19.09.18
SPD-Streit über Entscheidung der Koalitionsspitzen
(MEDRUM) Der Nachrichtensender ntv setzt seine heutigen Meldungen und Kommentare unter die Überchrift: "Maaßen-Deal bringt Koalitionspartner in Rage".
BILD: Fliegt Nahles der Maaßen-Deal um die Ohren?
Über die gestrige Vereinbarung der Koalitionsspitzen ist in der SPD öffentlicher Streit ausgebrochen. BILD fragt heute: "Fliegt Nahles der Maaßen-Deal um die Ohren?" Die Zeitung spricht von "Aufruhr in der SPD". An der Basis brodele es. Ralf Stegner habe laut dpa gesagt, der Geduldsfaden mit dieser Großen Koalition werde extrem dünn. In einem anderen Artikel fragt BILD: „Was haben denn die bei ihrer Krisensitzung gesoffen?“
Die Tagesschau der ARD berichtete bereits um 7 Uhr über parteiinterne Kritik an der Entscheidung der Koalitionsspitzen. Dabei präsentierte sie den Vorsitzenden der Jungsozialisten Kevin Kühnert, der erklärte: "Das ist einfach ein Schlag ins Gesich von allen Leuten, die Tag für Tag Verantwortung für ihr eigenes Handeln übernehmen und wenn sie dabei Fehler machen, eben nicht befördert werden, sondern gegebenenfalls auch Nachteile zu befürchten haben. Und ich finde, dieser Preis ist zu hoch für den Fortbestand auch der Koalition."
ARD: "Jusochef für Ende der Koalition"
Welch große Bedeutung die Fernsehverantwortlichen der ARD dem Parteifunktionär der Jungsozialisten beimessen, geht auch aus der Sendung der Tagesthemen vom Dienstagabend hervor. Dort wurde Kühnert als erster parteiinterner Kritiker der SPD präsentiert und im Videotext, Tafel 107, schreibt die ARD: "Jusochef für Ende der Koalition".
Selbst die FAZ zitiert heute Kevin Kühnert, und zwar mit den Worten: „Seehofer zeigt der Kanzlerin, den Koalitionspartnern und letztendlich der gesamten Öffentlichkeit den Mittelfinger“. Seehofer gehe es schon lange nicht mehr um fachliche Kriterien, „sondern nur noch um Machterhalt und maximalen Schaden an seiner Erzfeindin Angela Merkel“, so Kühnert laut FAZ, der Horst Seehofer als Karikatur eines Ministers bezeichnete. Kühnerts Angriff mündet in der Aufforderung: " Es wird Zeit dass wir aufhören, uns von ihm auf der Nase herumtanzen zu lassen.“
Ebenso läßt der Tagesspiegel Kühnert prominent zu Wort kommen. Unter der Überschrift "Juso-Chef Kühnert: Seehofer zeigt allen den Mittelfinger" schreibt der Tagesspiegel über die Reaktionen auf die "Personalie Maaßen".
Stegner und Gabriel bezeichnen Koalitionskompromiß´als "irre" und "Desaster"
Kühnert steht mit seiner Kritik in der SPD nicht allein. Auch Ralf Stegner übt massive Kritik an der von Andrea Nahles mitgetragenen Entscheidung mit großer Schärfe. Der Tagesspiegel: "Parteivize Ralf Stegner bezeichnete den Wechsel des bisherigen Verfassungsschutzchefs in die Regierung als „Desaster“ und stellte die große Koalition infrage." Zu Wort gemeldet hat sich auch der frühere SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel. Wie dpa meldete, bezeichnete Gabriel den Kompromiß als „irre“. Weitere Kritik kam vom SPD-Ministerpräsidenten Weil von Niedersachsen sowie den stellvertretenden Parteivorsitzenden der SPD Thorsten Schäfer-Gümbel und Natascha Kohnen aus Bayern.
Fehlende Loyalität zu Andrea Nahles
Wer die Reaktionen in der SPD beobachtet, kann feststellen, dass es in der SPD, die Hans-Georg Maaßen Illoyalität gegenüber der Bundeskanzlerin vorgeworfen hat, um die eigene Loyalität nicht gut bestellt ist. Die massiv geäußerte öffentliche Kritik an dem von der Parteivorsitzenden Andrea Nahles mühsam ausgehandelten Kompromiss ist das Gegenteil von Loyalität. Welche Konsequenzen dies am Ende für Andrea Nahles und die von ihr mitgeführte Koalition haben wird, ist nicht vorhersehbar. Die gegenwärtige Situation ist weiterhin instabil und das Risiko eines Scheiterns ist nicht gering einzuschätzen.
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