13.05.09
LSVD lehnt "umstrittene" Referenten weiterhin ab
Ergebnisse des Treffens von APS und LSVD am "Runden Tisch"
(MEDRUM) Am Dienstag 12.05.09 fand das Gespräch von Vertretern des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) mit Vertretern der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge (APS) statt. In einer Erklärung über das Gespräch teilte der LSVD mit, es sei ergebnislos verlaufen.
Das Gespräch kam auf Einladung der APS zustande. Ziel der APS war es, Wege zu finden, wie man ein "vernünftiges Verhältnis zwischen Evangelikalen und Schwulenverbänden organisieren könne". Über Ergebnisse zu dieser Zielsetzung gibt die Mitteilung des LSVD keinen Aufschluß. Aus seiner Verlautbarung über das Treffen, an dem auch Manfred Bruns, Sprecher des Lesben- und Schwulenbandes in Deutschland (LSVD) teilnahm, geht jedoch hervor, dass zwischen dem LSVD und der APS zwar Einvernehmen in der Ablehnung der so genannten "Konversionstherapie" besteht, es aber keine übereineinstimmende Auffassung zur so genannten "reparativen" Therapie gibt.
Kritisiert wurde vom LSVD vor allem die Auffassung der Leiterin des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft, der Medizinerin Christl Vonholdt, die kürzlich zu Fragen einer "reparativen Therapie" Stellung bezog. Diese Stellungnahme habe nicht zur Deeskalation beigetragen, meinte der LSVD. Schon vor dem Treffen hatte der LSVD erklärt: "Homosexuelle brauchen keine Reparativtherapie". Der LSVD hält unverändert an seiner Auffassung fest, dass es keine gesellschaftliche Aufwertung der von ihm kritisierten Referenten geben dürfe, und wird weiter gegen ein Auftreten der kritisierten Referenten protestieren. Gewaltanwendung lehne er jedoch ab und verurteile sie "auf das Schärfste", so der LSVD. Als Vertreter der APS erklärte Martin Grabe dem LSVD zufolge, dass Fragen zur "reparativen Therapie" erst noch geklärt werden müssten und er "Frau Vonholdt nicht desavouieren" wolle. Die Vorstellung von "Reparatur" lehne er jedoch ab.
Die vom LSVD kritisierten Referenten nahmen nicht am Gespräch der APS mit dem LSVD teil. Das Gespräch wurde zwar als "Runder Tisch" angekündigt, war jedoch auf die Teilnahme von Vertretern der APS und des LSVD begrenzt. Nach MEDRUM vorliegenden Informationen wurde von einer Einladung der kritisierten Referenten abgesehen. Die Gründe dafür sind MEDRUM nicht bekannt.
Ein unmittelbarer Dialog oder ein Gespräch zwischen Kritikern und Kritisierten fand bis heute nicht statt. Zu den Kritikern gehören neben dem LSVD vor allem auch die hessischen Grünen und das Marburger Aktionsbündnis, das den gesamten Kongreß ablehnt. Ein Dialog zwischen Kritikern und Kritisierten wurde bisher weder von den Kritikern, noch von der APS, noch von den Referenten angestoßen. Aus der Mitteilung des LSVD geht nicht hervor, ob an Folgetreffen gedacht wird. Von Seiten der APS, des DIJG oder der Beratungsorganisation "Wuestenstrom" liegen MEDRUM bisher noch keine Stellungnahmen zu den Ergebnissen des gestrigen Treffens vor.
Unterdessen hat der Bundestagskandidat der CDU für den Wahlkreis Marburg-Biedenkopf Stefan Heck angekündigt, zu einem "Runden Tisch gegen Extremismus" nach Marburg einzuladen. Er ist um die Entwicklung in Marburg besorgt und will Vertreter der Kirchen, Gewerkschaften, religiösen Gemeinschaften, der Universität und der Sozialverbände zusammenbringen, um gemeinsam über eine überparteiliche Lösung des Konfliktes nachzudenken.
MEDRUM-Artikel -> Akademie für "Psychotherapie und Seelsorge" geht auf LSVD zu
MEDRUM-Artikel -> Interview der Oberhessischen Presse mit einer "Homohasserin"
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Leserbriefe
Kongress in Marburg
Ich kann nicht verstehen, dass die Vertreter des Lesben- und Schwulenverbandes ihren Mitmenschen das Recht auf Selbstbestimmung der Geschlechtlichkeit absprechen wollen, wofür gerade sie so vehement kämpfen. Ist diese Selbstbestimmung eine Einbahnstraße? Darf die "Reise" nur von heterosexuell nach homosexuell etc. gehen? Sollen "dort" Menschen eingeschlossen werden, obwohl sie unglücklich sind und wieder zurück wollen? Wenn dies der Fall ist, dann finde ich diese Einstellung zutiefst fundamentalistisch, reaktionär, in hohem Maße intolerant und menschenverachtend.
Hinzu kommt: Macht sich ein Therapeut, der von einem homosexuell veranlagten Menschen gebeten wird, ihn dahingehend zu therapieren, dass er diese Neigung wieder verliert, weil sie ihn unglücklich und depressiv macht, nicht strafbar wegen unterlassener Hilfeleistung, wenn er die Hilfe mit Hinweis auf die Forderungen des LSVD ablehnt? Wie soll das denn funktionieren?