22.01.15
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen PEGIDA-Chef: „Viehzeug”, „Dreckspack” und „Gelumpe”
Lutz Bachmann zurückgetreten - Hitlerfoto und Schmähungen nähren den Verdacht auf Volksverhetzung
(MEDRUM) Eine überraschende Entwicklung trat gestern an der Spitze von PEGIDA ein. Ihr bisheriger Chef, Lutz Bachmann, trat zurück. Gegen ihn soll Medienberichten zufolge wegen Verdacht auf Volksverhetzung ermittelt werden. Katrin Oertel, Mitglied im Organisationsteam von PEGIDA, distanzierte sich von Lutz Bachmann, der sich in facebook nicht nur im Hitlerlook gezeigt hatte, sondern auch Menschen als ‚Viehzeug', ‚Dreckspack' und ‚Gelumpe' bezeichnete.
MEDRUM dokumentiert den Teil der Pressemitteilung, die PEGIDA zum Fall von Lutz Bachmann herausgegeben hat:
____________________
Dresden, 21. Januar 2015
PEGIDA-Gründer Lutz Bachmann ist heute als Vereinsvorsitzender des PEGIDA e.V. zurückgetreten.
„Ich entschuldige mich aufrichtig bei allen Bürgern, die sich von meinen Postings angegriffen fühlen. Es waren unüberlegte Äußerungen, die ich so heute nicht mehr tätigen würde. Es tut mir leid, dass ich damit den Interessen unserer Bewegung geschadet haben, und ziehe daraus die Konsequenzen", erklärte Bachmann am Abend in Dresden.
„Die jetzt bekannt gewordenen Facebook-Postings Lutz Bachmanns vom September weisen wir als Verein aufs Schärfste zurück. Sie tragen nicht dazu bei, Vertrauen zu den Zielen und Protagonisten von PEGIDA zu entwickeln. Vokabeln wie ‚Viehzeug', ‚Dreckspack' und ‚Gelumpe' gehören ebenso wenig in einen politischen Diskurs wie ‚Rattenfänger' (Ulbig), ‚Mischpoke' (Özdemir) oder ‚übelriechender braungrüner Schleim' (taz). Nur persönliche Integrität schafft politische Glaubwürdigkeit", kommentiert Kathrin Oertel den Rücktritt.
„Lutz Bachmann hat sich bei PEGIDA viele Verdienste erworben. Er hat die Bewegung auf die Straße und in die Medien gebracht und es gemeinsam mit uns geschafft, Zehntausende dafür zu mobilisieren und zu begeistern. Wir bedauern diese Entwicklung sehr. Wir bedauern sie umso mehr, als seit dem Wochenende eine andere Wahrnehmung von PEGIDA im Land spürbar war. Diesen Prozess wollen wir kontinuierlich vorantreiben. Der Hitler-Selfie an die Pinnwand von Christoph Maria Herbst als Sprecher von Timur Vermes' ‚Er ist wieder da' war Satire, und die steht jedem Bürger frei. Die pauschale Beleidigung fremder Menschen allerdings nicht mehr", so Oertel weiter.
____________________
BILD sieht im Fall von Lutz Bachmann das Ende eines "Hetzers". PEGIDA sei entlarvt, meinen Grüne und Linke laut Magazin SPIEGEL. Aufgrund der jetzigen Entwicklung, so meinen Kommentatoren, sei das Ende von PEGIDA absehbar.
Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz hatte davor gewarnt, bei PEGIDA mitzumarschieren. Wie MEDRUM berichtete, meinte Diener: "Wir können als Christen unmöglich mit Rechtsextremen gemeinsam auf die Straße gehen."
22.01.15 | Reaktionen auf Bachmann-Rücktritt: Grüne und Linke sehen Pegida entlarvt | Spiegel |
22.01.15 | Ende eines Hetzers! | Bild |
21.01.15 | Rücktritt von Pegida-Chef Lutz Bachmann | Süddeutsche Zeitung |
21.01.15 | Hitler-Verkleidung, Flüchtlinge als "Viehzeug" | Tagesspiegel |
21.01.15 | Nach Hitler-Foto und Postings: Pegida-Chef tritt zurück | Die Presse (Wien) |
21.01.15 | Sein Hitler-Look soll „ein Scherz“ gewesen sein | Bild |
12.01.15 | Michael Diener ruft Christen zum Boykott von PEGIDA auf | MEDRUM |
Copyright www.medrum.de
Bleiben Sie mit unserem Newsletter auf dem Laufenden!
