24.07.10
Lesben- und Schwulenverband Deutschlands startet Mission gegen kritische Christen
(MEDRUM) Mit der Eröffnung einer neuen Internetseite hat der Lesben- und Schwulenverband Deutschlands eine Kampagne gegen alle Christen gestartet, die sich kritisch mit Fragen homosexueller Lebensweisen auseinandersetzen. Der LSVD zeigt dabei ein missionarisches Selbstverständnis. Seine Kampagne trägt das Projektsiegel "Mission: Aufklärung".
Als Gegner hat der LSVD Christen ausgemacht, die er unter dem Begriff "Ex-Gay-Bewegung" aufführt. Der LSVD: "In Deutschland gibt es eine handvoll Gruppierungen, die sich offen für die Umpolung Homosexueller einsetzen". Als solche Gruppierungen nennt der LSVD:
Unterstützer seien mehrere Verbände aus dem evangelikalen Spektrum - Deutsche Evangelische Allianz (DEA), Campus für Christus (CfC). Der LSVD wirft ihnen vor, als "Propagandaschmiede für den Umgang mit Homosexuellen in der christlichen Jugendarbeit" zu dienen. Getragen werde das Ganze von homophob-konservativen Christen, die weitgehend der evangelikalen Strömung des Protestantismus, aber teilweise auch erzkonservativen Katholiken zuzuordnen seien. "Hier treten häufig die Gender-Mainstreaming-Kritikerin Gabriele Kuby und einige katholische Bischöfe, etwa der Salzburger Weihbischof Andreas Laun, als Unterstützer von Umpolungsorganisationen auf", schreiben die Verfasser.
Der LSVD bedient sich bei seiner "aufklärerischen" Mission einer bereits vielfach bekannten Methode. Mit Hilfe der Begriffe "homophob", "evangelikal" und "erzkonservativ" werden christliche Organisationen und Personen, die sich kritisch mit homosexuellen Lebensweisen und dem lobbyistischen Druck der Homosexuellenorganisationen auseinandersetzen, als "fundamentalistische" Vertreter "homophober Ideologien", als "menschenfeindlich" und als "Homohasser" verunglimpft. Die "menschenfeindlichen Ansichten und Ziele solcher Organisationen" seien schwer zu durchschauen. Daher gelinge es ihnen immer wieder, Unterstützung oder sogar Förderung mit öffentlichen Geldern zu erlangen, so der LSVD. Ausdrücklich genannt werden Kongresse in Graz 2007 und Marburg 2009 sowie das Christival 2008 in Bremen. Große aktivistische Bedeutung gewann diese Methode zuletzt beim Marburger Kongreß im Mai 2009, bei dem der LSVD versuchte, das Auftreten mehrerer Referenten zu verhindern, die sich mit Fragen der Veränderung homosexueller Lebensweisen und therapeutischer Hilfen auseinandersetzen. Sympathisierende Aktionsbündnisse hatten sogar versucht, den gesamten Kongreß mit mehr als 1.000 Teilnehmern zu verhindern.
Eine Hauptstoßrichtung der jetzigen Kampagne "Mission: Aufklärung" ist der Versuch, therapeutische Hilfe für Menschen zu untersagen, die mit ihrer sexuellen Orientierung im Konflikt leben. Wie bereits beim Marburger Kongreß diskreditiert der LSVD ein therapeutisches Angebot an Hilfesuchende, die eine Veränderung homosexueller Orientierungen anstreben, als angeblich gefährlichen "Umpolungsversuch". Mit solchen "Umerziehungspraktiken" und "Diskriminierungen" werde ein "destruktives" Angebot gemacht und in einem "meist evangelikal geprägten Umfeld" ein Druck ausgeübt, unter dem viele zusammenbrächen, schreibt der LSVD.
Hauptreferenz in der Frage von Therapieansätzen sind die Thesen des Psychologen Udo Rauchfleisch, ehemals außerordentlicher Professor an der Universität Basel, der eine private Praxis für Psychotherapie in der Schweiz betreibt und sich selbst als bekennender Homosexueller versteht. Rauchfleisch behauptet, die eigentliche sexuelle Orientierung ließe sich nicht verändern, sondern sei prinzipiell unveränderbar. Laut LSVD vertritt Rauchfleisch die Auffassung, daß die "sexuellen Orientierungen einerseits auf genetischen Dispositionen beruhen und andererseits, von diesen Dispositionen ausgehend, sehr früh im Leben eine in ihrer Grundstruktur nicht veränderbare Ausformung erfahren".
Ein solche Auffassung vertrat Rauchfleisch auch bei der Mißbrauchsdebatte in der Frage der pädosexuellen Orientierung: "Bei eindeutiger pädosexueller Orientierung müssen wir im allgemeinen von einer Unveränderbarkeit ausgehen." Während sich Rauchfleisch bei pädosexuell orientierten Menschen jedoch für eine Therapie ausspricht, die zu einer sexuellen Verhaltensänderung führen soll, lehnt er bei der homosexuellen Orientierung eine Therapie mit vergleichbarer Zielsetzung ab. Hier sieht Rauchfleisch gravierende Folgen: "Häufig wird die Änderung im Sexualverhalten mit schweren Depressionen, zentralen Selbstwertproblemen und tiefer Verzweiflung erkauft und kann bis zum Suizid des betreffenden Menschen führen."
