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Ferientage: "Wie im Himmel"


25.08.08

Ferientage: "Wie im Himmel"

Gericht entschied den Streit zwischen Jugendamt und Eltern "zum Wohle der Kinder"

(MEDRUM) Bei Familie Gorber aus Überlingen fühlen sich alle "wie im Himmel". Dieses seltene Glücksgefühl hat sich bei der Familie eingestellt, nachdem nunmehr seit einigen Tagen erstmals wieder alle Kinder während der Schulferien in ihrer Familie zusammen sein dürfen. Dieses Zusammensein wurde gegen die Vorstellungen des Jugendamtes erstritten.

Am 18. August beschloß das Familiengericht Überlingen, die fünf Töchter, die seit Anfang des Jahres in Heimen untergebracht sind, bis 1. September Ferientage zuhause in der Familie verbringen zu lassen. Damit hat das Gericht dem Wunsch der Kinder und Eltern entsprochen und den sogenanten Ferienumgang zwischen Kindern und Eltern, aber auch zwischen den Kindern untereinander in der Familie ermöglicht.

Eine ganz andere Haltung hatte offenbar das Jugendamt Friedrichshafen in dieser Frage vertreten. Aus dem Gerichtsbeschluss geht hervor, dass dieses Umgangsrecht zwischen Familie und Jugendamt umstritten war. Das Jugendamt sah durch den Ferienaufenthalt der fünf Töchter Sarai (17), Prisca (15), Thea (12), Esther (10) und Rebecca (8) in ihrer Familie das Kindeswohl als "gefährdet" an.

Das Gericht hingegen folgte dieser Einschätzung des Amtes nicht. Insbesondere fand die Vermutung des Jugendamtes kein Gehör, dass eine Auswanderung der Familie zu befürchten sei, und die Familie sich dem weiteren Verfahren entziehen könne. Auch die Meinung des Jugendamtes, es gebe Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung der Elternteile, wurde nicht als Begründung dafür akzeptiert, den Kindern einen Ferienaufenthalt in ihrer Familie zu verweigern.

Zu den Vermutungen des Jugendamtes stellte das Gericht unter anderem fest, es sei nicht ersichtlich, wie die Eltern mitsamt ihrer Kinder auswandern wollten. Zu den psychischen Faktoren, die das Jugendamt gegen die Eltern in die Waagschale geworfen hat, stellte das Gericht mit Blick auf seine vorherigen Beschlüsse vom 30.07.08 und 17.04.08 ferner fest, dass es keine Anhaltspunkte für die Anwendung psychischer Gewalt gebe. Im Gegensatz zum Jugendamt kommt das Gericht vielmehr zu dem Schluss, dass der Ferienaufenthalt der Kinder ihrem Wohl dient. Nur durch einen solchen Umgang könnten die Eltern, die ihre Kinder jahrelang bei sich zu Hause erzogen haben, im erforderlichen Ausmaß als Bezugspersonen erhalten bleiben.

Die Auffassung des Gerichtes, die sich in seinem Beschluss widerspiegelt, wird auch durch die nüchterne Wirklichkeit im Hause Gorber bestätigt. Dort sind alle fröhlich und glücklich über diesen Beschluss. "Es ist wie im Himmel", freut sich Vater Gorber. "Ich habe den Eindruck, die Kinder sind durch die harten Prüfungen auch ein Stück stärker geworden und stehen jetzt noch fester zusammen. Es gibt überhaupt kein Gerangel zwischen unseren Kindern. Alle gehen miteinander sehr liebevoll und freundlich um. Wir sind sehr froh, dass der Richter so entschieden hat."

Abgesehen von der 8-jährigen Tochter Rebecca, hält dort im Hause Gorber übrigens niemand einen gepackten Koffer bereit, der für eine Auswanderng vorgesehen sein könnte. Und auch dieses kleine Mädchen Rebecca hält seinen Koffer nicht für eine Auswanderung, sondern für die ungewollte Rückwanderung ins Kinderheim bereit. Sie meint, es mache ihr weniger Arbeit, wenn sie nicht alles erst auspacke, um es dann doch wieder einpacken zu müssen, wenn sie in einigen Tagen wieder ins Heim zurückkehren müsse. So hält sie derweil fein säuberlich Ordnung in ihrem Köfferchen, das sie auf ihrem Weg zwischen zuhause und Heim begleitet. Im Hause der Gorbers hoffen alle, dass dies nur noch ein einziges, weiteres Mal stattfinden wird, allen voran Rebecca. Was ihr größter Wunsch ist? "Ich will wieder ganz zuhause sein. Kinderheim ist idiotisch".


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