06.06.08
Soziologie-Professor in der Tagesschau für Schwächung des elterlichen Einflusses
(MEDRUM) Kühne Forderungen vertritt der Professor für Soziologie Müller-Benedict. In einem Interview mit der Tagesschau stellte er die Forderung auf, den Einfluss der Eltern auf die Schullaufbahn des Kindes zu schwächen, um die Bildungschancen des Kindes zu erhöhen.
"Wir müssen den Einfluss der Eltern auf die Schullaufbahn schwächen. Sobald der Einfluss des Elternhauses zurückgedrängt wird, fallen andere Entscheidungen", erklärte er. Kinder aus bildungsfernen Schichten haben nach Auffassung von Müller-Benedict geringere Bildungschancen. Der elterliche Einfluss auf Kinder solcher Eltern wirke sich nachteilig auf die Bildungsschancen aus. Er tritt dafür ein, dass Kinder insbesondere durch das Schulsystem mehr dem elterlichen Einfluss entzogen werden. Die Frage, wer nach seiner Auffassung über die Wahl des Schultyps künftig entscheiden soll, läßt Müller-Benedikt offen.
Was bedeutet die Forderung des Professors konkret, den Einfluss zurückzudrängen? Das kann man sicher auf vielfältige Weise tun. Aber, auch wenn Kinder in die Ganztagsschule gehen und einem elterlichen, vor allem bildungsfernen Einfluss entzogen sind, bleibt stets die Frage - zumindest solange es nicht die Einheitsschule für alle gibt, bei der es nichts mehr zu entscheiden gibt -, wer über den Besuch des Schultyps entscheidet. Und wer entscheidet, ob das Kind in die Ganztagsschule geht oder eine andere Schulform besucht.
Wer sollte also künftig die Befugnis haben, die Entscheidung über die Schullaufbahn des Kindes zu treffen? Das Kind? Wohl kaum. Die Bildungschancen würden kaum besser werden, wenn man die Entscheidung den Kindern überließe. Das wäre absurd. Kämen die Lehrer als Entscheidungsinstanz in Frage? Das wäre wohl ebenso absurd. Man stelle sich vor, die Lehrerschaft verkündet den Eltern und dem Kind künftig: Ihr Kind geht auf das Gymnasium, ob es Ihnen passt oder nicht passt. Es gibt weiter die Alternative, die Entscheidung nur dann bei den Eltern zu belassen, die aus bildungsnahen Schichten kommen, und nur Eltern aus bildungsfernen Schichten die Entscheidungsbefugnis zu nehmen. In der Praxis würde das bedeuten: Eltern, die selbst nur Hauptschulabschluss haben, sofern Müller-Benedict dies als bildungsfern versteht, wären künftig nicht mehr befugt, über die Schullaufbahn ihrer Kinder zu entscheiden. Und schließlich kann hier auch an eine Variante Jugendamt / Familiengericht gedacht werden. Man könnte zum Beispiel in allen Fällen, in denen die Eltern nicht den Empfehlungen der Lehrerschaft folgen, die Entscheidungsbefugnis dem Jugendamt oder auch Familiengericht übertragen. Das könnte man bei bildungsfernen Schichten auch grundsätzlich tun. "Also Eltern, strengt euch an und holt das Abitur nach, sofern ihr dieses noch nicht habt, damit ihr auch künftig über die Schullaufbahn oder die Schulform eurer Kinder entscheiden dürft!", möchte man Eltern aus bildungsfernen Schichten zurufen.
Oder geht es vielleicht auch damit, dass die elterliche Kompetenz gestärkt wird, dass Eltern und Kindern mehr Hilfen gegeben werden, dass mit Eltern vertrauensvoll zusammengearbeitet wird, dass Eltern bildungsferner Schichten aus sozialem Elend oder sozial schwierigen Lebensverhältnissen herausgeführt werden? Wie oft haben Eltern aus bildungsnahen und bildungsfernen Schichten andererseits nicht genau das Gegenteil erlebt? Wie oft haben sie schon erlebt, dass sie von Lehrern geringschätzig behandelt wurden? "Geht deine Mutter überhaupt arbeiten?", lautete eine noch harmlose Frage einer Lehrerin an eine Schülerin in einem Gymnasium, oder man denke an die abschätzige Bemerkung einer anderen Lehrerin zu einer "bildungsfernen" Mutter: "Was kann man von einer Mutter mit sechs Kindern schon erwarten?". Zugegeben, hier spielte die Entscheidung über die Schullaufbahn keine Rolle, die Geringschätzung der Eltern hingegen war deutlich zu erkennen. Die Tochter der Mutter mit sechs Kindern hat es trotz der Geringschätzung ihrer Familie durch die Lehrerin geschaft, Abitur zu machen und einen Universitätsabschluß zu erreichen.
