04.11.09
Verstößt Kruzifix gegen Menschenrechte?
Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte verurteilt Präsenz von Kruzifixen in Schulen
(MEDRUM) Einer Mutter aus Italien wurden 5.000 Euro zugesprochen, weil im Klassenzimmer ihrer Kinder ein Kruzifix aufgehängt war. Das entschied der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in einem am Dienstag bekanntgegebenen Urteil.
Kruzifixe in Klassenzimmern sind nach Auffassung des Europäischen Gerichtshofes nicht mit der Europäischen Menschenrechtskonvention vereinbar. In einem Verfahren gegen die Republik Italien stellte der Gerichtshof fest, der Staat müsse im Bereich von Bildung und Erziehung konfessionelle Neutralität wahren. Durch das religiöse Symbol des Kreuzes werde jedoch in das Erziehungsrecht der Eltern und das Recht der Kinder auf Religions- und Glaubensfreiheit eingegriffen. Das Gericht sah Artikel 2 und 9 als verletzt an: "Violation of Article 2 of Protocol No. 1 (right to education) examined jointly with Article 9 (freedom of thought, conscience and religion)". Der Klägerin, einer aus Finnland stammenden italienischen Bürgerin, sprach das Gericht 5.000 Euro als Ausgleich für den entstandenen "Schaden" zu ("damage").
Die Klägerin hatte vom Gymnasium, das von ihren Kindern besucht wird, verlangt, Kruzifixe aus den Klassenzimmern zu entfernen. Sie hatte zunächst versucht, dies vor italienischen Gerichten durchzusetzen und hatte zuletzt eine Klage beim Verfassungsgericht in Italien eingereicht, war dort jedoch gescheitert. Das Kruzifix wurde von den staatlichen Institutionen Italiens nicht als religiöses Symbol gewertet, das Kindern einen Glauben aufzwinge, sondern werde als ein Symbol der italienischen Geschichte und Kultur verstanden, argumentierte Italien. Der Europäische Gerichtshof ließ diese Begründung jedoch nicht gelten. Bei seinem Urteilsspruch handelt es sich um das erste Urteil des Gerichtshofes in Hinblick auf die Anbringung religiöser Symbole in Klassenzimmern, wie die Pressestelle des Gerichtes mitteilte (Pressemitteilung im Anhang beigefügt).
kath.net -> -> Italien legt Berufung gegen Kruzifix-Urteil ein
Leserbriefe
"Symbolglaube" oder Beziehungsglaube
Das Menschen ihre persönlichen Freiheiten durch ein Kruzifix beeinträchtigt empfinden, wirkt sicher etwas dick aufgetragen. Was ich im Gegenzug in meinem Alltag visuell wahrnehme und meine religiösen Empfindungen permanent verletzt... -da käme ich aus dem Prozessieren vor Gerichten-wollte ich dagegen vorgehen- nicht mehr heraus!!!- Wichtiger scheint mir die Frage, was dieses Kreuz bewirkt bzw. welchen "Nutzen" es an dieser Stelle hat,- abgesehen davon, daß dass Kreuz zum "Modeartikel" geworden ist und längst den eigentlichen Inhalt, die Botschaft verloren hat.- Ein Kruzifix in einer öffentlichen Einrichtung an die Wand geheftet, soll etwas symbolisieren das heutzutage niemand mehr ernsthaft vertritt. Ein Symbol für eine vermeintliche Lebenswirklichkeit, die so nicht mehr existiert und gelebt wird- der Hinweis auf unsere christlich-abendländische Tradition von der wir kommen- mit der sich keiner mehr identifiziert.- Ein Symbol in einer Einrichtung, in der es seinem ursprünglichen Anliegen nach so nicht mehr wahrgenommen wird.- Glaubte ich an die magischen Kräfte von Amuletten, Talisman etc. ich wäre unbedingt dafür, Kruzifixe hängen zu lassen um deren unsichtbare Ausstrahlungen jedem angedeien zu lassen,- ihn unbemerkt verändern zu lassen.- Bei längerer Überlegung komme ich aber zu dem Schluß, daß auf dieses Kreuz ein menschlich verständlicher Wunsch projeziert wird, der sich so nicht mehr verwirklicht und einer Vorstellung nachgelaufen wird die die Realität längst eingeholt hat. Symbolglaube oder Beziehungsglaube?- ein Symbol an einer Wand ist verzichtbar, der lebendige Glaube an Jesus Christus,- ein (Über-)-lebens)-Angebot, nicht.- Der Missionsauftrag gilt, Jesu Liebes-/Beziehungsangebot weiterzusagen, von Mensch zu Mensch, lebendig -mit der persönlichen Botschaft eigener Erfahrung. Das ist das was eigentlich persönlich herausfordert und deshalb auch so vehement bekämpft wird- siehe die Diskussion um missionarische Aktivitäten anläßlich der tragischen Ereignisse im Jemen und der undifferenzierte/unqualifizierte "mediale Rundumschlag". Dort gilt es zu investieren, dort ist unser Einsatz gefragt,- nicht Kraftverschwendung im Kampf um inhaltslos gewordene Devotionalien und Symbole, sondern Investition in Menschen, damit sie heil werden in jedweder Richtung und eine Perspektive haben, mit IHM.-