23.06.10
Offener Brief des ehemaligen Bischofs von Augsburg, Walter Mixa
(MEDRUM) Der ehemalige Bischof von Augsburg, Walter Mixa, hat sich am Mittwoch in einem Offenen Brief an die Gläubigen in der Diözese Augsburg gewandt. Er nimmt Abschied von seinem Bischofsamt und ruft zur Versöhnung auf.
Walter Mixa äußert sich in seinem Brief kritisch über "tendenziöse" Medienberichte, bekennt sich aber auch dazu, trotz besten Willens nicht immer alles richtig gemacht zu haben. Sein Kernanliegen ist es, daß in der Diözese gegenseitige Streitereien und schwerwiegende Vorwürfe abgebaut werden, und daß alle zu einem guten Einverständnis und zum Frieden finden. Der Offene Brief wurde vom Bistum Augsburg veröffentlicht und wird im Wortlaut wiedergegeben:
Dr. Walter Mixa
Bischof emeritus von Augsburg, 23. Juni 2010
Bitte um Versöhnung und neuen Zusammenhalt der Gläubigen in der Diözese Augsburg des emeritierten Katholischen Diözesan- und Militärbischofs Dr. Walter Mixa
Während der vergangenen Monate ist sehr viel in den Medien über die Verhältnisse in der Diözese Augsburg, auch über meine Person, geschrieben und gesagt worden. In vielfältiger Hinsicht waren die Berichte in dieser oder jener Richtung tendenziös. Über diese vergangenen Berichte will ich jetzt nicht sprechen, da sie weitgehend bekannt sind. Mir geht es mit meinem jetzigen Zeugnis nicht nur um eine Klarstellung, sondern darum, auch eine Versöhnung zu erbitten und alle dazu einzuladen.
14 Jahre lang bin ich sehr gern Diözesanbischof sowohl in Eichstätt als auch in Augsburg gewesen und habe meine bischöflichen Dienste mit großer Bereitschaft und Liebe getan. Ebenso war ich in der Militärseelsorge mit unseren Soldaten in den verschiedenen Situationen immer gut verbunden und habe versucht, ihre Sorgen und Anliegen mitzutragen und auch den nötigen Trost zu geben.
Wie allgemein bekannt, bin ich durch die widrigen Umstände, die sich wegen der Mißhandlungsfälle in verschiedenen Internaten und Häusern ergeben haben, auch ins Gespräch gekommen. 20 Jahre hatte ich als Stadtpfarrer von Schrobenhausen eine Mitverantwortung für das dortige Kinder- und Jugendheim.
In den vielen Jahren meines Dienstes habe ich immer versucht, den richtigen Weg einzuschlagen und mich bemüht, die Erwartungen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu erfüllen. Ich will keineswegs verschweigen, dass mir nicht immer alle diese Vorsätze in der rechten Weise gelungen sind. Ich habe sicher auch viele Fehler gemacht, obwohl ich niemanden in irgendeiner Weise verletzen oder beschädigen wollte. Es soll aber nicht irgendeine Beschönigung ausgesprochen werden, sondern ich bitte nicht nur um Entschuldigung, sondern vor allem um Verzeihung für alles, was ich nicht recht gemacht habe und vor allen Dingen um Verzeihung bei all den Menschen, die ich nicht in der rechten Weise behandelt habe, deren Erwartungen ich nicht erfüllt habe und die ich enttäuscht habe. Dies tut mir von ganzem Herzen leid. Ein großer Trost ist für mich, daß in der Botschaft Jesu immer wieder die Rede ist von der Barmherzigkeit, die Gott uns in der Liebe Jesu schenkt. Damit will ich sagen: ich bin in vieler Hinsicht schuldig geworden und bitte alle, die ich enttäuscht habe, nochmals nicht nur um Verständnis, sondern auch um Verzeihung.
Wegen der sich zusammenbrauenden Berichte in der unterschiedlichsten Weise sah ich mich in einer sehr schmerzlichen Situation veranlaßt, sehr schweren Herzens dem Papst meinen bischöflichen Dienst anzubieten, die sogenannte Resignation auf das Amt des Diözesanbischofs auszusprechen.
Für mich ist es jetzt von einer ganz großen Bedeutung, daß in unserer Diözese gegenseitige Streitereien und gegenseitige schwerwiegende Vorwürfe abgebaut werden und daß wir alle zu einem guten Einverständnis und zum Frieden in der Gemeinschaft der Kirche finden.
Der Heilige Vater hat mir in seinem sehr liebevollen Brief geschrieben, daß ich nach meinem Rücktritt von meinem Bischofsamt in Augsburg immer Bischof bleibe und daß ich die geistlichen Dienste wie die Feier der Eucharistie, die Spendung der Sakramente, auch der Firmung, wahrnehmen sollte und in unterschiedlicher Weise auch geistlich für viele Menschen da sein kann.
Gleichzeitig sage ich allen unseren Priestern, Diakonen, hauptberuflichen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre verantwortungsvollen Dienste ein aufrichtiges Vergelt´s Gott!