Im Gegensatz zur homosexuellen konzediert Rauchfleisch bei pädosexueller Orientierung indes, daß es nicht möglich sei, "eine für alle diese Menschen zutreffende Entwicklung" zu beschreiben. Rauchfleisch: "Unsere psychoanalytischen Theorien, in denen unter anderem von fehlgelaufenen Identifizierungen, von einer Wiederholung der ursprünglich selbst erlittenen Traumatisierung und von zentralen Selbstwertstörungen die Rede ist, sind bei der therapeutischen Arbeit mit einzelnen Persönlichkeiten hilfreich, bleiben aber hypothetisch und können keine Allgemeingültigkeit beanspruchen. Je nach den zugrunde liegenden Ursachen bestehen auch große Unterschiede bezüglich der Möglichkeit einer Änderung der sexuellen Präferenz."
Trotz auffälliger Auffassungsunterschiede von Udo Rauchfleisch hinsichtlich der Veränderbarkeit sexueller Präferenzen und sexuellen Verhaltens bei homosexuellen und pädosexuellen Orientierungen führt der LSVD den Psychologen Rauchfleisch als "Hauptzeugen" an, um sich gegen Therapieangebote für Menschen auszusprechen, die ihre Präferenz für gleichgeschlechtliche Sexualpartner oder ihr homosexuelles Verhalten ändern wollen. Der LSVD strebt offenbar sogar an, Organisationen, die solche therapeutischen Angebote machen, die Gemeinnützigkeit entziehen zu lassen. Der LSVD: "Bei Organisationen, die 'Umpolungstherapien' anbieten, wäre eine Aberkennung der Gemeinnützigkeit denkbar und wünschenswert." Für förderungswürdig hält der LSVD hingegen solche Organisationen, deren Ziel es ist, eine Veränderung homosexueller Orientierungen zu verhindern oder diese rückgängig zu machen. Der LSVD nennt den Verein "Zwischenraum e.V.", der von Günter Baum, den der LSVD der "Ex-ex-Gay-Bewegung" zuordnet, gegründet wurde. "Zwischenraum" biete Hilfe für Umpolungsaussteiger und evangelikale Homosexuelle an und habe sich mittlerweile sehr gut etabliert, so der LSVD.
Im Rahmen seiner neuen Kampagne äußert sich der LSVD auch über die rechtliche Verfolgung kritischer Auseinandersetzungen mit homosexuellen Lebensweisen: "Bei vielen Aussagen von Fundamental-Evangelikalen fühlen sich Homosexuelle beleidigt oder herabgewürdigt. Die Frage, ob eine herabwürdigende Äußerung als Beleidigung, als Verleumdung oder als Volksverhetzung zu werten ist, lässt sich nur dann zuverlässig beurteilen, wenn man auch den Kontext berücksichtigt, in dem die Äußerung gefallen ist." Als mögliche Gesetze, die zur Anwendung kommen können, nennt der LSVD § 130 StGB (Volksverhetzung), §185 StGB (Beleidigung) und das AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz).
Insgesamt ordnet der LSVD seine neue Kampagne der Zielsetzung unter, gegen angeblich religiös begründete Diskriminierung vorzugehen. Das LSVD-Projekt "Mission Aufklärung" trägt den dementsprechenden Stempel: "Netzwerk gegen religiös begründete Diskriminierung". Als Bündnispartner spielen dabei gerade solche lesbischen und schwulen Gruppierungen eine Rolle, deren Ziel es ist, in kirchlichen Kreisen für die Lesben- und Schwulenbewegung zu wirken. Die Kampagne des LSVD führt als Anlaufstellen die Gruppen auf:
Wer am Ökumenischen Kirchentag 2010 in München teilgenommen hat, konnte dort mit einigen dieser Gruppierungen Bekanntschaft machen. Eine besondere Bedeutung aus theologischer Perspektive kommt dem Verein "Zwischenraum" zu. Er propagiert die Schrift "Streitfall Liebe" von Valeria Hinck. Die Medizinerin Hinck bezeichnet sie selbst als biblisches Plädoyer gegen Ausgrenzung von homosexuellen Menschen. Mit dem sogenannten Plädoyer gegen Ausgrenzung täuscht Hinck geschickt über die Tatsache hinweg, daß es eines solchen Plädoyers nicht bedarf. Der bibeltreue christliche Glaube grenzt homosexuelle Menschen nicht aus, sondern weiß zwischen Sünder und Sünde zu unterscheiden. Dies ignoriert die bekennende Homosexuelle Hinck, denn es steht der eigentlichen Zielsetzung ihrer Schrift entgegen. Es ist nichts anderes als der aufwendige Versuch, das Dilemma aufzulösen, in das jeder homosexuelle Christ hineingerät, wenn er eine libertäre Sexualmoral an den strengen Vorgaben der Bibel mißt. In Wirklichkeit ist das Plädoyer von Hinck eine persönliche Streitschrift gegen die Erklärung der Bibel, daß Sexualverkehr unter Homosexuellen sündhaftes und kein gottgefälliges Verhalten ist.
Ansprechperson für die LSVD-Kampagne ist Hartmut Rus, der dem Landesvorstand des Lesben- und Schwulenverbands Sachsen angehört.
Internetseite der LSVD-Kampagne: www.mission-aufklaerung.de
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