05.01.12
Wulffs Befreiungsversuch missglückt
(MEDRUM) Der Versuch von Christian Wulff, im Interview mit der ARD und dem ZDF um Nachsicht für sich und sein umstrittenes Verhalten zu werben, ist missglückt. Das Medienecho ist überwiegend negativ oder zumindest skeptisch. Seine Glaubwürdigkeit als Träger des höchsten deutschen Staatsamtes hat Wulff trotz intensiven Bemühens nicht zurückgewonnen.
Die Berichterstatter und Kommentatoren gebrauchen Begriffe wie "Puppentheater", "Zerknirschungs- und Entrüstungstheater" sowie "Guttenberg-Taktik". "Hat Christian Wulff zum Upgrade seines zuvor allzu braven Images nicht vor jeder Kamera getanzt, die schicke Bilder von ihm und Ehefrau Bettina zu liefern versprach?", fragt Alexander Kissler im Cicero. Sei es nicht Teil einer "bewussten Medienstrategie" gewesen, die "Öffentlichkeit mit Bildern vom turtelnden, knutschenden, wispernden Powerpaar" zu fluten? Und nun wolle Wolf neu erkannt haben, dass der „Preis der Popularität", den er selbst in die Höhe getrieben habe, dazu geführt habe, dass das „private Leben" öffentlich und „das Innerste nach außen gekehrt wird"? "Das glaube, wer mag" so Kissler weiter. So sei es ein ebenso großes wie anmaßendes, ebenso weinerliches wie anklagendes "Zerknirschungs- und Entrüstungstheater" gewesen, das der Bundespräsident den Bürgerinnen und Bürgern dargeboten habe, ein Schauspiel nur, urteilt Kissler.
Eine wichtige Rolle spielt auch die Gegendarstellung der Tageszeitung BILD. BILD widersprach der Äußerung Christian Wulffs, er habe bei seinem Anruf beim Chefredakteur der Zeitung die Berichterstattung nicht verhindern, sondern lediglich um einen Tag verschieben wollen. Wulff habe mit seinem Anruf das Ziel verfolgt, den Bericht in BILD zu unterbinden, stellte der stellvertretende Chefredakteur von BILD im Deutschlandfunk fest. Seine Glaubwürdigkeit hat Wulff - jedenfalls in den Medien - nicht zurückgewonnen. Sein TV-Auftritt sei zum "Rohrkrepierer" geraten. Auch im Volk verliere er an Rückhalt, meint beispielsweise das Handelsblatt. Ebenso kritisch äußerten sich auch führende Politiker der Oppositionsparteien und fordern vor allem die Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, nun Stellung zu beziehen. Laut FAZ hat Sigmar Gabriel die CDU-Vorsitzende Angela Merkel aufgefordert, die Eignung von Christian Wulff für das höchste Staatsamt zu überprüfen.
ARD-Video → Das Interview mit Bundespräsident Christian Wulff
Zum Echo in den Medien:
05.01.12 | Handelsblatt | Wulffs TV-Offensive gerät zum Rohrkrepierer |
05.01.12 | Handelsblatt | Deutsche Presse zerreißt Wulffs „Puppentheater“ |
05.01.12 | Spiegel | "Wulff noch peinlicher als Guttenberg" |
05.01.12 | Handelsblatt | SPD-Politiker halten Wulffs Erklärung für unzureichend |
05.01.12 | Bild | So kam das Wulff-Interview zustande |
05.01.12 | Bild | Chance vertan |
04.01.12 | Cicero | Zerknirschungs- und Entrüstungstheater vom Feinsten |
04.01.12 | FAZ | Wulff im Interview - Der Zweifel bleibt |
04.01.12 | Spiegel | "Bild"-Vize widerspricht Wulff |
04.01.12 | Stern | Ich bin ein Anfänger! Lasst mich da drin! |
04.01.12 | Süddeutsche Zeitung | "Man ist Mensch und man macht Fehler" |
04.01.12 | Handelsblatt | „Bild“-Zeitung widerspricht Aussage von Wulff |
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