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Schulleiter des Lukas-Gymnasiums distanziert sich von kreuz.net


06.10.12

Schulleiter des Lukas-Gymnasiums distanziert sich von kreuz.net

Jörg Birnbacher: Eintreten für Grundfreiheiten statt Stimmungsmache gegen Homosexuelle

(MEDRUM) In der Debatte um die religiöse und pädagogische Ausrichtung der Lukas-Schule in München hat sich der Leiter des Lukas-Gymnasiums nachdrücklich vom Internetportal kreuz.net und von Stimmungsmache gegen Homosexuelle distanziert.

Die Süddeutsche Zeitung hatte am 3. November 2012 in einem Artikel von Tina Baier berichtet, Jörg Birnbacher, Schulleiter des Lukas-Gymnasiums, habe als Vorsitzender des Vereins Die Wende im Jahr 2009 einen kreuz.net-Beitrag, in dem von "Homo-Ideologen" und "widernatürlichen Versuchungen" die Rede war, unterschrieben und Stimmung gegen Homosexuelle gemacht.

MEDRUM hat Jörg Birnbacher zu den Vorwürfen befragt, der erklärte:

"Davon kann überhaupt keine Rede sein. Die Behauptungen in der Süddeutschen Zeitung entsprechen nicht den Tatsachen. Den sogenannten kreuz.net-Beitrag, auf den sich die Süddeutsche Zeitung bezieht, kannte ich bis vor wenigen Tagen überhaupt nicht. Er ist mir erst bekannt geworden, nachdem die Süddeutsche Zeitung begonnen hatte, im Oktober in einigen Artikeln Vorwürfe gegen die Lukas-Schule und meine Person zu erheben. Tatsache ist: Dieser kreuz.net-Beitrag war mir bislang nicht bekannt und ich war in keiner Weise damit befasst. Das gilt gleichermaßen für die in diesem Beitrag enthaltenen und von der Süddeutschen Zeitung zitierten Aussagen über «Homo-Ideologen» und «widernatürliche Versuchungen». Auch diese Aussagen, die mir leider von der Süddeutschen Zeitung ungerechtfertigter Weise zugeschrieben und in der Überschrift des Artikels vom 3. November besonders herausgestellt wurden, waren mir bisher weder bekannt noch habe ich sie - oder hätte sie, wenn sie mir bekannt gewesen wären - ‚unterschrieben’. Diese Unterstellungen weise ich mit aller Entschiedenheit zurück - wie ich mich auch von einer Stimmungsmache gegen Homosexuelle distanziere und derartige Vorwürfe gegen meine Person als diffamierend zurückweise.

Richtig ist vielmehr, dass ich mich als Vorsitzender von «Die Wende» 2009 dagegen ausgesprochen habe, das Grundrecht der Rede- und Wissenschaftsfreiheit zu beschränken und Leuten, die sich mit Fragen der Homosexualität auseinandersetzen, Redeverbote zu erteilen. Darin weiß ich mich in bester Gemeinsamkeit mit dem ehemaligen Verfassungsrichter Böckenförde, der solche Bestrebungen in einer freiheitlichen Ordnung als unerträglich bezeichnete. In diesem Sinne habe ich auch 2009 in meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins Die Wende die «Erklärung für Freiheit und Selbstbestimmung - gegen totalitäre Bestrebungen von Lesben- und Schwulenverbänden» unterstützt. Mit Stimmungsmache gegen Homosexuelle hatte das nicht das Geringste, mit dem Eintreten für die verfassungsmäßig zu schützenden Grundrechte aber sehr viel zu tun. Wer etwas anderes behauptet, betreibt eine Rufmordkampagne, gegen die ich mich entschieden zur Wehr setze."

Wie MEDRUM 2009 ausführlich berichtete, hatten sich zahlreiche, zu einem großen Teil namhafte Personen gegen die Forderung ausgesprochen, beim Internationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge solche Referenten vom Kreis der Rednerliste auszuschließen, die sich in der Vergangenheit kritisch mit Fragen zur Homosexualität auseinandergesetzt hatten. Die Forderung nach einem Redeverbot wurde insbesondere vom Lesben- und Schwulenverband Deutschlands erhoben. Dem Personenkreis der deswegen von den Erstunterzeichnern herausgegebenen "Erklärung für Freiheit und Selbstbestimmung" (Marburger Erklärung) hatte sich auch Jörg Birnbacher in seiner Funktion als Vertreter des Vereins Die Wende angeschlossen. In ihrer Erklärung stellten sie unmissverständlich klar, dass sich ihre Initiative nicht gegen homosexuell orientierte Menschen richtete. Sie sagten dazu: "Niemand bestreitet die Würde von Menschen mit homosexueller Orientierung und ihre persönliche Freiheit, eine homosexuelle Lebensweise zu praktizieren." Dennoch wurde später versucht, den Unterstützern der Erklärung Homophobie zu unterstellen. Schlagzeilen machte insbesondere die Forderung an die Universität zu Köln, die Philosphieprofessorin Edith Düsing aus der Universität zu verbannen und eine Vorlesung über Schiller von ihr zu blockieren. Den Gegnern der Marburger Erklärung gelang es allerdings weder in Marburg noch in Köln, die geplanten Veranstaltungen zu verhindern. In Marburg war dazu allerdings ein Aufgebot von 1000 Polizisten erforderlich. Im Fall der Lukas-Schule bleibt abzuwarten, welche Konsequenzen die evangelische Landeskirche daraus ziehen wird, dass sich Jörg Birnbacher als Vorstandsmitglied des Vereins Die Wende ebenfalls für eine Verteidigung von Grundfreiheiten gegen totalitäre Bestrebungen ausgesprochen hat.