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Keine Gleichberechtigung für die Domäne Mutterschaft, Kinder und Familie

Keine Gleichberechtigung für die Domäne Mutterschaft, Kinder und Familie

Brunhild Raiser und Tita von Hardenberg richten ihren Blick auf die Domäne der Schaltstellen und Machtpostionen

Wer die Diskussion von Frank Plasbergs Sendung "hartaberfair" gestern Abend aufmerksam verfolgt hat, konnte registrieren, dass die Rolle der Frau als Mutter und Person, die "nur" Kinder auf die Welt bringt, die Kinder erzieht und einen Haushalt zur Versorgung einer Familie führt, in den Vorstellungen einer Frau Raiser und Tita von Hardenberg keinen gleichberechtigten Platz hat.

Gleichberechtigung heißt für diese Frauen in erster Linie, an den Schaltstellen der Macht sitzen, vor allem an den ökonomischen Schaltstellen, einen tollen Job haben und Karriere machen. Jürgen Liminski machte zwar den Versuch, die Domäne der Mutterschaft als eine wichtige und ebenso wertvolle Domäne der Frau in das Gespräch einzuführen und zur Anerkennung zu bringen, der Erfolg blieb ihm jedoch versagt. Brunhild Raiser machte ihm klar, dass die Domäne der Mutterschaft keinen wirklichen Platz im Feminismus hätte. Das sei nur eine sehr schmale Spur im Feminismus, nicht der Mainstream, erwiderte sie.

Die beiden weiblichen Gäste liessen erkennen, das das Aufgabengebiet der Erziehung von Kindern und Versorgung einer Familie für Sie nicht gleichwertig neben der Domäne "Beruf und Karriere" steht. In ihren Wortbeiträgen wurde deutlich, dass sie darunter eine Reduktion, aber kein vollwertiges, erfülltes Leben einer Frau verstehen. Keine der beiden Damen gab Müttern und Vätern das Gefühl, dass die Erziehung von Kindern und ihre Begleitung in das Leben auch als eine Lebenskarriere ihre gesellschaftliche und politische Anerkennung verdient haben könnte. So wurde auch in dieser Sendung erneut klar: Mütter, Kinder und Familie sind nicht der Mainstream, zumindest nicht bei Brunhilde Raiser und Tita von Hardenberg. Nur wer als Frau auch im Beruf steht, ist vollwertig, je weiter oben, desto vollwertiger, lautete ihr unausgesprochenes Credo in der Diskussion des Themas Gleichberechtigung.

Interessant war die sogenannte Schlussrunde von Plasberg. Er stellte die Frage: "Mit wem könnten Sie sich vorstellen, für einen Tag die Rolle zu tauschen?". Die Antwort von Brunhild Raiser: "Mit Sascha Gerecht, um noch mehr Argumente zu sammeln, mit denen ich gegen seine Argumente vorgehen kann." Tita von Hartenberg zu dieser Frage: Auch mit Sascha Gerecht, wenn er wieder mal eine Beziehung hat, weil ich auch gerne einmal jemanden zu Hause hätte, der alles regelt." Ihren weiblichen Gegenübern konnte keiner der drei männlichen Gästen hingegen viel abgewinnen. Von ihnen fand sich keiner bereit, für einen Tag in die Rolle von Frau Reiser oder von Frau von Hardenberg zu schlüpfen." Soviel Phantasie konnte oder wollte - trotz Ermunterung von Frank Plasberg - keiner der männlichen Gäste aufbringen.

Leserbriefe

Ich fand es bemerkenswert, dass die Kinderzahl der bei Plasberg Diskutierenden deutlich über dem Durchschnitt liegen. Auch die beiden im Artikel "kritisierten" Frauen haben jeweils 3 Kinder! Sie haben nur nicht viel über sie geredet.
Herrn Ohrner fand ich persönlich wiederum sehr überzeugend und glaubwürdig.
Seine Frau hält auch zu Hause bei 4 Kindern die Stellung - mit dem gewaltigen Kraftakt, nebenbei noch berufstätig - in welchem Maße auch immer - zu sein.
Ich mit meinen 2 Grundschulkindern merke auch, dass mich das Nur-Hausfrau-Sein auf die Dauer nicht befriedigt. Wenn ich aber arbeite, haben die Kinder eindeutig die höhere Priorität! Ich werde also mein Arbeiten daran bemessen, was möglich ist, ohne die Kinder in ihren Interessen zu vernachlässigen.
Sie brauchen mich, ich bin nicht ersetzbar für sie, wie ich es am Arbeitsplatz bin.
Eine "Brigitte-Karriere-Frau" im Alter von 20 bis 30 hätte die Diskussion noch etwas "bissiger", vielleicht interessanter gemacht.
Almut Rosebrock, Wachtberg bei Bonn