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Ökumene jetzt: ein Gott, ein Glaube, eine Kirche

Ökumene jetzt: ein Gott, ein Glaube, eine Kirche

„Bemüht euch, die Einheit des Geistes zu bewahren durch den Frieden, der euch zusammenhält. Ein Leib und ein Geist, wie euch durch eure Berufung auch eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist.“ (Paulus-Brief an die Epheser 4, 3–6)

In den kommenden Jahren erinnern die Christen in der ganzen Welt an zwei herausragende Ereignisse der Kirchengeschichte:

  • 50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil,
  • 500 Jahre Reformation.

In Deutschland soll die „Luther-Dekade“ der Vorbereitung und Würdigung eines historischen Datums dienen, das im Rückblick eine Zäsur in der Geschichte nicht nur unseres Landes darstellt. Beide Ereignisse betreffen nicht nur jeweils eine Konfession, sondern sind eine Herausforderung an alle und eine Angelegenheit insbesondere, aber nicht nur der Kirchen.

Wir werden uns an der Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen, Ausstellungen, Publikationen und Gottesdiensten zur Erinnerung und Würdigung des Zweiten Vatikanischen Konzils wie der Reformation engagiert beteiligen, und wir wollen alles tun, dass nach den Jubiläen nicht alles so bleibt, wie es vorher war.

Weil uns Gott in der Taufe Gemeinschaft mit Jesus Christus geschenkt hat, sind Getaufte als Geschwister miteinander verbunden. Sie bilden als Volk Gottes und Leib Christi die eine Kirche, die wir in unserem Credo bekennen. Deshalb ist es geboten, diese geistliche Einheit auch sichtbar Gestalt gewinnen zu lassen.

Martin Luther wollte die Kirche erneuern, nicht spalten. Er wollte die Einheit der Kirche, damit die Welt glaubt (vgl. auch Joh 17,9-23). Die Einführung konfessioneller Vielfalt innerhalb eines Gebietes hielt er ausdrücklich für undurchführbar und unangemessen. Auch die lutherische Bekenntnisschrift Confessio Augustana betont die Notwendigkeit der Einheit der Kirche: „Denn das genügt zur wahren Einheit der christlichen Kirche, dass das Evangelium einträchtig im reinen Verständnis gepredigt und die Sakramente dem göttlichen Wort gemäß gereicht werden.“ (Confessio Augustana 7)

Dennoch kam es zur Kirchentrennung. Es gab gravierende Differenzen und Missverständnisse, aber die Spaltung hatte nicht nur theologische, sondern auch handfeste politische Gründe: Nicht die Glaubensüberzeugung führte dazu, dass man evangelisch oder römisch-katholisch wurde, sondern der Wohnsitz. Die Herrscher einer Region bestimmten die Konfession ihrer Einwohner. Für die dauerhafte Trennung der Kirchen wurden Machtfragen wichtiger als Glaubensfragen. Es war daher eine logische Konsequenz, dass das Anliegen, eine einzige christliche Kirche zu sein, auch nach der Kirchentrennung immer wieder aufgenommen worden ist, wenn auch in unterschiedlicher Intensität.

Eine besondere Ausprägung erfuhr das Streben nach der Einheit der Kirchen mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965), das nicht nur zur pastoralen, sondern auch zur ökumenischen Erneuerung einberufen wurde. Ein zentrales Dokument des Konzils, das Dekret über den Ökumenismus (Unitatis Redintegratio), nimmt die Christinnen und Christen in die Pflicht, sich für die Wiederherstellung der Einheit der Kirche einzusetzen: „Christus der Herr hat eine einige und einzige Kirche gegründet, und doch erheben mehrere christliche Gemeinschaften vor den Menschen den Anspruch, das wahre Erbe Jesu Christi darzustellen; sie alle bekennen sich als Jünger des Herrn, aber sie weichen in ihrem Denken voneinander ab und gehen verschiedene Wege, als ob Christus selber geteilt wäre (1. Kor 1,13). Eine solche Spaltung widerspricht aber ganz offenbar dem Willen Christi, sie ist ein Ärgernis für die Welt und ein Schaden für die heilige Sache der Verkündigung des Evangeliums vor allen Geschöpfen.“ (Vatikanum II, Unitatis Redintegratio Nr. 1)

Damit steht das römisch-katholische Dekret nicht nur in der Tradition des Apostels Paulus, sondern auch in der Fortsetzung des lutherischen Anliegens. Es benennt zugleich, wo die Verantwortung für das Streben nach der Einheit zu suchen ist.