Man kann - dem Ansatz des Soziologie-Professors folgend - auch die Gegenfrage stellen, wieviel sich verbessern ließe, wenn man den Einfluss der Lehrer zurückdrängen würde. Wieviele Kinder werden denn zum "Schulversager", weil sie in der Schule dem beglückenden Wohl oder unerbittlichen Wehe der Lehrerschaft, ihrem pädagogischen Unvermögen und einem Mangel an menschlicher Zuwendung ausgesetzt sind? Vom Defizit an individueller Förderung sei hier ganz abgesehen. Oder ist es ein Einzelfall, wenn Kinder schon im frühesten Schulalter plötzlich von der Schule nach Hause kommen und die Mutter flehentlich weinend darum bitten, da morgen nicht wieder hingehen zu müssen.
Sicher sind solche letztgenannten Fälle Extremfälle, die hoffentlich nicht allzu oft vorkommen. Aber auch diese Fälle kommen bis zu ihrer ekstatischen Steigerung in Erfurt oder Emsdetten vor. Es kommen vor allem reichlich Fälle der Schulunlust vor, die in einem Spektrum zwischen einer hartnäckigen Verweigerung und dem reinen Absitzen der Schulstunden liegen, weil das Kind die Freude am Lernen längst verloren hat.
Der Verfasser hat einst in einer Schulversammlung von Lehrern und Eltern den vermeintlichen Fehler begangen, eine Diskussion der Frage vorzuschlagen, was man tun könne, um mehr Freude bei den Schülerinnen und Schülern am Lernen zu wecken. Bestürzte Blicke in den Augen der versammelten Lehrerinnen und Lehrer und betretenes Schweigen waren die Folge. Die Diskussion hat nicht stattgefunden.
So interessant die Frage des Lehrereinflusses auch sein mag, so unrealistisch ist es auch, darauf eine Antwort zu bekommen. Müller-Benedict hat sich jedenfalls in seinem Interview nicht dieser Frage zugewendet und würde sie wohl kaum unvoreingenommen zulassen. "Die Lehrer tun an der Grundschule wirklich ihr Bestes", lautete eine seiner Überzeugungen im Interview. Kommen wir also zum nächsten Punkt, hätte er anfügen können. Das Beste zu tun, wird man wohl auch dem überwiegenden Teil der Elternschaft zubilligen dürfen. Müller-Benedict tut dies hingegen offensichtlich nicht. Seine Forderung ist zwar sehr aufschlussreich, ist aber eine unverdiente Ohrfeige in das Gesicht einer Elternschar, denen die Erziehung und Bildung ihrer Kinder ohnehin nicht leicht gemacht wird. Sie ist darum keine große Hilfe. So verstanden, sind diese Überlegungen kein Plädoyer gegen die Ganztagsschule und vernünftige Entscheidungen zum Wohle des Kindes, aber ein Plädoyer gegen die destruktive Sicht und Verunglimpfung großer Teile der Eltern durch einen Professor, der nicht der bildungsfernen Schicht angehört.
Einblicke in die Schulwirklichkeit - Quelle: Kurzinfo: Schulfreie Bildung - Homeschooling, Ausgabe #28
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Beim Übergang von der Kita zur Grundschule bleiben viele Kinder auf der Strecke
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Sie unterstützen „Schule - akut". Warum?
Weil jedes Mutter/Mutter-Gespräch binnen fünf Minuten beim Thema Schule landet. Jammern bringt aber nichts und macht nur schlechte Laune. Wir müssen kämpfen, dass sich etwas ändert und deshalb mache ich mit. Und - seit Pisa wurde wohl schon einiges getan, aber ich finde genau das Falsche. Das empört mich sehr. ...
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Jede Geschichte, die das Leben schreibt, hat mindestens zwei Seiten. Im Fall jenes behinderten Kindes, das die Sonderschule „zur Beruhigung" in einen hölzernen Zwinger sperren wollte, waren die Lehrer völlig überfordert. ...
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Der fünfjährige Alex ist anders als die anderen Kinder einer Vorschule in Florida. Seine genervte Lehrerin warf ihn aus dem Unterricht - und ließ die Klasse abstimmen, ob er zurückkommen darf. ...
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Leserbriefe
familie schule
interessant ist das Interview mit Kard Meisner s.: http://www.kathtube.com/player.php?id=3302 er sagt, dass seine ungebildete Oma auf Hitler nicht reinfiel, wie eben viele Hochgebildete, auch Theologen. Die Kommunisten waren zu feige gegen Stalin und das Parteikader aufzutreten. Und die Zivilcourage wird nicht an den Schulen, Universitäten geübt, Lehren reicht nicht aus, man muss üben. D.h. kein Bildungssystem wird eine Garantie geben, dass sich die Geschichte nicht wiederholt, auch wenn unter einer anderen Maske. Das Vorleben ist wichtig, wer lebt vor: Politiker, Lehrer, Prof, Geistlichkeit?? predigen Wasser trinken Wein und sind verblendet! Und denken wir dran "Habsucht ist die Wurzel allen Übels" Zitat von Diogenes: er zum Alexender dem Grossen " Du bist der Diener meines Dieners" A. "warum?" D. " ich habe die Habsucht besiegt und du dienst ihr"
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