28.07.11
Pater Klaus Mertes und die „Diskussionskultur"
Eine Erwiderung auf ein Spiegelgespräch
von Hubert Gindert
(MEDRUM) „Mertes kritisiert Diskussionskultur" ist eine Nachricht in der katholischen Zeitung «Die Tagespost» überschrieben (26.7.2011, Seite 4). Die Tagespost greift das Spiegelgespräch mit Klaus Mertes vom 24. Juli auf. Dort heißt es: „Jesuitenpater Klaus Mertes beklagt ein zunehmend aggressives Diskussionsklima in Teilen der katholischen Kirche. Es gebe mittlerweile einen Kreis von ‚pöbelnden Dunkelkatholiken’, der jede Kritik als illoyal abkanzle und von führenden Kreisen geschützt werde. Vertreter der Amtskirche verhielten sich gegenüber dieser lauten, selbstgerechten Minderheit zu nachgiebig, aus Angst davor, selbst beschimpft zu werden. Zu oft werde von oben schweigend zugeschaut, wie einige Leute in der Kirche andere immer frecher überfallen mit dem Vorwurf, sie würden die Kirche spalten, insbesondere dann, wenn sie sich in Verbänden, Gremien oder gar im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken engagieren."
Ein Beitrag weder zur Kultur noch Diskussion
Was Mertes da von sich gibt, verschlägt einem fast die Sprache. „Deine Sprache verrät dich ja", könnte man erwidern. Mit „Diskussionskultur" hat dies wenig zu tun. Seine Auslassungen sind weder ein Beitrag zur „Kultur" noch zur „Diskussion". Mertes praktiziert nach der bekannten Mode „Haltet den Dieb" das, was er kritisiert: Pöbelei und Dreistigkeit. Er tut dies in der modisch gewordenen Masche des „zornigen" Wutbürgers.
Mertes Methode der dialektischen Verdrehung
Es ist durchaus verständlich, dass der Jesuitenpater verärgert ist, weil Katholiken feststellen, dass sie auch Rechte in der Kirche haben und zunehmend nicht mehr bereit sind, alles hinzunehmen, Illoyalität in allen Formen, wofür einige Jesuiten beispielgebend sind: Formen der Eucharistiefeier und andere Gottesdienste, die den Normen der Kirche Hohn sprechen, Religionsunterricht und Katechesen, in denen der Glaube nicht im Sinne der Kirche erläutert und den Menschen nahe gebracht wird, sondern worin fundamentale Glaubensaussagen in Frage gestellt werden. Die Reihe der begründeten Beschwerden ließe sich fortsetzen. Im Übrigen ist berechtigte Kritik nicht illoyal sondern loyal. Die dialektische Verdrehung der Begriffe bei Mertes ist durchsichtig und sie ist zu entlarven.
Wer muß auf wen hinhören - der Papst auf den Zeitgeist oder die Gläubigen auf den Papst?
Eine weitere unhaltbare und pauschale Behauptung von Mertes ist, man würde denen, die sich in Verbänden, Gremien und im ZDK engagieren, vorwerfen, sie würden die Kirche spalten. Es geht nicht um das Engagement, sondern um Beschlüsse und Forderungen, die sich eindeutig gegen die Lehre der Kirche und gegen das oberste Lehramt des Papstes richten. Auch hier kann man eine lange Reihe entsprechender Forderungen auflisten, angefangen von „Donum Vitae", dem Diakonat und der Priesterweihe für Frauen, Gleichstellung verschiedener Formen der Sexualität, Predigt von Pastoralassistenten in einer Eucharistiefeier, Kommunion für geschiedene Wiederverheiratete etc. etc..
Es ist auch noch anzumerken, dass es keine „Amtskirche" gibt, sowenig es eine Kirche der Männer, der Frauen, der Jugend oder der Kinder gibt, sondern nur die eine Kirche Jesu Christi, in der alle Kleriker und Laien vereint sind.
Schließlich wird nicht „von oben" Kritik hingenommen. Die Bischöfe wissen nur zu genau, wo und wann die Kritik „von unten", d.h. von der „lauten, selbstgerechten Minderheit" nur zu berechtigt ist.
Der Jesuit Mertes erhofft sich vom Deutschlandbesuch „ein Zugehen" des Pagehen". Ist es nicht genau umgekehrt? Die Katholische Kirche in Deutschland sollte zuerst auf den Papst hinhören und auf ihn zugehen. Hier zeigt sich noch einmal die Arroganz dieses Jesuiten, der sich offensichtlich weit von seinem Versprechen weg bewegt hat, das er einmal beim Ordenseintritt abgegeben hat. Aber das Bild, das manche Jesuiten von einem Orden mit einer großen Vergangenheit bieten, ist heute nur mehr ein bedauernswertes Abbild des Zeitgeistes.
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Das Forum Deutscher Katholiken veranstaltet vom 9. bis 11. September 2011 unter Leitung von Prof. Hubert Gindert seinen 11. Kongress "Freude am Glauben". Leitthema ist: "Die Kirche und ihre Sorge für die Menschen".
Den Eröffnungsgottesdienst mit Predigt wird der Erzbischof von Freiburg Dr. Robert Zollitsch mit den Teilnehmern in St. Bernhard feiern.
Der Kongress findet in der Karlsruher Stadthalle statt.
Weitere Information → www.forum-deutscher-katholiken.de/htm/kongress2011
24.07.11 | kath.net | 'Lichtkatholik' Mertes und die 'pöbelnden Dunkelkatholiken' |
23.01.11 | WELT | Jesuitenpater verlangt neue Sexualmoral der Kirche |
26.06.10 | Tagesspiegel | Jesuitenpater Klaus Mertes: "Sühne muss auch wehtun" |
15.04.10 | Zeit | Gespräch mit Pater Klaus Mertes: "Der Zorn ist richtig" |
14.04.10 | kath.net | Jesuit Mertes bezeichnet Papst Benedikt als 'schwerhörig' |
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Leserbriefe
perfekte Erwiderung
Ich kann Herrn Prof. Gindert nur zustimmen und ihm danken, daß er wieder einmal in vorbildlicher Weise in Worte gefaßt und veröffentlicht hat, was unzählige von P. Mertes als 'Dunkelkatholiken' diffamierte katholische Christen in ihren Herzen empfinden. Danke, Herr Prof. Gindert, besser kann man es nicht sagen, die perfekte Erwiderung, mit der Sie mir und vielen anderen Katholiken eine Stimme verliehen haben!
Susanne Schlabing-Hucke, Berlin
klare Worte an die "Lichtgestalt"
Herzlichen Dank an Prof. Gindert für seine klaren Worte an die "Lichtgestalt" Klaus Mertes SJ. Hier wird deutlich, wer in Wirklichkeit der "pöbelnde" Diskussionsteilnehmer ist!
Ein intelektueller Abgesang
Was reitet diesen selbstgerechten Jesuiten so auf berechtigte Kritik zu reagieren? Er diffamiert Glaubensgeschwister und holt sich damit den Beifall der Indifferenten, die Aufmerksamkeit der Glaubensfernen. Was früher mal ein intakter Orden war, ist heut nur noch ein geistig armer Verein - ich kenne die Berliner Verhältnisse ein wenig; nicht alles ist schlecht, aber offenbar stinkt der Fisch vom Kopf her. Ich danke Prof. Dr. Gindert für seine kluge und strukturierte Entgegnung.