17.11.14
Schweizer Universität verleiht Ehrendoktor an Gender-Theoretikerin Judith Butler
Philosophische Fakultät der Universität Freiburg meint, Butlers Werk und ihr politisches Engagement verdiene besondere Würdigung
(MEDRUM) Judith Butler erhielt am Freitag den Ehrendoktortitel von der Philosopischen Fakultät der Universität in Freiburg (Schweiz). Die Ehrung hat nicht nur positive Reaktionen ausgelöst. Denn die Thesen von Butler werden teilweise auch als offenkundig unwahre Theorie scharf zurückgewiesen.
Gender-Frage in den Fokus gestellt
Zur Verleihung der Ehrendoktorwürde teilte die Universität mit:
"Die Philosophische Fakultät verleiht die Ehrendoktorwürde der amerikanischen Philosophin Judith Butler. Die heutige Titularprofessorin am Maxine Elliot Lehrstuhl des Departements für vergleichende Literaturwissenschaften der Universität Berkeley in Kalifornien erlangte 1984 ihren Doktortitel in Philosophie an der Universität von Yale.
Judith Butlers Werk, das international grosse Beachtung findet, hat die Gender-Frage in den Fokus der Gesellschafts- und Sozialwissenschaften gerückt und dazu beigetragen, die diesbezüglichen Theorien in politischer und moralischer Philosophie neu zu überdenken. Ihre anspruchsvollen philosophischen Überlegungen gehen einher mit einem grossen politischen und sozialen Engagement, hat sich Butler doch nicht zuletzt öffentlich für die Rechte der Homosexuellen stark gemacht oder auch im Bezug auf den Israel-Palästina-Konflikt das Wort ergriffen."
Geschlechter-Binarität in Verwirrung bringen
Zu den bekanntesten und wohl einflussreichsten Büchern von Butler gehört das 1990 erschienene Buch "Gender Trouble" (Bild links, deutsche Fassung: Unbehagen der Geschlechter). Wikipedia schreibt zu dieser Schrift: "Sie gilt zugleich als ihre bekannteste Schrift mit großem Einfluss auf die feministische Philosophie und die Gender Studies. Die deutsche Übersetzung kam in der ersten Auflage 1991 heraus." Butler befasst sich auf etwa 200 Seiten insbesondere mit der Heteronormativität, dem Inzesttabu und der Mütterlichkeit. Butler spricht sich darin für eine Auflösung der sogenannten "heterosexuellen Matrix" aus und meint: „Die kulturellen Konfigurationen von Geschlecht und Geschlechtsidentität könnten sich vermehren (…), indem man die Geschlechter-Binarität in Verwirrung bringt.“
Feministische Theologinnen erfreut
Die Interessengemeinschaft Feministische Theologinnen erklärte: "Grund zur Freude: Judith Butler kriegt den Ehrendoktor der Philosophischen Fakultät in Freiburg".
Kritische Stimmen
Die Campus-Redaktion der Neuen Züricher Zeitung (NZZ) hat am Samstag über ablehnende Reaktionen zur Verleihung des Ehrendoktors berichtet. Butlers Gegner sollen sich in "zornigen E-Mails" an kirchliche Würdenträger und die Organisatoren der Veranstaltung gewandt haben. Die Kritik stamme in erster Linie aus Frankreich von der dortigen "katholischen Rechten", die als "vehemente Verteidigerin des traditionellen Familienmodells" bekannt sei.
Wie die NZZ weiter berichtet, gibt es auch Schweizer, die sich kritisch äußerten, so der Professor für dogmatische Theologie an der Universität Freiburg, Benoît-Dominique de la Soujeole. Laut «La Liberté» unterstütze er weder die Gender-Studien noch die Verleihung des Ehrendoktortitels an Butler.
Besorgt wegen der Titelverleihung haben sich viele Menschen an die Diözese von Lausanne, Genf und Freiburg gewandt, offenbar in der Annahme, die Diözese habe irgendeinen Einfluss auf die ehemals auf katholische Initiative hin in der Katholischen Schweiz gegründete Universität. Das berichtet die Diözese und teilte am 10. November 2014 dazu mit, die Katholische Kirche habe ausserhalb der Theologischen Fakultät keinerlei Mitspracherecht. Die Universität Freiburg sei eine staatliche Universität ( Dies academicus : réactions parvenues à l'Evêché ).
2012 hat auch eine Ehrung von Judith Butler in Deutschland zu einem kontroversen Echo geführt. Butler hatte am 11. September 2012 den Theodor W. Adorno-Preis der Stadt Frankfurt erhalten. Dagegen hatten besonders jüdische Organisationen protestiert und ihr vorgeworfen, im Nahost-Konflikt israelfeindliche Positionen vertreten zu haben, indem sie durch Einstufung von Hisbollah und Hamas als linke Bewegungen ihrer Legitimierung Vorschub geleistet habe.
