Sie sind hier

Norbert Geis: Schorlemmers Äußerungen sind beleidigend


03.01.11

Norbert Geis: Schorlemmers Äußerungen sind beleidigend

CSU-Politiker sieht in persönlicher Herabsetzung von Kardinal Meisner kein gutes Zeichen für ein vernünftiges Miteinander

von Kurt J. Heinz

(MEDRUM) Die Äußerungen des Wittenberger Theologen Schorlemmer, Kardinal Meisner leide an theologischer Demenz, sind für den CSU-Politiker und Katholiken Norbert Geis (Aschaffenburg) ein Anlaß zur Sorge um die Pflege eines guten Verhältnisses zwischen der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland.


Wie MEDRUM berichtete, sagte der evangelische Theologe und frühere Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer in der Kontroverse um die Präimplantationsdiagnostik (PID) im Radiosender MDR Info, Kardinal Meisner leide an theologischer "Demenz" und solle zurücktreten. Zuvor hatte Kardinal Meisner in seiner Predigt zum «Tag der unschuldigen KinImageder» im Kölner Dom nachdrücklich Kritik an der PID geäußert. "Die PID zieht immer Selektion und Tötung nach sich", erklärte Meisner und wies zum Vergleich auf die Kindermorde von König Herodes hin, bei denen ebenfalls Kinder selektiert worden seien. Meisner weiter: "Es kann nicht göttlich sein, zu töten. Es kann nicht göttlich sein, zu selektieren. Es kann nicht göttlich sein, Angst triumphieren zu lassen." Bei der PID gebe es keinen Mittelweg, unterstrich der Kardinal.

Schorlemmers Kritik an der Person von Kardinal Meisner stieß auf ein negatives Echo. So wies der CSU-Politiker Norbert Geis die Äußerungen von Schorlemmer entschieden zurück. Auf Anfrage von MEDRUM erklärte der Bundestagsabgeordnete Geis:

"Die Äußerungen des evangelischen Theologen Schorlemmer über eine "theologische Demenz" von Kardinal Meisner, halte ich für grob beleidigend. Wenn ein evangelischer Theologe sich in einer solchen Weise gegenüber einem Kardinal äußert, stellt sich die Frage, ob er nicht selbst seinen geistigen Zustand untersuchen lassen sollte. In jedem Fall ist die Äußerung Schorlemmers ein weiteres Zeichen dafür, wie schwer es ist, in Deutschland zu einem vernünftigen Miteinander zwischen den beiden großen christlichen Religionsgemeinschaften zu finden."

Auch in der Vergangenheit sparte Schorlemmer nicht mit Kritik an namhaften Personen. So lehnte er Medienberichten zufolge - wie die Partei DIE LINKE - den Präsidentschaftskandidaten von SPD und Grünen für die Wahl zum Amt des Bundespräsidenten, Joachim Gauck, ab. In der Landauer «Rheinpfalz am Sonntag» hatte Schorlemmer im Juni 2010 über Gauck gesagt, dieser habe in den vergangenen zehn Jahren vor allem über Freiheit und Vergangenheit gesprochen und sei thematisch zu „eingleisig”. Auch die TAZ schrieb zu diesem Zeitpunkt, Gauck sei kein geeigneter Kandidat und meinte im Gegenzug, Schorlemmer selbst sei jedoch für das Amt des Staatsoberhauptes geeignet.

Mit seinen jetzigen Äußerungen über Kardinal Meisner dürfte Schorlemmer die einstige Empfehlung der TAZ ebenso wie sich selbst diskreditiert haben. Da Schorlemmer jedoch kein aktiver Amtsträger in der EKD ist, ist die Hoffnung berechtigt, daß er mit seinen Äußerungen am Verhältnis zwischen der Katholischen Kirche und den Protestanten keinen nennenswerten Schaden angerichtet hat. Den größten Schaden mit seiner "Demenz"-Schelte über den Kölner Kardinal hat er vermutlich sich selbst zugefügt.


MEDRUM -> Evangelischer Theologe Schorlemmer fordert Meisners Rücktritt


 

Präimplantationsdiagnostik (PID)