Nicht nur die Hirten, sondern auch und gerade die Gläubigen sind zur Sorge um die Wiederherstellung der Einheit aufgefordert. „Die Sorge um die Wiederherstellung der Einheit ist Sache der ganzen Kirche, sowohl der Gläubigen wie auch der Hirten, und geht jeden an, je nach seiner Fähigkeit, sowohl in seinem täglichen christlichen Leben wie auch bei theologischen und historischen Untersuchungen.“ (Vatikanum II, Unitatis Redintegratio Nr. 5) Wir können und müssen die Sorge um die Einheit der ganzen Kirche nicht ruhen lassen, bis eine theologische Einigung über das Amts- oder Abendmahlsverständnis zwischen den Kirchenleitungen erreicht worden ist. Und wir dürfen uns auch nicht mit dem Ziel zufrieden geben, dass Kirchen sich gegenseitig als Kirchen anerkennen. Selbst wenn wir davon gegenwärtig noch entfernt sind: Dieses Ziel ist notwendig, aber zu klein!

Wir wollen nicht Versöhnung bei Fortbestehen der Trennung, sondern gelebte Einheit im Bewusstsein historisch gewachsener Vielfalt.

Heute ist die Kirchenspaltung politisch weder gewollt noch begründet. Reichen theologische Gründe, institutionelle Gewohnheiten, kirchliche und kulturelle Traditionen aus, um die Kirchenspaltung fortzusetzen?

Das glauben wir nicht.

  • Offensichtlich ist, dass katholische und evangelische Christen viel mehr verbindet als unterscheidet.
  • Unbestritten ist, dass es unterschiedliche Positionen im Verständnis von Abendmahl, Amt und Kirchen gibt
  • Entscheidend ist jedoch, dass diese Unterschiede die Aufrechterhaltung der Trennung nicht rechtfertigen.

In beiden Kirchen ist die Sehnsucht nach Einheit groß. Die Folgen der Spaltung werden im Alltag von Christinnen und Christen schmerzlich empfunden.

Wir würdigen die Anstrengungen um die Fortschritte der Ökumene in den letzten Jahrzehnten. Wir sind dankbar, dass die Erfahrung der Gemeinschaft im Glauben und die praktische Zusammenarbeit katholischer und evangelischer Gemeinden vor Ort sich schneller entwickelt als der institutionelle und theologische Klärungsprozess.

Wir appellieren an die Kirchenleitungen, die tatsächlichen Entwicklungen in den Gemeinden vor Ort so zu begleiten, dass die Ökumene nicht in ein Niemandsland zwischen den Konfessionen abwandert, sondern die Trennung unserer Kirchen überwindet. An die Gemeinden appellieren wir, die Ökumene weiter voran zu treiben, kirchliches Leben miteinander zu gestalten, Räume gemeinsam zu nutzen und die organisatorische Einheit anzustreben.

Als Christen im Land der Reformation stehen wir in der besonderen Verantwortung, Zeichen zu setzen und dazu beizutragen, den gemeinsamen Glauben auch in einer gemeinsamen Kirche zu leben.


Leserbriefe

Zur Erklärung einiger Politiker und anderer ähnlich vom Geist beschenkter Menschen: In einem Land, wo Mediziner heute Familienminister und morgen Arbeitsminister werden oder „ausgebildete“ Taxifahrer Außenminister und Vizekanzler, da kann es nicht verwundern, dass sich dergleichen Allround-Genies auch zur Lösung theologischer Probleme für befähigt, ja für berufen halten. Schon länger deutete sich an, dass die Unterforderung in der Politik diese „Macher“ dazu moralisch zwingen würde, ihren Aktionsradius auszuweiten. Nachdem sie im Handumdrehen die allzu banalen Wirtschafts-, Finanz-, Umwelt- und letztlich auch die demographischen Probleme dieses Landes ein für alle mal gelöst haben, war als letztes verbliebenes Problemfeld jetzt einfach die Theologie dran. Sie war sozusagen fällig! Wer könnte nicht verstehen, dass Menschen, die sich auch sonst anscheinend in allem auskennen, nun endlich meinen, zur Rettung des Glaubens gerufen zu sein. Verwunderlich ist eigentlich vielmehr, dass es so lange gedauert hat! Diese Über-Menschen, die wie die Hühner, völlig kopflos, herumirren, wenn es darum geht, das winzige Griechenland zur Raison zu bringen; die einen ganzen Kontinent, unter bedenkenloser Brechung bestehender Verträge, in den wirtschaftlichen Abgrund reißen; die wollen nun auch bei komplexen Themen mitreden? Ich kann ja vor Lachen nicht mehr! Diese blinden Blindenführer, die – wohin man auch schaut – die Inkarnation der Inkompetenz darstellen; die nicht merken, dass sie – womit sie sich auch beschäftigen – immer Teil des Problems, nie Teil der Lösung sind; diese Menschen, die uns all-überall demonstrieren, dass sie zu allem fähig, aber zu nichts zu gebrauchen sind, diese Menschen versuchen nun auch die Theologie zu beglücken!!! Wie kommen die dazu? Nehmen die Drogen?
T. Kokot