"Tarnkappe des Genderismus medial unangetastet"
Zu den Kritikern von Judith Butler gehört auch die deutsche Soziologin und Schriftstellerin Gabriele Kuby. Sie schrieb 2012 in der katholischen Zeitung Die Tagespost zur Adorno-Preisverleihung an Butler: "Sie liefert die Ideologie für die Zerstörung des christlichen Wertefundaments und der tragenden sozialen Strukturen des einzigartigen Erfolgsmodells europäische Kultur. Judith Butler ist der Darling großer Stiftungen wie Guggenheim und Rockefeller, deren Fellowships sie angehört. 2004 erhielt sie den Brudner Prize der Yale University für besondere Verdienste für „ lesbian and gay studies“; 2008 wurde sie mit dem Andrew W. Mellon Award ausgezeichnet, dotiert mit 1,5 Millionen Dollar, welcher den Empfängern ermöglichen soll, „unter besonders günstigen Bedingungen zu lehren und zu forschen“. Kuby wirft der Literaturwissenschaftlerin Butler und ihren potenten Gönnern vor, die "Subversion der Identität" zu wollen und merkte in ihrem Beitrag dazu an, dass die "Tarnkappe der Gender-Ideologie medial weiterhin unangetastet" bleibe.
Ehrungen für tiefe Unwahrheit
Im Vergleich zu 2012 hat sich die Diskussionslage zumindest in Teilen geändert. Ende 2012 erschien Kubys Buch "Die globale sexuelle Revolution", in dem sie sich dezidiert mit den von Butler maßgeblich beeinflussten Gender-Theorien befasst. Ihr Buch ist mittlerweile in mehr als sechs Sprachen übersetzt und hat nicht nur im deutschen Sprachraum sondern im gesamten ost- und südosteuropäischen Raum große Beachtung gefunden. Mittlerweile haben sich auch mehrere Bischofskonferenzen von wesentlichen Thesen der Gender-Theorien distanziert und ihre Unverträglichkeit mit dem christlichen Menschenbild festgestellt, allen voran der ehem. Papst Benedikt XVI. vor dem Kardinalskollegium und der Kurie im Dezember 2012 (MEDRUM berichtete). Seiner Kritik zufolge erfährt die Gender-Theoretikerin Butler Ehrungen für philosophische Thesen einer Theorie und die in ihr liegenden anthropologische Revolution, deren "tiefe Unwahrheit offenkundig" ist.
Gehirnforschung zeigt Unhaltbarkeit von Gender-Thesen
Mit den "Irrtümern" der Gender-Theoretiker hat sich unter anderen der Gehirnforscher Manfred Spreng auseinandergesetzt. Er kommt zu klaren Ergebnissen. Die Thesen und Postulate der Gender-Protagonisten laufen letztlich auf eine Vergewaltigung der menschlichen Identität hinaus. Sprengs Erkenntnisse werden im Buch "Vergewaltigung der menschlichen Identität - Über die Irrtümer der Gender-Ideologie" eingehend dargestellt.
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Auskunft zur Verleihung der Ehrendoktorwürde an Judith Butler erteilt die Philosophische Fakultät, Prof. François Gauthier, Email: francois.gauthier@unifr.ch.
Kontaktdaten der Universität:
Philosophische Fakultät Miséricorde
Av. de l’Europe 20, CH–1700 Freiburg, Tel.+41 (0)26 300 75 00 / 01
Internet: Dies academicus 2014 Email: lettres@unifr.ch
Buchempfehlungen
→ Vergewaltigung der menschlichen Identität - Über die Irrtümer der Gender-Ideologie
Gehirnforscher Manfred Spreng und Religionsphilosoph Harald Seubert zerlegen
das Konstrukt des Gender Mainstreaming
→ „Die globale sexuelle Revolution. Zerstörung der Freiheit im Namen der Freiheit”
von Gabriele Kuby
weitere Bücher:→ Büchertisch
26.10.14 | CDU Nordwürttemberg lehnt Forderungen des Genderismus ab | MEDRUM |
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Leserbriefe
Die Jugend in Verwirrung stürzen
Die Gesellschaft für Psychoanalyse in Berlin wies darauf hin, dass die Abkehr von traditionellen Normen und Werten, genauso wie das Fehlen "religiöser" Orientierung zu einem verstärktem Bedarf an Psychotherapeuten bei Jugendlichen geführt hat. Es ist die Jugend, die vor allem unter der unsäglichen Verwirrung solcher Pseudowissenschaften und deren Verbreitung in allen gesellschaftlichen Bereichen leiden und Schaden nehmen.