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Martyrium heute - Impulsreferat Nürnberg.pdf | 0 Bytes |
21.07.08
Künneth-Preis an Märtyrer-Witwe aus Malatya verliehen
KSBB ehrt Susanne Geske für christliche Vergebungsbereitschaft
(MEDRUM/KSBB) Nürnberg, 20.7.2008 -- Für ihre Bereitschaft, den Mördern ihres Mannes zu
vergeben, hat Susanne Geske von der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Bayern (KSBB) den Walter-Künneth-Preis erhalten. Der Lehrer, Übersetzer und Theologe Tilmann Geske (45, †
) war im April 2007 zusammen mit zwei türkischen Christen in Malatya in der Osttürkei von mutmaßlichen türkischen Nationalisten ermordet worden.
(Bild: v.l.n.r. Regionalbischof Dr. Hans-Martin Weiß (Regensburg) Vorsitzender ACK Bayern, Andreas Späth Vors. KSBB, Susanne Geske, Weihbischof Prof. Dr. Andreas Laun (Salzburg).
Vergebung
und Absage an Rache überrascht türkische Öffentlichkeit
Der Laudator Prof. Thomas Schirrmacher (Bonn), Direktor des internationalen Instituts für Religionsfreiheit der Evangelischen Allianz, würdigte die christliche Vergebungsbereitschaft der
Witwe, die sogar mit ihren drei Kindern in Malatya wohnen blieb. Schon kurz nach der grausamen Bluttat bekannt sie vor der türkischen Presse mit den Worten Jesu am Kreuz: "Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun". Dies habe eine ungeheure Wirkung in der türkischen Öffentlichkeit hinterlassen, gerade weil eine solche Absage an Rache ungewöhnlich in der anatolischen Kultur sei.
Die Preisträgerin bekannte, dass ihr Gebet, keine Rachegefühle zu bekommen, erhört worden sei. Dafür sei sie zusammen mit ihren Kindern sehr dankbar. Durch die Ermordung der drei Christen sei ein Samenkorn gelegt worden, dessen Aufgehen wir heute noch nicht erkennen können.
Zeugenschaft für Gottes liebende Gerechtigkeit
Der ev.-luth.
Regionalbischof Hans-Martin Weiss (Regensburg) verwies auf die Unterschiede zwischen Christentum und Islam. Von Jesus Christus werde im Neuen Testament - im Gegensatz zu Berichten über Mohammed - nicht über die Teilnahme an Gewalttätigkeiten berichtet. Das Christentum als eine zentrale Grundlage der westlichen Kultur kenne nicht wie der Islam eine Wesenseinheit von Gesellschaft und Religion und deswegen reibe sich das westliche Freiheitsverständnis mit dem Islam. In einer Gesellschaft wie der türkischen, in der Vergeltung oftmals noch üblich sei, habe Frau Geske die
"Zeugenschaft für Gottes liebende Gerechtigkeit" weitergeführt. "Ihr Aushalten in der Osttürkei hat Vorbildfunktion", so Regionalbischof Weiss zur Preisträgerin.
Der römisch-katholische Weihbischof Andreas Laun
(Salzburg) fragte sich, warum gerade Christen als Anhänger einer Religion der Liebe so stark verfolgt werden. Eigentlich müssten doch alle froh sein um solche Mitmenschen, die anderen nichts Übles wollten, ihre Steuern ehrlich zahlten etc. Und doch seien die Christen die am brutalsten verfolgte religiöse Gruppe. Die Antwort darauf könne man nur in den Zehn Geboten finden, denen die Christen verpflichtet seien, die aber das übliche Verhalten in der Welt infragestellten. Deswegen seien Christen auch von den beiden großen totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts verfolgt worden, die nicht wollten, dass Christen anders dächten als es die jeweilige Ideologie vorschrieb. Heute seien ähnliche christenfeindliche Tendenzen wieder im Vormarsch.
Der Generalsekretär der Deutschen
Evangelischen Allianz Hartmut Steeb (Stuttgart) dankte der Kirchlichen Sammlung KSBB für die Preisverleihung an Frau Geske, weil sie damit zur Auseinandersetzung mit dem hochaktuellen Thema Martyrium nötige. Freiheit, wie sie Christen in der westlichen Welt, wenn auch mit abnehmender Tendenz, noch genössen, sei die Ausnahme in der Kirchengeschichte. Christen müssten sich darauf vorbereiten, dass Verfolgung Sendung sei und nicht Schicksal. Die Trennlinien liefen dabei auch quer durch die Familie.
Der armenische Theologe und Martyrium-Experte Prof. Dr. Hacik Rafi Gazer bekannte als Angehöriger der Theologischen Fakultät Erlangen seine Freude über die Preisverleihung an Frau Geske, zumal der Namensgeber des Preises, Walter Künneth, einer der renommiertesten Theologen in Erlangen war. Auch in der Armenischen Kirche werde des Märtyrers Tilmann Geske gedacht.
Der
Rektor der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule (STH) Basel Prof. Jacob Thiessen zitierte aus der Bewerbung von Tilmann Geske für das Studium an seiner Hochschule 1982: "Ich will Theologie studieren, weil es so viele unerrettete Menschen gibt, denen ich das Evangelium verkünden will".
Der Preis ist nach einem der bedeutendsten deutschen Theologen des 20.Jahrhunderts benannt, dem Erlanger Professor Walter Künneth (1901-1997). Ausgehend vom Zentrum des christlichen Glaubens, der Auferstehung Jesu Christi, nahm Künneth wiederholt Stellung zu Fragen von Politik und Ethik. So geriet er mit den totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts in Konflikt. Die Nationalsozialisten belegten ihn mit reichsweitem Schreib- und Redeverbot. In der „DDR" waren seine Bücher unerwünscht und ihr Besitz konnte negative Konsequenzen haben. Seine Treue zur Heiligen Schrift bewahrte er auch in den Auseinandersetzungen mit den Vertretern einer vermeintlich modernen Theologie, welche die Autorität der Bibel und des christlichen Bekenntnisses untergraben hat. Künneth war u.a. Träger des Bayerischen Verdienstordens, des
Maximiliansordens und Mitbegründer der Hanns-Seidel-Stiftung.
Vorherige Artikel in MEDRUM
-> Walter-Künneth-Preises für Frau Susanne Geske
-> Die Märtyrer von Malatya - Christen wurden Opfer von Verblendung, Hass und Grausamkeit