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Kreativ voranschreiten


31.10.09

Kreativ voranschreiten

Zehn Thesen des Magdeburger Bischofs Gerhard Feige zur Ökumene

(MEDRUM) Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hat zum Reformationstag 2009 zehn Thesen zur Ökumene veröffentlicht. Mit seinem Papier "Einige neue katholische Thesen zur Ökumene" will er Anstöße auf dem Weg zu einer Einheit der Kirchen geben.

Bischof Feige stellt in seinem fünfseitigen Thesenpapier Faktoren heraus, die Ökumene schwierig machen, und gibt zugleich Anstöße, die auf dem Weg zu mehr Einheit der Kirchen helfen könnten. Von vielleicht zentraler Bedeutung ist der Umgang mit der Rolle Luthers in den Kirchen und seiner Wirkung auf ihr Verhältnis zueinander. Der Bischof stellt fest, es sei im Rahmen der Ökumene schließlich möglich geworden, Luther evangelischer- wie katholischerseits gemeinsam als „Zeugen des Evangeliums, Lehrer im Glauben und Rufer zur geistlichen Erneuerung" sehen zu können. Daraus könne sich im Verlauf der nächsten Jahre noch mehr entwickeln, wenn die Kirchen die Stellung zu Luther und seine Rolle für das Verhältnis zueinander weiter klären, macht Feige deutlich.

Vielleicht helfen die Antworten auf die Fragen zur Schlüsselfigur Martin Luther auch bei der Lösung einer Reihe anderer Fragen und Probleme, die Bischof Feige identifiziert. Besonders markante Punkte seines Papiers aus den zehn jeweiligen Thesen sind:

  1. Ökumene ist nicht gleich Ökumene. Die Kirchen haben ein unterschiedliches Verständnis.
  2. Die Kirchen sprechen nicht mit einer Zunge und noch zu wenige Christen wollen Ökumene.
  3. Es gibt zu wenig wirklich gemeinsame Überzeugungen und Anliegen oder Gebete und Gottesdienste.
  4. Die Vorstellungen übereinander stimmen nicht mit der innerkirchlichen Wirklichkeit überein.
  5. Die einzelnen Kirchen haben ein unterschiedliches ekklesiologisches Selbstverständnis.
  6. Es gibt keine gemeinsame Vision über das anzustrebende Maß von Einheit und Verschiedenheit der Kirchen.
  7. Gemeinsames Handeln ("Lund-Prinzip") wird zwar vielfach beschworen, bleibt aber in der Praxis die Ausnahme.
  8. Unterschiede bei der Deutung und Bewahrung der Heiligen Schrift sollten weniger als trennende Widersprüche wahrgenommen, sondern als Stärken und Schätze des anderen gesehen werden, die alle bei der Suche nach Einheit anregen können.
  9. Auf dem Weg zu mehr Einheit müsste katholischerseits das Verhältnis zu Luther und evangelischerseits das Verhältnis zur Katholischen Kirche der ersten anderthalb Jahrtausende deutlicher geklärt werden.
  10. Die Kirchen sollten sich auf geistvolle Weise der Herausforderung nach einer überzeugenderen Einheit der Christen stellen und im „Dialog der Liebe und der Wahrheit" kreativ voranschreiten.

Das Thesenpapier von Bischof Feige ist im Anhang als pdf-Datei beigefügt.