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Prävention gegen die Zerstörung des Lebens


06.04.10

Prävention gegen die Zerstörung des Lebens

von Christa Meves

(MEDRUM) Der Entschluss der Regierung, eine Behörde einzurichten, die dem Auswuchs „Sexueller Kindsmissbrauch" durch präventive Maßnahmen Einhalt gebieten soll, ist ein begrüßenswerter Fortschritt in später Stunde; denn weder sind schließlich die Kinderschänderindustrie noch die 114.000 Straftaten dieser Art in unserer Republik pro Jahr von heut auf morgen aus dem Boden gesprossen. Vielmehr war es die „Befreiung zur Sexualität" ab 1970, die durch eine einhellige mediale Großunterstützung sehr allgemein einen veränderten Lebensstil hervorgebrachte, wobei im übrigen von den Protagonisten in ihren Schriften auch unverblümt geschrieben wurde, wozu diese new brave world anberaumt wurde: als ein Vehikel zu umfänglicher politischer Veränderung.

Als Kinderpsychotherapeutin konnte ich wissen, dass die Folgen unter anderem als das Boomen von Sexualsucht und damit eben auch von Kinderschändertum spätestens nach 40 Jahren massiv sichtbar werden würden. Es half aber nicht, dass ich das mit Zitaten - besonders aus Helmut Kentlers ausführlichen kinderschänderischen Darlegungen in Büchern und Medien - öffentlich machte. Ebenso wenig halfen meine Interventionen bei den Personen direkt, vom Skandalon der Odenwaldschule bis zu der von Dr. Sommer (= Martin Goldstein) eingerichteten Sexecke für Jugendliche in der Bravo etc, etc. Von einer Umkehr und einem Stopp des Siegeszuges der neuen „Lust am Kind" konnte nicht die Rede sein.

Ich ließ aber auch nicht locker. Meine Prognosen traten am Ende des Jahrhunderts ein. Besonders in Gestalt einiger spektakulärer Kindermorde ließ sich die Fehlentwicklung nicht länger unter der Decke des Verschweigens halten. Ich nutzte die Stunde und fügte meinen Warnungen der frühen Jahre nun zwei Bücher hinzu: 1996 "Wer Wind sät..." und 2004 „Verführt, Manipuliert, Pervertiert,", um die unbekannt gebliebenen Zusammenhänge und Strategien erkennbar zu machen. Aber die maßgeblichen Medien nahmen das nicht nur nicht zur Kenntnis, sondern fegten meine fachbezogenen Aussagen mithilfe von Wikipedia-Verleumdungen unter Neuabdruck der alten Pamphlete aus „Spiegel" und „Zeit" (Verhöhnungen wegen meiner damaligen Warnungen) mühelos vom Tisch.

Aber siehe - immerhin jetzt ein runder Tisch, nachdem sich der Versuch, einige Missbrauchsfälle im Raum der katholischen Kirche aufzudecken (um diese in gewohnter Manier unglaubwürdig zu machen), als ein Eigentor erwiesen hat. Nun lässt sich dieser 40 Jahre lang unter der Decke gehaltene Auswuchs dort nicht länger allein platzieren sondern nötigt zum Handeln. (Vollkommen unbehelligt zu bleiben, dazu hatte die Kirche in dieser fortwährenden gesellschaftlichen Situation ebenso wenig eine Chance wie Schulen und Kindergärten, welcher Couleur auch immer!)

Prävention also. Aber vorbeugen vor etwas, das man als ungut erfahren hat, setzt voraus, dass man zunächst einmal die Ursachen ins Auge fasst: das Boomen des sexuellen Missbrauchs wuchs nun eben auf dem Boden der allgemeinen Sexualisierung de Bevölkerung. Doch wie sah denn damals die Strategie aus, um das zu erreichen? Nun, im Zuge der allgemein anberaumten Vergötzung des Geschlechtstriebes hatte auf jeden Fall, und so radikal wie möglich, eine Enttabuierung des Schamgefühls zu erfolgen.

