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Tadel für Merkel und Lob für Gauck


06.06.10

Tadel für Merkel und Lob für Gauck

Kandidatenkür der Unionsspitze droht zum Pyrrhussieg oder gar zum Desaster zu werden

(MEDRUM) Die Entscheidung und die Verfahrensweise von Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Kandidatenkür für die Wahl des Bundespräsidenten wird von der Resonanz in den Medien konterkariert. Der Wille, einen Kandidaten aus den eigenen Reihen zu präsentieren, könnte zum Pyrrhussieg werden und droht, mindestens ein Mediendesaster für Angela Merkel zu werden.

Mit seltener Einmütigkeit wird der von der SPD und den Grünen vorgeschlagene ehemalige Leiter der Gauck-Behörde, Joachim Gauck, von den Medien als der bessere Kandidat für das höchste Staatsamt gekürt. Die Entscheidung von Merkel für Christian Wulff und das Vorgehen der Bundeskanzlerin wird nirgends positiv, aber überwiegend kritisch und  teilweise ablehnend durchleuchtet.  Der STERN spricht von einer "La ola"-Welle für den Kandidaten der  Oppositionsparteien. BILD schreibt: "Gauck, der bessere Kandidat". Im SPIEGEL und in anderen großen Medien ist ein ähnlich Echo zu vernehmen. Und selbst in Landesverbänden der FDP wird die Kür des Kandidaten durch die Spitzen der Regierungsparteien teilweise mit Unverständnis begleitet.

Es scheint bereits festzustehen: Merkel ist nicht der große Wurf gelungen. Die Partie im Kampf um einen überzeugenderen Kandidaten scheint sie verloren zu haben, bevor die Wahl stattgefunden hat. Sollte Merkels Kandidat am Ende bei der Wahl nicht obsiegen, käme dies einem Desaster für Merkel gleich. Die CDU-Vorsitzende hätte dessen Ausmaße vermutlich noch übertroffen, wenn sie die zuvor als ihre Favoritin gehandelte Ursula von der Leyen als Kandidatin der Regierungskoalition präsentiert hätte.

Jetzt bleibt abzuwarten, ob es Christian Wulff wirklich schaffen will und wird. Davon wird auch abhängen, ob Deutschland erstmals durch eine First second Lady im fast noch jugendlichen Lebensalter an der Spitze repräsentiert werden wird. Das Alter von 36 Jahren ist für die PR-Referentin Bettina Wulff und ihren Mann keine Hürde. Das Grundgesetz schreibt lediglich vor, daß der Amtsinhaber mindestens das Lebensalter von 40 Jahren erreicht haben muß. Für die 15 Jahre jüngere Frau an der Seite von Christian Wulff gibt es keine gesetzliche Mindestaltervorgabe. Beide sind also startberechtigt und dürften trotz mancher Aufrufe an Christian Wulff, er solle von seiner Kandidatur zurücktreten, an ihrem Entschluß festhalten, Deutschlands Präsidentenpaar werden zu wollen.

Zum Echo in den Medien:

07.06.10 FAZ Präsidentschaftskandidat Joachim Gauck - Es ist Sonne über Berlin
06.06.10 Stern La ola für Joachim Gauck
06.06.10 Bild Yes, we Gauck
05.06.10 Süddeutsche Zeitung Ein Kandidat nach ihrem Herzen
05.06.10 Tagesspiegel Präsidentenwahl: FDP-Politiker liebäugeln mit Gauck
05.06.10 Hamburger Abendblatt Im schwarz-gelben Lager sind plötzlich viele gegen Wulff
04.06.10 Spiegel Bundespräsidenten-Kandidat Gauck: Der Merkel-Schreck
04.06.10 WELT Opposition hofft auf Koalitionsstimmen für Gauck
04.06.10 TAZ Wahl des Bundespräsidenten - Was gut für Merkel ist
04.06.10 FAZ Bundespräsidentenwahl: Die Methode Merkel
04.06.10 WELT Gauck ist der Richtige

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