12.01.12
Transparency International erteilt Wulff Absage
Anti-Korruptions-Organisation, Deutscher Journalistenverband und Sigmar Gabriel lehnen Teilnahme am Neujahrsempfang des Bundespräsidenten ab
(MEDRUM) Die Anti-Korruptions-Organisation Transparency International, der Deutsche Journalistenverband und Sigmar Gabriel sind dem Neujahrsempfang des Bundespräsidenten Christian Wulff demonstrativ ferngeblieben.
Die Vorsitzende von Transparency Deutschland, Edda Müller, lehnt eine Teilnahme am heutigen Neujahrsempfang des Bundespräsidenten im Schloss Bellevue ab. Zur Begründung erklärte Müller: "Wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Der Bundespräsident hat vor über zehn Mio. Bürgerinnen und Bürgern Transparenz und vollständige Aufklärung versprochen. Dies hat er nicht eingehalten. Weiterhin steht nach wie vor der Vorwurf des Verstoßes gegen das niedersächsische Ministergesetz im Raum. Hierzu wäre eine neutrale Entscheidung durch den Niedersächsischen Staatsgerichtshof angebracht."
Zuvor hatte Christian Wulff im Interview bei ARD und ZDF über 400 eingegangene Fragen und erteilte Antworten in der seit Wochen anhaltenden Debatte über seinen Umgang mit Krediten, Urlaubsreisen und Medienberichten gesprochen und angekündigt, er werde die Fragen und Antworten in das Internet stellen lassen, um den Bürgern detailliert Auskunft zu geben. Im Interview hatte Wulff erklärt: „Morgen früh werden meine Anwälte alles ins Internet einstellen. Dann kann jede Bürgerin, jeder Bürger jedes Detail zu diesen Abläufen sehen und bewertet sehen, auch rechtlich.“ Diese öffentliche Zusage hielt er jedoch nicht ein. Wulffs Anwälte erklärten anschließend vielmehr dazu, dies könne aus rechtlichen Gründe nicht geschehen. In diesem Vorgang sieht Transparency International einen Verstoß gegen die von Wulff versprochene Transparenz. Laut Transparency Deutschland wird die Anti-Korruptions-Organisation seit mehreren Jahren zum Neujahrsempfang eingeladen und war bisher stets durch die Vorsitzende vertreten.
Auch der Deutsche Journalistenverband hat die Teilnahme an diesem Empfang abgelehnt. Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands, Michael Konken, wolle damit gegen die „Desinformationspolitik des deutschen Staatsoberhaupts“ protestieren, teilte der Journalisten-Verband mit.
Schlagzeilen machte ebenso das Fernbleiben von Sigmar Gabriel, Bundesvorsitzender der SPD. Auf seiner Facebook-Seite (Abb. links) ist zu lesen: "Ich habe heute nicht am Neujahrsempfang des Bundespräsidenten teilgenommen. In der aktuellen Situation hätte ich das als unehrlich empfunden."
___________________
Transparency International im Internet: http://www.transparency.de/Home.178.0.html
12.01.12 | Spiegel | Ärger über Wulff in der Union |
12.01.12 | FOCUS | Wulff-Affäre trübt Zusammenkunft |
12.01.12 | Hamburger Abendblatt | Wulff-Affären überschatten Neujahrsempfang |
12.01.12 | Rheinische Post | Boykott bei Rückkehr zur Routine |
12.01.12 | Süddeutsche Zeitung | Erster Unionsabgeordneter fordert Wulff zum Rücktritt auf |
11.01.12 | Süddeutsche Zeitung | Wulff verärgert Parteifreunde |
11.01.12 | FOCUS | Wulff-Anwalt lehnt neue Veröffentlichung ab |
05.01.12 | MEDRUM | Wulffs Befreiungsversuch missglückt |
21.12.11 | MEDRUM | Christian Wulff: Vorbildfunktion und Verantwortung - ohne Wenn und Aber |
Copyright www.medrum.de
Bleiben Sie mit unserem Newsletter auf dem Laufenden!
Leserbriefe
Ausgerechnet die SPD
Ausgerechnet Herr Gabriel hat es nötig. Das ist doch nur plumpe Effekthascherei von ihm, um sich als großer Sauber- und Ehrenmann zu profilieren. Lese ich aber in der Broschüre "SPD - eine kriminelle Organisation?" von 2004 (VAWS-Pressebüro), die noch bei mir herumliegt, gibt es reihenweise Politiker in dieser Partei, die wegen weit mehr, als man Herrn Wulff vorwirft, rechtskräftig bestraft wurden. Verdrängt man natürlich gerne, denn die Bösen sind schließlich immer die anderen und man findet auch immer genügend Schlagzeilenthemen, um vom eigenen Versagen abzulenken. Trifft leider nicht nur auf die SPD zu.