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Respekt vor den Orthodoxen


19.11.09

Respekt vor den Orthodoxen

Darf die Kirche den Willen Gottes beim Vordringen zeitgeistbedingter Forderungen verschweigen?

Kommentar von Jürgen Diestelmann

(MEDRUM) Über die Aufregung angesichts des Abbruchs der Gespräche zwischen Orthodoxen und EKD kann man sich nur wundern.

Auf protestantischer Seite sind es ja oft genug gerade diejenigen, die einerseits am lautesten nach ökumenischer „Einheit" rufen und das „gemeinsame Abendmahl" fordern, die aber andererseits seit Jahren einen ökumenischen „Fortschritt" fordern, der darin besteht, auch noch die letzten über Konfessionsgrenzen hinweg bestehenden Gemeinsamkeiten zu zerstören. Denn obwohl die Reformation angesichts des überzogenen mittelalterlichen Priesterbegriffs das Laienelement stärkte, bestand bisher hinsichtlich des Verständnisses von Ordination und geistlichem Amt seit den Tagen der Apostel eine große Gemeinsamkeit.

Nicht nur die Einführung der Frauenordination im Protestantismus offenbart eine zunehmende Aushöhlung des traditionell biblisch ausgerichteten Amtsverständnisses (vgl. Beauftragungsgesetz!), sondern auch ein rein weltlich ausgerichtetes Funktionärsdenken u.ä. Die kirchliche Gesetzgebung schafft Fakten, die mit einer langen gemeinsamen (auf die Bibel gegründete!) Tradition brechen und Andersdenkende, denen eigentlich Gewissensschutz zugesagt war, werden mit Berufsverbot belegt. Frau Käßmann sagt: "Ökumene heißt, auch unterschiedliche Kirchen- und Amtsverständnisse zu akzeptieren". Wäre es dann nicht angemessen gewesen, vor Einführung neuer Gesetze auf das Zeugnis der ökumenischen Brüder zu hören? Wo das nicht geschieht, bleibt alles ökumenische Bestreben eine Farce.

Und die Heiligkeit der Ehe? Heute wird im Protestantismus zwar die Rückbesinnung auf „christliche Werte" gefordert, aber daß diese gerade in den heiligen Zehn Geboten begründet sind, scheint vergessen zu sein. Warum schweigt die Kirche zur fortschreitenden Auflösung der christlichen Ehe? Darf die Kirche den Willen Gottes verschweigen, wenn
zeitgeistbedingte Forderungen der modernen Gesellschaft auch innerhalb der Christenheit immer weiter vordringen?

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ImageJürgen Diestelmann ist Theologe und Buchautor. Er war unter anderem langjährig Pfarrer der Evang.-luth. Kirchengemeinde St.Ulrici-Brüdern, Braunschweig, und ist Herausgeber des „Brüdern-Rundbriefes".

In seinem neuesten Buch "Usus und Actio - Das Heilige Abendmahl bei Luther und Melanchthon" behandelt er den Dissens der beiden Reformatoren in ihrer Haltung zur Abendmahlstheologie.
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Reinhard Slenczka, DD, und Zusammenfassungen in englischer, schwedischer und finnischer Sprache.

Weitere Information: www.luther-in-bs.de


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