Sie sind hier

Kein "Antisemitismus" gegen Bankmanager


27.10.08

Kein "Antisemitismus" gegen Bankmanager

Chef des "ifo-Institutes" macht anonyme Systemfehler verantwortlich

(MEDRUM) Für den Leiter des Münchner Wirtschaftsforschungsinstitutes "ifo", Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, ist die Schelte der Bankmanager dem Antisemitismus Ende der zwanziger Jahre vergleichbar.

Die Bankmanager seien auf der Suche nach den Schuldigen die Sündenböcke. Dies sei vergleichbar mit der Zuweisung der Schuld an der Weltwirtschaftskrise 1929 an die Juden. Die Ursachen seien jedoch in falschen Anreizen und fehlenden Regeln zu suchen. So hat sich der Chef desWirtschaftsforschungsinstitutes gegenüber dem Tagesspiegel geäußert.

Was Sinn bei seiner Stellungnahme übersieht, ist die Tatsache, dass nicht alles vernünftig und ethisch legitim ist, was nicht ausdrücklich verboten oder unter Strafe gestellt ist. Andrerseits bestätigt Sinn implizit, dass es Versäumnisse in der Politik und dafür Verantwortliche gibt, die gelobt haben, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden, dieses aber nicht getan haben, weil sie es nicht besser wußten oder weil sie sich darüber hinweg gesetzt haben (weder das eine noch das andere ist akzeptabel, auch Unwissenheit schützt nicht vor Verantwortung). Sinn vermeidet es jedoch, diese Verantwortlichkeit zu benennen und spricht stattdessen von einem "anonymen" Systemfehler. Sind Systemfehler wirklich anonym?. Es gibt sich zahlreiche Verantwortliche, die es versäumt haben, das System so zu gestalten, dass es mit dem Allgemeinwohl verträglich ist. Nicht zuletzt der SPD-Politiker Rudolf Dressler hat auf diese Verantwortung in aller Deutlichkeit hingewiesen. Sinn bestätigte jedoch in seinem Interview auch, dass es zum jetzigen Rettungsplan der Bundesregierung keine Alternative gibt.

Aufgrund seines Vergleiches mit der Schuldzuweisung an die Juden ist Sinn heftig in die Kritik geraten. Der Zentralrat der Juden wie auch Sprecher politischer Parteien haben seinen Vergleich scharf zurückgewiesen. Der Zentralrat hat eine Entschuldigung von Sinn gefordert.


Tagesspiegel -> Hans-Werner Sinn: "1929 traf es die Juden - heute die Manager"