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Wer nichts tut, kann auch schuldig werden

24.05.08


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"Wer nichts tut, kann auch schuldig werden"

Exkurs des Katholikentags zur deutschen Sicherheitspolitik in Afghanistan

(MEDRUM) Unter dem Titel "Katholiken im Krieg" berichtet die Internetseite des Deutschen Katholikentages am 23.05.08 über die altbekannten Spannungspole zwischen Pazifismus und Politik, die in einer Debatte über das Geschehen in Afghanistan berührt wurden.

"Pazifismus trifft auf Politik. Das konnte ja nicht gut gehen. In der Debatte über deutsche Sicherheitspolitik wurde viel geredet - und wenig gesagt.", lautet das Fazit des Berichts. Nach den Eingangsstatements sei kaum Zeit geblieben, Fragen zu beantworten. Die Veranstaltung sei zum Austausch von Floskeln verkommen, wird kritisch angemerkt. Josef Blotz, ehemals im Einsatz als Kommandeur bei ISAF in Afghanistan, und Misereor-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon waren geladen, um Stellung zu nehmen zur Frage "Was wird für uns am Hindukusch verteidigt?".

Was soll man nun vom Resümee halten, das vom Katholikentag gezogen wird? Ist das als Kritik an den Gästen und ihren Antworten gemeint oder ist es Kritik an den Fragestellern, gemeint als Kritik des Katholikentages an den Veranstaltern selbst?

Wenn nach Abgabe der Eingangsstatements keine Zeit blieb, Fragen zu beantworten, müsste sich der Veranstalter zunächst selbst fragen, warum seine Veranstaltung dafür nicht ausreichend Gelegenheit bot. Wenn nur ein Austausch von Floskeln stattgefunden habe, wie weiter berichtet wird, müsste sich der Veranstalter auch fragen, ob dies an den Fragen oder den Antworten lag. Beides bleibt im Bericht trotz seines kritischen Vermerkes unklar und unbeantwortet. Mit einer Ausnahme: Erst in den anschließenden Interviews sei die Frage "Wie man Konflikte lösen sollte und was das alles eigentlich mit Gott zu tun hat" durch Blotz und Bröckelmann-Simon beantwortet worden.

Fragen und Antworten

Wer Antworten auf diese Fragen sucht, muss diese Frage auch von vorneherein oder zumindest während der Veranstaltung stellen, nicht erst im Interview danach. Der Veranstalter hatte stattdessen jedoch - in Anlehnung an die plakative Formulierung des ehemaligen Verteidigungsministers Struck, die "Sicherheit Deutschlands wird am Hindukusch verteidigt", der Veranstaltung ein anderes Motto, eben ein plakatives Motto vorgegeben. Aber, wer plakativ fragt, was am Hindukusch verteidigt werde, fragt nicht nach der Substanz der Problematik, ob und wie das politische und militärische Geschehen in Afghanistan mit dem christlichen Glauben zu vereinbaren ist. Dass die Gäste auf diese Frage dennoch eine Antwort geben konnten, wurde in den anschließenden Interviews deutlich, wie der Katholikentag dann wiederum selbst am Ende seines Berichtes feststellt.

So hob Bröckelmann-Simon im Interview hervor, Krieg sei grundsätzlich kein Instrument, Konflikte und Interessengegensätze zu lösen. Es müssten friedliche Wege gefunden werden, um solche Gegensätze zu überwinden, es gebe jedoch Situationen, räumte er ein, in denen militärischer Einsatz zum Schutz von menschlichem Leben unabwendbar sei. Josef Blotz bekannte, dass er als Christ in einem Dilemma stehe zwischen der Rolle des Soldaten einerseits und den Forderungen der Bergpredigt und des fünften Gebots andererseits, aber "Wer nichts tut, kann auch schuldig werden", so Blotz. Diesen Konflikt auszuhalten, dabei habe ihm auch sein Einsatz in Afghanistan geholfen.