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Schneider führt eine verunsicherte Kirche

Titel: 
Schneider führt eine verunsicherte Kirche
Quelle: 
WELT
vom: 
10.11.10
Zum Inhalt: 

Käßmann-Nachfolger an EKD-Spitze gewählt - Weniger Visionen, dafür mehr Seelsorge und neue Gemeindearbeit an der Basis.

Leserbriefe

Zum Thema ging folgender Leserbrief von Jörgen Bauer ein: Im apostolischen Glaubensbekenntnis heißt es unter anderem: „Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria..." Von der Kirche, insbesondere von ihren höchsten Amtsträgern, muss erwartet werden, dass sie sich dazu bekennt, und das auch dann, wenn dies unserem begrenzten menschlichen Verstand rätselhaft erscheint. Das Neue Testament spricht vom „Geist des Antichristen", wenn die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, als zentrale Aussage des christlichen Glaubens, geleugnet wird. Demnach ist die Auffassung des neuen EKD-Ratsvorsitzenden Schneider, wonach er meint, dass Jesus nicht im eigentlichen Sinne Sohn Gottes, sondern nur dessen Adoptivsohn ist, nicht neu.

Auch wenn Teile der EKD den Grünen nahe stehen, kann das nicht heißen, dass der Ratsvorsitzende alle Thesen dieser Partei vertritt. Wenn die Kirche schon politisch sein will, dann sollte sie dem Zeitgeist widerstreben und gerade das hinterfragen, was uns ständig, vor allem von linkslastigen Meinungsmachern, vorgegeben wird und dabei, vom Wort Gottes her, aufklären und versöhnlich und konstruktiv agieren.

Sache der Kirche ist es, Wegweiser auf Jesus Christus zu sein und über das Vergängliche hinaus, auf das Ewige hinzuweisen, weil nur daraus wirklich Kraft erwächst. Wenn das die Kirche nicht tut und sich stattdessen als „Verein zur Pflege religiösen Brauchtums" und „gutmenschliche Instanz" versteht, die das Evangelium jeweils passend zurechtbiegt, muss sie sich überhaupt nicht wundern, wenn Menschen einer Kirche, die nichts mehr zu sagen hat, den Rücken kehrt.