Leserbriefe
Absolut intolerabel und grenzüberschreitend
Bei den Äußerungen über sog. „Viehzeug“ und „Gelumpe“ kommt mir das kalte Grausen. Ich habe selbst schon im Bereich Asyl gearbeitet und denke zwar, dass es im deutschen Asylrecht und in der politischen Einstellung dringend Veränderungen geben muss. Deshalb finde ich es auch nicht komplett unverständlich oder abwegig, wenn Menschen auf die Straße gehen. Aber meine Meinung verbinde ich persönlich immer mit einem klaren JA zur Gewährung von Asyl und einem klaren JA zur GLEICHEN Würde ALLER Menschen.
Auch wenn ich Herrn Bachmann nicht verurteilen möchte (denn das sollen wir Christen laut Bibel nicht), so ist es für mich doch absolut intolerabel, wenn Menschen als „Viehzeug“ oder „Gelumpe“ (sic.!!!) bezeichnet werden. Denn solche Begriffe greifen für mich die Würde von Migranten an zentraler Stelle an. Ein Mensch kann niemals „Viehzeug“ oder „Gelumpe“ sein, denn er ist ein von Gott gewolltes, selbstbestimmtes Geschöpf, das Gott unendlich viel Wert sein muss. Denn Gott hat (ausdrücklich für alle Menschen!) sogar seinen eigenen Sohn in den Tod gegeben. Wenn das nicht ein Beweis für den Wert aller Menschen ist, was dann? Und über den Wert eines Geschöpfes urteilt doch immernoch am treffendsten dessen Schöpfer.
Kurzum: Wenn ich im Zusammenhang mit Migranten Begriffe wie „Viehzeug“ oder „Gelumpe“ lese, dann tut mir das aus meinem Glaubensverständnis heraus wirklich weh. Und deshalb möchte ich einfach für alle Migranten, die das hier lesen sagen: Herzlich willkommen in Deutschland. Sie sind uns wertvoll, wir freuen uns über die kulturelle Bereicherung, die Sie uns mitbringen und falls in diesem Land sich tatsächlich Gesinnungen ausbreiten (werden), die Ihre Würde anzweifeln, dann werden wir das nicht tolerieren.
Absolut intolerant und grenzüberschreitend
Damit hat der Schreiber völlig recht. Zum Glück gibt es derzeit keine Bewegung, die Flüchtlinge und Migranten ablehnt, insbesondere wenn sie uns kulturell bereichern, weil das Grund zur Freude ist. Und ich glaube auch nicht, dass das jemand anders sieht.
Tut mir leid, Herr Bauer, ...
Tut mir leid, Herr Bauer, ich verstehe Ihren Beitrag nicht. Kann ja an mir liegen, aber...
Indiskutabel
Was Lutz Bachmann da von sich gegeben hat, ist völlig indiskutabel, seine Wortwahl äusserst beleidigend, nun muss er richtigerweise Konsequenzen fürchten. Da er weiß, wie sehr sich die Pegida auf breiter Front des Vorwurfs des Rechtspopulismus erwehren muss, ist sein Verhalten mehr als verantwortungslos. Dass er den Rückzug angetreten hat, ist nur richtig. Der Pegida und den Menschen, die jeden Montag schweigend und gewaltlos durch Dresden gehen, hat er mit Sicherheit schweren Schaden zugefügt.
Dass allerdings die Antifa, die bei der Anti-Pegida ordentlich mitmischt, ordinär, gewalt-gesättigt und offen zum gewaltsamen Widerstand gegen die Pegida aufruft, dies ganz problemlos und ohne Folgen tun darf, ist aber auch nicht zu verstehen. Äussert sich Lutz Bachmann fragwürdig, gibt es staatliche Untersuchungen, tut dasselbe die Antifa, geschieht nichts. Hier wird leider - wie so oft, wenn es um rechte oder linke Positionen geht - mit zweierlei Maß gemessen.
Schwere Last volksverhetzerischer Verführung
Ausdrücklich und von ganzem Herzen schließe ich mich den Worten von "Mathias" an. Wie enttäuscht müssen doch jetzt die meisten "Pegida- Sympathisanten sein! Darum meine Hochachtung vor Katrin Oertel, die stellvertretend für die ehrlich meinenden Demonstranten die schwere Last volksverhetzerischer Verführung mit auf ihre Schultern nimmt, damit deren ehrliche Anliegen nicht ganz über Bord geworfen werden! So, wie es unter den Pegida-Leuten eben schwarze Schafe gibt, gibt es auch unter den Asylanten solche. Und die könnten für die Gesellschaft wirklich gefährlich werden.