Wichtig ist für mich jetzt vor allen Dingen, daß wir uns alle durch Taufe und Firmung als Gemeinschaft innerhalb der katholischen Kirche verstehen, daß wir füreinander eintreten, aber auch füreinander beten und besonders auch mit Überzeugung die Eucharistie als Zeichen der Einheit feiern. Mit diesem Wunsch bitte ich alle in der Diözese nochmals um Verzeihung für das, was ich nicht richtig gemacht habe und bitte gleichzeitig um die Bereitschaft zur gegenseitigen Versöhnung und auch wieder zu gegenseitigem Vertrauen. Das ist mein ganz großer Wunsch, und ich hoffe und bete darum, daß uns dies in der kommenden Zeit mit dem Segen Gottes, mit der Fürsprache der Gottesmutter, nicht zuletzt auch durch das Beispiel der Heiligen gelingen möge.
Mit ganz herzlichen Versöhnungs- und Segensbitten bin ich
+ Walter Mixa
Zuvor hatten sich Walter Mixa und Vertreter der Diözese am Dienstag in einem Gespräch auf eine Fünf-Punkte-Erklärung verständigt, in dem der Rücktritt von Walter Mixa bestätigt und sein Brief an die Gläubigen der Diözese angekündigt wird. An dem Gespräch nahmen teil: der Diözesanadministrator Weihbischof Josef Grünwald, der Ständige Vertreter des Diözesanadministrators, Domkapitular Prälat Karlheinz Knebel, Weihbischof Dompropst Dr. Dr. Anton Losinger, Domdekan Prälat Dr. Dietmar Bernt und Bischof em. Dr. Walter Mixa sowie die jeweiligen Rechtsanwälte Konrad Gritschneder für die Bistumsleitung und Gerhard Decker für Bischof em. Dr. Walter Mixa. Die "Gemeinsame Erklärung zwischen Augsburger Bistumsleitung und Bischof em. Dr. Walter Mixa" lautet:
23.06.10 | Tagesspiegel | Bischof Mixa, der Reumütige |
23.06.10 | Augsburger Allgemeine | Augsburg: Bischof Mixa nimmt Vorwürfe zurück |
23.06.10 | Spiegel | Mixa zieht aus Bischofswohnung aus |
22.06.10 | Augsburger Allgemeine | Bischofskonferenz bestätigt Weitergabe der Mixa-Akte |
22.06.10 | FAZ | Unmut in Rom über die deutschen Bischöfe |
22.06.10 | Süddeutsche Zeitung | Aus und Amen für Walter Mixa |
22.06.10 | Berliner Zeitung | Wirklichkeitsverlust in der Kirche |
21.06.10 | WELT | Fall Mixa: Zollitsch ruft zur Versöhnung auf |
21.06.10 | Süddeutsche Zeitung | Bischof Walter Mixa: "Ich brauche deine Liebe" |
20.06.10 | FAZ | Mixa - Der Rücktritt vom Rücktritt vom Rücktritt |
MEDRUM → Rufmord an Bischof Mixa durch Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz?
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Leserbriefe
Intrigante Hetzjagd
Aus meiner. zugegeben bescheidenen Sicht, ist Mixa das Opfer einer Verschwörung und Hetzjagd die an Inquisition erinnert. Aus eigenen Reihen wurde er angeschossen und zuletzt sogar als verrückt hingestellt. An den Geschichten mag dran sein, was will, die Wahrheit ist es nicht! Mixa war oft unbequem, weil er manchmal die "Wahrheit" sagte und darin anscheinend nicht den rechten Ton traf. Die Glaubwürdigkeit der kath. Kirche hat einmal mehr darunter gelitten wie die " Brüder " miteinander umgehen! Was für ein widerlicher Sumpf! Ich bin schon lange ausgetreten und das ist auch gut so!
Rufmord
Bischof Mixa hat sich gegen die Abtreibung und gegen den Verrat an den Kleinkindern durch Verkrippung ausgesprochen. Das steht im Widerspruch zur Neuen Ordnung und dafür muss Mixa nun büßen. Die Medien spielen Kläger, Richter und Henker und die erzbischöflichen Brüder schauen zu. Empfehle die Kirchenspaltung einfach offiziell zu machen.
Ungeschick in der Kampagne
Mixa war einfach nur ungeschickt, er hätte die ausgeteilten Ohrfeigen als damals gängige Erziehungsmethode von Anfang an einräumen müssen. Aber selbst dann wäre die Hetzjagd gegen den ungeliebten Mahner, der Abtreibung als das brandmarkte, was sie ist - vorgeburtlicher Kindesmord - weitergegangen. Er musste einfach zur Strecke gebracht werden, dazu war kein Mittel schmutzig genug, die Wahrheit spielte keine Rolle und die Privatsphäre schon lange gar nicht. Mixa ist ein gebrochener Mann und das eigentliche Opfer. Ihm sollte wenigstens die Genugtuung einer sachlichen Aufklärung und menschlichen Rehabilitation gegeben werden.