Das ging ganz mühelos vor sich: Man brachte medial zum Ausdruck, dass die in Deutschland allgemein übliche Verhüllungsgepflogenheit der Geschlechtsmerkmale eine Erfindung der Bourgeoisie sowie der prüden veralteten katholischen Kirche und deshalb ebenso unnatürlich wie überflüssig sei. Und dann begann man auf Großleinwänden und auf Theaterbühnen - am besten in aktiven Triebvollzügen mit welcher Perversion auch immer - zu zeigen, was sich dem staunenden Publikum nur alles zeigen ließ. Man konnte in aller Ruhe abwarten, bis der voraus bedachte Erfolg eintraf; denn es war eine sichere Methode, mithilfe eines Großeinsatzes der Medien‚ Millionen Menschen, wenn auch nicht alle, zum Nachmachen zu bringen; denn der Mensch unserer Zeit besitzt einen außerordentlich wach gehaltenen Nachahmungstrieb. Und schon der große Sinclair Lewis hatte uns ins Stammbuch geschrieben, wie gut sich gerade für solche Verführungsaktionen wie den heutigen der Geschlechtstrieb als Vehikel eignet....

Diese Situation hatte aber zur Folge, dass, besonders in intellektuellen Kreisen - denn auch die Geisteswissenschaften der Universitäten wurden ja planmäßig ideologisiert - wohl geleitet von „Bild", vom "Spiegel", dem „Stern" und der „Zeit", nun auch in den Familien ein beglückender Nacktstil einsetzte und eben bereits auch die Kleinen - ganz in dem Sinn, wie der einst ostdeutsche Pädagoge Kentler sich das schöner nicht hatte vorstellen können - zu frischem Modernsein einbezogen wurden. Der war - wie Alice Schwarzer recherchierte - nach seiner Emeritierung als Universitätsprofessor - zu einem gesuchten Gutachter in Kinderschänderprozessen avanciert und befreite mit 100% Erfolg alle Täter, die ihm unterkamen, von dem bösen Verdacht, etwas Unrechtes mit einem Kindelein gemacht zu haben!

Die den Kindern abgenötigte Unterdrückung ihres Schamgefühls aber ist eine Gewalttat gegen sie spätestens ab ihrem vierten Lebensjahr; denn von diesem Alter ab entsteht in jedem gut gebundenen gesunden Kind das Bedürfnis, (bei den Jungen früher als bei den Mädchen) seine Genitalien zu verhüllen. Das ist eine innere instinktive Maßnahme, um sie gegen sexuelle Übergriffe in Distanz zu halten. Erfahrene Kinderpsychotherapeuten wissen das nicht nur aus der Genesis, sondern auch aufgrund ihrer umfänglichen Beobachtungen von Kindern und ihrem Verhalten in diesem Alter.

Die Missachtung und Abdressur des Schamgefühls ist also die erste Voraussetzung zu einem verfrühten Wecken des sexuellen Interesses der Kinder. Bei einer normal verlaufenden Entwicklung mündet sie nach einem vorübergehenden Interesse des Kindes zwecks Findung seiner geschlechtlichen Identität, während der Grundschuljahre in die sog Latenzphase ein. Und das heißt, dass die Kinder, wenn sie hier keine Ein- und Übergriffe erleiden, bis zur Pubertät auf diesem Sektor von sich aus kaum motiviert sind.

Prävention müsste also als erstes heißen, dem Schamgefühl der Kinder wieder Raum zu geben, vorab, indem die Eltern angeregt werden, auf diesem Sektor einen kultivierten Lebensstil zu erneuern. Außerdem, indem Erzieherinnen, Tagesmütter und Babysitter neu darüber informiert werden, dass jegliche Einwirkungen und Anregungen zu Spielen und Verhalten mit sexueller Tönung bei Kindern Verfrühungen darstellen, die eine ausgeglichene gesunde Entwicklung stören und Kinderschändertum als Opfer oder auch spätere Täterschaft vorbereiten können, weil so eine Abspaltung des Geschlechtstriebes aus dem harmonischen Gesamtkontext der Entwicklung erfolgt, was sexualsüchtig machende Folgen heraufbeschwören kann.

