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Solidarität mit Bundeswehrsoldaten im Dienst für den Frieden


22.10.08

Solidarität mit Bundeswehrsoldaten im Dienst für den Frieden

Kommentar von Kurt J. Heinz

(MEDRUM) Der Tod zweier Bundeswehrsoldaten durch einen erneuten Terroranschlag in Afghanistan löste in einigen Medien eine Debatte darüber aus, ob sich die Bundeswehr nicht in einem Krieg befinde. Verteidigungsminister Jung lehnte es entschieden ab, von einem Kriegseinsatz zu sprechen und bekräftigte den Sinn des Bundeswehreinsatzes, über den immer wieder diskutiert wird, wenn Soldaten dabei ums Leben kommen.

Der Streit um die Frage, ob es berechtigt ist, von einem Kriegseinsatz der Bundeswehr zu sprechen oder nicht, ist zu einem großen Teil ein Streit um Rhetorik. Für die getöteten Soldaten, ihre Familien, Angehörigen, Freunde und nicht zuletzt auch Kameraden im Einsatz ist es in dieser Stunde der Trauer und Erschütterung unerheblich, wie ihr Einsatz bezeichnet wird. Die Bundeswehrsoldaten sind Opfer eines Terrors geworden, der auch fünf afghanischen Kindern das Leben genommen hat. Allen, die diesem Anschlag zum Opfer fielen und von ihm betroffen sind, gebührt vor allem tiefstes Mitgefühl und Anteilnahme an ihrer Trauer und dem entsetzlichen Schmerz, aber auch Hilfe und Unterstützung, um diesen Verlust tragen zu können. Es ist ein Verlust, der durch den Einsatz für Frieden und Menschenrechte entstanden ist, wie schon so viele Opfer, die der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan gefordert hat. Die Frage, ob sie in einem Kriegseinsatz gefallen sind, hilft in diesen Augenblicken wohl niemandem.

Dennoch hat Verteidigungsminister Jung recht, wenn er trotz aller Gefahren, Risiken und Bedrohungen sagt, dies ist kein Kriegseinsatz. Denn die Soldaten der Bundeswehr wurden nicht nach Afghanistan entsandt, um Krieg zu führen und einen militärischen Kampfauftrag zu erfüllen, sondern um den Aufbau friedlicher und menschenwürdiger Verhältnisse in einer Region zu unterstützen, die in den vergangenen Jahrzehnten entsetzlich unter Krieg und Terror gelitten hat, zuletzt unter dem Regime der Taliban. Diese Soldaten haben keinen Auftrag, dort Krieg zu führen, aber sehr wohl in einem gefahrvollen Umfeld den Auftrag, für ein friedliches und sicheres Umfeld zu sorgen, damit der Aufbau und eine positive Entwicklung im Land vorangehen kann. Dass sie dabei auch dem Risiko hinterhältiger Terroranschläge ausgesetzt sind, ist eine grausame, aber selbst bei größtem Bemühen nicht völlig auszuschließende Tatsache. Erinnern wir uns: Selbst in unserem Land war es in den Tagen der Roten Armee Fraktion trotz gepanzerter Fahrzeuge und größtmöglicher Sicherheitsvorkehrungen nicht möglich, Mordanschläge auf Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gänzlich unmöglich zu machen. Gleiches gilt noch viel mehr für ein Land wie Afghanistan, in dem es immer noch in großen Teilen an geordneten Verhältnissen und Sicherheitsstrukturen fehlt.

So unendlich schmerzlich es für uns alle ist: Die Tatsache, dass das Leben unserer Soldaten im Einsatz in Afghanistan immer wieder durch hinterhältige Akte der Barbarei bedroht ist, können wir ebenso wenig aus der Welt schaffen, wie den kaltblütigen Mord von Kriminellen im eigenen Lande. Es ist ein Kreuz unseres Lebens, das wir nicht abwerfen können. Das heißt nicht, dass das Opfer unserer Soldaten mit Gleichmut oder gar gleichgültig hingenommen werden darf. Nein, jedes Opfer ist Grund zur Bestürzung und zu tiefster Trauer, und immer wieder muß erneut geprüft und alles Menschenmögliche getan werden, um Opfer zu verhindern. Aber es heißt eben auch, dass wir stets darauf gefasst sein müssen, dass dies nicht immer gelingen wird.

Falsch wäre es ganz sicher, aus einem Terroranschlag die Konsequenz zu ziehen, den Einsatz vorzeitig zu beenden. Der Einsatz für Frieden und Menschenrechte darf niemals beendet werden, solange Frieden und Menschenrechte durch Terror, Diktatur und menschfeindliche Ideologien und Systeme bedroht werden. Das Eintreten für diese Werte, für die unser Staat wie kaum ein anderer auf dieser Welt aufgrund unserer eigenen Geschichte stehen muß, ist kein Kriegseinsatz, sondern ein unverzichtbarer, in höchstem Maße ehrenwerter, tapferer, aber eben auch gefahrvoller Dienst für die Humanität des menschlichen Daseins.

In diesem Dienst haben erneut Menschen ihr Leben verloren. Wir schulden ihnen unseren Dank und ein ehrendes Gedenken eingedenk ihres Verdienstes um die Werte, für die sich unser Land in der Völkergemeinschaft einsetzt. Das Schicksal unserer Soldaten darf uns nicht abschrecken, sondern muß uns vielmehr bewußt machen, wie notwendig der Dienst ist, den sie leisten. Es muß uns erneut ermutigen nicht nachzulassen, dem Frieden und den Menschenrechten auf dieser Welt zu dienen, auch und gerade in Afghanistan, an einem Platz, an dem dieser Dienst in höchstem Maß notwendig ist. Dies nicht auch weiterhin zu tun, würde jeden bisherigen Einsatz und Erfolg zunichte machen und die Werte, die die Verfassung unseres Landes zum höchstes Gut erhebt, in Frage stellen. Deswegen muß dieser Dienst auch künftig geleistet werden. Das sind wir den Menschen in Afghanistan, den ums Leben gekommenen Soldaten und vor allem auch den Soldaten schuldig, die ihren Dienst für den Frieden dort weiter leisten. Ermutigen wir sie, indem wir nicht den Sinn ihres Dienstes in Zweifel ziehen, sondern indem wir hinter ihnen und dem Sinn ihres schwierigen und gefahrvollen Dienstes stehen. Die Soldaten der Bundeswehr und ihr Dienst für die Sicherung des Friedens haben diese Solidarität verdient.