Mysterien der Quantenphysik - Belegt die Quantenphysik den Dualismus von Körper und Seele?
von Kurt J. Heinz
Rolf Froböse beschäftigt sich in seinem Buch "Die geheime Physik des Zufalls" mit Phänomenen, mit denen sich die heutige Forschung der Quantenphysik befasst. Er greift dabei Hypothesen und Thesen auf, die unsere Realität und das Jenseits mit Hilfe physikalischer Erkenntnisse zu erklären versuchen.
Eine These, die für Froböse eine zentrale Rolle spielt, ist die Existenz eines sogenannten universellen Quantencodes, der unser Leben nach dem Tod bestimmen könnte. Ein solcher Quantencode ist Teil der Überlegungen von Professor Dr. Hans-Peter Dürr, ehemaliger Leiter des Max-Planck-Instituts für Physik in München. Er vertritt die Auffassung, dass der Dualismus kleinster Teilchen nicht auf die subatomare Welt beschränkt, sondern vielmehr allgegenwärtig sei. Für ihn ist der Dualismus zwischen Körper und Seele ebenso real wie der „Welle-Korpuskel-Dualismus" kleinster Teilchen. Seiner Auffassung nach existiert ein universeller Quantencode, in den die lebende und tote Materie eingebunden ist. Dieser Quantencode soll sich über den gesamten Kosmos erstrecken.
Dürr gründet seine These auf das quantenphysikalische Phänomen der Verschränkung, das bereits zu Lebzeiten Albert Einsteins diskutiert wurde. Das Verschränkungsprinzip besagt, dass zwei Quantensysteme, die miteinander in Wechselwirkung treten, fortan als ein Gesamtsystem betrachtet werden müssen. Ihre Verschränkung bliebe auch dann erhalten, wenn der Zeitpunkt der Wechselwirkung weit in der Vergangenheit läge und die zwei Teilsysteme inzwischen über große Distanzen getrennt seien. Dabei sei es völlig egal, ob die Entfernung zwischen den Teilsystemen beispielsweise 100 Meter, 1000 Kilometer oder gar Lichtjahre betrage. Zwischen diesen verschränkten Teilsystemen gebe es eine gleichzeitige Beeinflussung, dies hieße, Wechselwirkungen jenseits der Lichtgeschwindigkeit, also unendlich schnell. Einige Physiker schließen daraus, dass zumindest Teile der belebten und unbelebten Welt miteinander verschränkt sind und auf subtile Weise miteinander kommunizieren. Als Auslöser für die Verschränkung nennen sie den Urknall. Wenn diese Art der Verschränkung tatsächlich existierte, würde sie nicht im Einklang mit dem Gebot der speziellen Relativitätstheorie von Albert Einstein stehen, derzufolge nichts schneller sein darf als die Lichtgeschwindigkeit. Wie dies eingeordnet werden müsste, ist eine offene Frage.
Der Wiener Quantenphysiker Professor Anton Zeilinger unterstützt die Überlegungen Dürrs und misst dem Verschränkungsprinzip ein tiefgreifende Bedeutung zu. Das Verschränkungsprinzip sei mit seinen Effekten mittlerweile mehrfach experimentell nachgewiesen worden. Man könne z.B. zwei miteinander verschränkten Photonen nicht voneinander unabhängige physikalische Eigenschaften zuschreiben. Vielmehr existiere eine Korrelation zwischen den verschränkten Teilchen, die über das hinausgeht, was nach den berühmten Ungleichungen des Physikers John Bell zulässig wäre. Man müsse sich daher von „gewissen anschaulichen Eigenschaften der Wirklichkeit“ verabschieden, postuliert Zeilinger. Froböse stellt diese Interpretation korrelierender Teilsysteme in den Zusammenhang der Synchronizität von Ereignissen, für die bereits vor mehr als 50 Jahren nach einer physikalischen Deutung gesucht wurde, wie es aus einem Briefwechsel zwischen dem Psychologen und Psychiater Carl Gustav Jung mit dem Physiker und Nobelpreisträger Wolfgang Pauli hervorgeht.
Die Auffassungen Zeilingers sind allerdings noch Gegenstand wissenschaftlicher Debatten und Kontroversen. Sie werden u.a. durch den französischen Physiker Aspect kritisch gesehen. Er ist der Auffassung, dass die Interpretation der Korrelation zwischen verschränkten Systemen von logischen Präferenzen abhängt. Zeilinger führt die Kritik von Aspect zwar auf Unverständnis zurück, räumt aber zugleich ein, dass die Physik an dieser Stelle an philosophische Fragen stößt, die von den Philosophen bisher nicht wirklich aufgegriffen worden seien. Zeilinger und Aspect stimmen jedenfalls in dem Punkt überein, dass solche Debatten und Experimente es „erlauben, tiefer in die großen Mysterien der Quantenmechanik zu blicken“. Froböse ist seinerseits überzeugt, dass die Physik vor großen neuen Entdeckungen steht.
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