---

15.10.08

SPIEGEL-Gespräch mit Bundespräsident Horst Köhler zur Finanzkrise

(MEDRUM) Bundespräsident Horst Köhler führte ein Gespräch mit dem Wochenmagazin "Der Spiegel" zur Finanzkrise. Köhler hofft, dass die Krise jetzt einer neuen Kultur der Gemeinsamkeit im Wettbewerb zum Durchbruch verhelfen wird.

Bundespräsident Köhler hält die Krise für beherrschbar. Im Gegensatz zur Krise am Ende der 20er Jahre im letzten Jahrhundert sei heute das Bewußtsein für gefährliche Dominoeffekte vorhanden. Die Bürger könnten darauf vertrauen, dass alle Verantwortung darauf gebündelt sei, die Krise zu begrenzen und zu lösen. Köhler hatte schon vor drei Jahren im Spiegel vor monströsen Finanzmärkten gewarnt. Weshalb seine Warnung nicht mehr gehört worden sie, fragte ihn der Spiegel. Köhler dazu: "Wenn die Gesamtstimmung günstig ist, wenn die Wirtschaft wächst, die Gewinne steigen, dann will der Mensch sich ungern stören lassen. Da will sich niemand die Frage stellen: könnte es sein, dass wir gerade auf eine Wand zusteuern? Heute würde ich sagen, ich hätte das noch energischer aufgreifen sollen."

Die Krise enthülle nichts grundlegend Neues über den Menschen. Auch die Marktwirtschaft sieht er nicht in Frage gestellt. Aber Freiheit und Marktwirtschaft brauchten Regeln und Kontrolle durch die Gemeinschaft, durch den Staat. Nötig sei eine wirksame Regulierung für die Finanzmärkte, die Wiederentdeckung von Ethos bei den handelnden Personen und ein Frühwarnsystem. Bundespräsident Köhler sieht in der Krise auch eine Chance. Köhler: "Jetzt wird zunehmend erkannt, dass die Durchsetzung des so genannten nationalen Interesses in global vernetzten Zusammenhängen nicht mehr viel wert ist, wenn am Ende das Gesamte, das Gemeinsame zerstört wird. Ich hoffe, die Krise wird jetzt einer neuen Kultur der Gemeinsamkeit im Wettbewerb zum Durchbruch verhelfen."

Das gesamte Interview ist auf der Internetseite des Bundespräsidenten nachzulesen.

-> Bundespräsident Horst Köhler zur Finanzkrise