das so sagt, darf beim Wort genommen werden.

Auch wenn das "Martyriologium" ursprünglich nicht so gedacht gewesen sein mag, ist Molls Werk darum auch ein Aufruf, für bedrängte Menschen, für Christen und christliche Werte in aller Welt in der Gegenwart einzustehen, auch in Deutschland.