16.10.08
Tanz ums goldene Kalb nicht wiederholen: Das Geld darf nicht zum Gott werden!
Erzbischof Marx und Landesbischof Huber mahnen zur moralischen Erneuerung und Rückkehr zur Verantwortung
von Kurt J. Heinz
(MEDRUM) Die Krise um das Finanzsystem hat viele Defizite offenbart. Es sind besonders auch moralische Defizite und ein Mangel an Verantwortung erkennbar geworden. Dazu gehören die Verhaltensweisen der Manager, die den Tanz ums goldene Kalb veranstaltet haben, ebenso wie die Politik, die zugelassen hat, dass das Geld zum Gott werden konnte. Diese Auffassung haben Erzbischof Reinhard Marx und Landesbischof Wolfgang Huber in einem Interview vertreten, das sie dem "heute-journal" des ZDF gegeben haben.
"Die Ausrichtung auf Gier ist eine Sünde und das System, das diese Sünde zugelassen hat, ist von Sünde geprägt", erklärte Bischof Marx. Wir bräuchten Rahmenbedingungen, die die Moral unterstützen, und dies sei nicht gut gelaufen in den letzten Jahren. Sein Fazit lautete: "Wir brauchen eine moralische Erneuerung und es ist sehr vernünftig, wenn wir das wieder in Gang bringen."
Bischof Huber sieht das ähnlich. Es sei ein "System organisierter Verantwortungslosigkeit" entstanden, und man müsse dafür sorgen, dass wieder Verantwortung einkehre. "Aber Verantwortung ist heute gefragt", sagte Huber. Das Geld dürfe nicht zum Gott werden und der Tanz ums goldene Kalb dürfe sich nicht wiederholen, so Huber weiter. Bischof Huber meinte, es sei allerhöchste Zeit, sich klar zu machen, dass die Schlüsselfrage heißt: "Woran hängst du dein Herz? Das ist dein Gott nämlich. Und wir dürfen unser Herz nicht an das Geld hängen, sondern müssen maßvoll mit ihm umgehen."
Mit ihren Stellungnahmen haben die beiden Kirchenvertreter ihren Finger sowohl in die Wunde der fehlenden Moral und Verantwortung gelegt wie auf die fehlende Gottesorientierung hingewiesen. Dies hat sich im weltweiten Finanzsystem in einem Ausmaß niedergeschlagen, dass es wegen der unverkennbar katastrophalen Gefahren für die Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung der Staatenwelt nicht mehr geleugnet werden kann. Dennoch bleibt abzuwarten, wie nachhaltig die Bereitschaft sein wird, daraus auch die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Der populäre Ruf nach Deckelung von Managergehältern und deren Haftung wäre dafür - wenn er denn überhaupt an der Wurzel des Übels ansetzt und realisierbar ist - allemal nicht hinreichend. Gibt es in der Politik die Bereitschaft zur moralischen Erneuerung? Gibt es in der Politik die Bereitschaft, sich auch selbst zur Verantwortung zu bekennen? Und gibt es in der Politik die Bereitschaft, sein Herz an Gott zu hängen? Für eine wirkliche Erneuerung an Haupt und Gliedern scheint dies unabdingbar zu sein. Ob diese Bereitschaft jedoch wirklich vorhanden ist, darf - abseits vom Aufbäumen der politischen Akteure gegen den jähen Absturz in wirtschaftliche und soziale Abgründe - bis zum Beweis des Gegenteils bezweifelt werden.
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