04.06.10
Wo bleiben Lichterketten von Muslimen?
Zur Verfolgung und Ermordung von Christen in der Türkei
von Adorján F. Kovács
(MEDRUM) Am 2. Juni 2010 ist in Iskenderun der Vorsitzende der türkischen Bischofskonferenz, der apostolische Vikar Luigi Padovese von seinem muslimischen, angeblich geistig verwirrten Fahrer erstochen worden. Vor einiger Zeit schon titelte jedoch die Lokalzeitung: „Bischof, überschreite deine Grenzen nicht!"
Der Mord an Bischof Padovese ist nicht die erste Bluttat:
- 2006 war Don Andrea Santoro erschossen worden, Pfarrer in der Schwarzmeerstadt Trabzon.
- 2006 In Mersin war ein Priester mit dem Schwert bedroht worden.
- 2006 In Izmir wurde ein Franziskanerpater von Jugendlichen fast zu Tode gewürgt.
- 2007 Ermordung des türkisch-armenischen Journalisten Hrant Dink.
- 2007 Ermordung von drei protestantischen Missionaren in der Stadt Malatya.
Alle diese Morde wurden offiziell aufgeklärt und sollen einen ultranationalistischen, keinen religiösen Hintergrund haben. Die AKP, regierende Partei Erdogans, will ja vermehrt gegen die kemalistischen Militärs vorgehen; da kommt diese Interpretation sehr zupass. Das macht die Sache kaum besser. Fakt ist: In der Türkei herrscht Christenverfolgung.
Wo bleiben Lichterketten von Muslimen, die sich mit den Opfern solidarisieren und gegen die Verfolgung und Ermordung von Christen in der Türkei eintreten?
© Adorján F. Kovács
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Prof. Dr. Dr. Dr. Adorján F. Kovács (Nauheim bei Rüsselsheim) ist Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Er hat u.a. grundlagenwissenschaftliche und klinische Arbeiten zur Krebsdiagnostik und -behandlung im Kopf-Halsbereich durchgeführt (Forschungs- und Lehrtätigkeit am Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main), die in zahlreichen wissenschaftlichen nationalen und besonders internationalen Veröffentlichungen dokumentiert sind und zur Habilitation und Professur geführt haben. Er arbeitet daneben ebenso publizistisch und veröffentlichte u. a. im "ef-Magazin" (Eigentümlich frei).
Ein weiterer Artikel von Kovács in MEDRUM: Profiteure der Freiheit
Leserbriefe
Ergebenheitsgesten wie Einladung zum extremistischen Handeln
...die lauen Anmerkungen deutscher Regierender zu Staatsbesuchen in der Türkei, bezüglich Defiziten und die augenfälligen Ergebenheitsgesten müssen wie eine Einladung für extremistisches Handeln an Andersgläubigen wirken. Eine breite Zustimmung für ein Volksbegehren MINARETTVERBOT in Deutschland könnte ich gut nachvollziehen, ebenso immer weniger Verständnis in der deutschen Bevölkerung selbst für eine sogenannte "privilegierte Partnerschaft" mit der EU. Einhaltung europäischer Normen betrifft auch den Umgang mit religiösen Glaubensgemeinschaften im eigenen Land, dies kann man in der türkischen Alltagspraxis bei allem Wohlwollen nicht erkennen.-