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Ökumene im Vatikan im Einsatz für Menschenwürde


17.07.13

Ökumene im Vatikan im Einsatz für Menschenwürde

Schirrmacher und Johnson auf Einladung des Dignitatis Humanae Institute im Vatikan - Evangelischer Thomanerchor Teil der Liturgie der Papstmesse

(MEDRUM) Bonn, 03.07.2013 - Der Vorsitzende der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz, Thomas Schirrmacher, war einziger evangelischer Redner bei einer hochrangigen Begegnung im Vatikan zwischen Kirchenführern, Politikern und Experten auf Einladung des Dignitatis Humanae Institute (DHI). Thema war der zunehmende Druck in Staaten der westlichen Welt auf die christliche Ethik im Bereich des Lebens am Anfang und am Ende und in Fragen der Sexualethik. Schirrmacher wurde begleitet von Professor Thomas K. Johnson, der die Theologische Kommission in Fragen der Menschenrechte berät.

Dank für Verteidigung des Rechts auf Leben und der Stiftung von Ehe und Familie

An der in den Räumen der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften in den Vatikanischen Gärten stattfindenden Tagung nahmen 6 Kardinäle, 5 Verantwortliche von Päpstlichen Räten, 15 Minister und Parlamentsabgeordnete und 10 Wissenschaftler und Experten, die insgesamt aus 18 Ländern kamen, teil. Schirrmacher und Johnson waren die einzigen evangelischen Experten.

In seiner Eröffnungsansprache betonte der Ehrenpräsident des DHI, Kardinal Renato Raffaele Martino, der zuvor 16 Jahre Botschafter des Vatikan bei der UN gewesen war, dass alle überzeugten Christen aller Konfessionen dafür kämpfen müssten, dass Menschenwürde und Menschenrechte keine beliebigen Allerweltsbegriffe würden, die heute dies und morgen das bedeuteten, sondern gemäß des christlichen Ursprungs der Menschenwürde den Schutz des Lebens von der Zeugung bis zum Sterben mit beinhalteten.

In der Abschlussansprache dankte Kardinal Raymond Leo Burke, Präfekt des höchsten Gerichts der katholischen Kirche („Apostolische Signatur”), allen Politikern, Menschenrechtsaktivisten und Wissenschaftlern, die das Recht auf Leben und die Stiftung von Ehe und Familie durch den Schöpfer verteidigten und hoch hielten.

Schirrmacher: Christen zunehmend unter medialem, gesellschaftsdiskriminierendem und juristischem Druck

ImageSchirrmacher betonte in seinem Beitrag (Bild links), dass in der Offenbarung des Johannes Christen verfolgt würden, „weil sie Gottes Gebote halten und das Zeugnis Jesu Christi haben”. Die ungewöhnliche Reihenfolge zeige, dass nicht zuerst das Christsein an sich, sondern die Ethik der Christen unter Beschuss stehe. So sei in Europa und der westlichen Welt die Freiheit der Ausübung gottesdienstlicher Veranstaltungen praktisch überall gewährleistet. Wenn aber Christen das ethisch ausleben und umsetzen wollten, was sie für gut und nützlich hielten, würden sie zunehmend unter medialen, gesellschaftsdiskriminierenden und dann auch juristischen Druck kommen. Religionsfreiheit umfasse aber nie nur den Gottesdienst in eigenen Räumen, sondern immer auch das öffentliche Eintreten für die eigenen Überzeugungen und das Leben nach den eigenen Überzeugungen aufgrund der Gewissensfreiheit.

Viel Gemeinsamkeiten

Der Präsident des DHI, der Italiener Luca Volonté, zugleich Fraktionsvorsitzender der European People Parties in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, kündigte eine engere Zusammenarbeit mit evangelikalen Experten an. Es gäbe zu viel Gemeinsamkeiten in Fragen des Lebensrechtes und des Einsatzes gegen Christenverfolgung, als dass man aneinander vorbei arbeiten dürfe.

Abschluss der Tagung war die samstägliche Papstmesse „Petrus und Paulus” mit ökumenischem Akzent durch eine starke Delegation des Ökumenischen Patriarchats der Orthodoxen Kirche und der erstmaligen Teilnahme eines evangelischen Chores an der Liturgie im Petersdom: Der Leipziger Thomanerchor sang Teile von Johann Sebastian Bachs Kantate „Jesu meine Freude” und wirkte zusammen mit dem katholischen ältesten Chor der Welt an der Liturgie mit.

Der Präsident des sog. Einheitssekretariats des Vatikan, Kardinal Kurt Koch, begrüßte unter anderem Dr. Werner Neuer, der für das Zustandekommen dieses einmaligen Ereignisses mit verantwortlich war. Schirrmacher kommentierte: „Es war wirklich erhebend und einmalig, die mir von klein auf vertraute Lieblingsmusik meiner Mutter, ‚Jesus meine Freude’, im Petersdom zu hören. Ein protestantischer Chor als Teil einer Papstmesse, dazu sehr freundliche Worte des Papstes zur Begrüßung, das gab es noch nie. Es war ein gelungener Abschluss zur Tagung in der Päpstlichen Akademie mit ökumenischer Beteiligung.’