Das bedeutet aus diesem Grund darüber hinaus, dass auch der Sexualkundeunterricht in der Schule dringend einer Durchforstung bedarf. In der Grundschule ist er aus den eben gesagten Gründen verfrüht - schon ganz und gar, wenn er mit pornographischem Bildmaterial unterlegt ist. Bereits Videos über die Geburt aus der Sicht des Gynäkologen können besonders die Mädchen derart traumatisieren, dass sie die Lust am Gebären von Kindern lebenslänglich einbüßen. Den Sexualkundeunterricht unter solcher Ausrichtung für Grundschulkinder obligatorisch zu machen, bedeutet seit mehreren Jahrzehnten eine gefährliche Grenzüberschreitung der Schule und bedürfte dringend einer juristischen Neubearbeitung wie auch einer veränderten Einstellung zu diesem Thema auf den pädagogischen Hochschulen. Mit einem pfleglichen, den Kindern Orientierung vermittelnden Sexualkundeunterricht jenseits der Zehn- jährigkeit, für den ich mich mit eingesetzt habe, hat die obligatorische Einrichtung im jetzigen Grundschulunterricht nichts gemein.

Prävention darf deshalb auf gar keine Weise oberflächlich auf primitiven Jagdstrategien nach dem Motto: "Haltet den Dieb", stecken bleiben. Kein Kinderschänder wird als Kinderschänder geboren. Er ist allemal das Opfer einer Gesellschaft, die in ihrem Zeitgeist die Großmacht Sexualität hat bedenkenlos wuchern lassen. Aber die Natur wird grausam, wenn man sie nicht pfleglich behandelt. Sie rächt sich unerbittlich an denen, die in die Falle des missbräuchlichen Umgangs mit ihr geraten sind - nur allzu oft, ohne dass sie wussten, wie ihnen geschah.

Prävention heißt deshalb Ausschaltung der Pornographie aus Fernsehen und Internet und allgemeine Information darüber, dass man durch kontinuierliche Nutzung von Pornographie einer Sexualsucht und auf diesen Boden einer Kinderschänderfalle erliegen kann. Sucht heißt auch hier wie grundsätzlich, dass dem Befallenen ein Teil seines freien Willens verloren geht, und elender Abhängigkeit vom süchtig gesuchten Objekt Platz macht. Der aufgeweichte Pornographie-Paragraph sollte deshalb künftig wieder durch ein eindeutiges Verbot ersetzt werden.

Prävention heißt deshalb auch Stärkung des Familie, besonders der Mütter. Das linke Programm, die Familie zu zerstören, muss endlich als existenzgefährdend erkannt, und es muss daran mitgewirkt werden, dass Mütter ohne Not bei ihren kleinen Kindern - besonders in der frühen Bindungsphase - bleiben können; denn - so weiß neuerdings sogar Alice Schwarzer - nur eine starke Mutter mit gesunden, an sie gebundenen Kindern wird es erreichen können, dass diese so viel Vertrauen zu ihr haben, dass sie ihr über Eingriffsversuche berichten. Ja, im besten Fall sollten die Kinder durch den elterlichen, den familiären Schutz so viel Selbstsicherheit erwerben, dass Verführungsversuche an ihnen abprallen. (Ungebundene Kinder sind oft leichte Beute für Kinderfänger!)

Nur eine kluge Wende kann hier zum Abnehmen der traurigen Auswüchse führen. Nur eine Einstellungsänderung, die das Leichtfertige und Hochmütige der Entfesselung des großen Lebensbewegers Sexualität erkennt und eingesteht sowie die destruktive Absicht durchschaut, kann auf Prävention gegen so viel zerstörtes Leben hoffen.

© Christa Meves, 6. April 2010


ImageChrista Meves studierte Germanistik, Geographie und Philosophie an den Universitäten Breslau und Kiel, sowie Psychologie in Hamburg. Nach ihrer Fachausbildung an den Psychotherapeutischen Instituten in Hannover und Göttingen praktizierte sie als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin. Die in Uelzen arbeitende, vielfach national und international ausgezeichnete Expertin, ist Autorin von 116 Buchpublikationen mit Übersetzungen in 13 Sprachen. Gesamtauflage in deutscher Sprache: sechs Millionen Exemplare. Die Arztfrau und Mutter zweier Töchter konvertierte 1987 zum katholischen Glauben und war von 1978 bis 2006 Mitherausgeberin der Wochenzeitung "Rheinischer Merkur". Ihr besonderes Anliegen ist es, die Erziehungsarbeit von Familien zu unterstützen. Dafür setzt sie sich mit dem Verein "Verantwortung für die Familie e.V." ein, der zur Zeit bundesweit regionale Elternschulen mit dem Namen ElternColleg-Christa Meves (ECCM)® einrichtet.

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