21.08.14
Katholischer Theologe: "Bibel geht mit Gender-Theorie Hand in Hand spazieren"
Norbert Reck instruiert die Hörer von Bayern 2 über die Schöpfungsaussagen der Bibel und verkündigt, wie sie von "Gender-Gläubigen" verstanden werden sollten
(MEDRUM) Der Radiosender Bayern 2 hat sich am Montag des Themas Gender Mainstreaming angenommen und dabei durch den Theologen Norbert Reck verkünden lassen, die Gender-Theorie gehe mit der Bibel Hand in Hand spazieren. Kritiker der Gender-Theorie, zu denen kein Geringerer als Benedikt XVI. gehört, dürften diese These mit großem Erstaunen hören.
Bayern 2 präsentiert in seiner Sendung Theo.Logik im Kern die These, Gender Mainstreaming gehe es darum, den im Grundgesetz enthaltenen Auftrag umzusetzen, Geschlechtergerechtigkeit herzustellen (GG, Art. 3: "Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin."). In der Wirklichkeit sei dies noch nicht erreicht. Die Kritik am Gender Mainstreaming, wie sie beispielsweise vom Forum Deutscher Katholiken erhoben werde, dass Gender Mainstreaming die Familie zerstöre, werde längst nicht von allen christlichen Vordenkern geteilt. Dazu stellt die Moderatorin fest, die Orientierungshilfe Familie der EKD spreche eine andere Sprache. Eine breite Vielfalt von Familienformen sei historisch der Normalfall.
Claudia Janssen (EKD) und Bayern 2 werfen Birgit Kelle und Gabriele Kuby Rechtslastigkeit vor
Was Gender konkret heißt, fragt Bayern 2 die Leiterin des Gender-Studienzentrums der EKD, Claudia Janssen. Sie sagt dazu: "Für uns bedeutet Gender: Geschlechtergerechtigkeit." Das gehöre zur Verkündigung des Evangeliums. Janssen verteidigt in ihrem Interview die Strategie des Gender Mainstreaming und wirft Birgit Kelle und Gabriele Kuby als Kritikerinnen der Gender-Theorie vor, aus dem rechtspopulistischen Rahmen zu kommen. Zu Birgit Kelle stellt Janssen fest, sie schreibe in der Jungen Freiheit, die eine rechtsextremistische Klientel bediene. Gegen Gabriele Kuby erhebt sie den Vorwurf, sie äußere sich euphorisch über die Demonstrationen Manif pour tous in Frankreich "gegen Lesben und Schwule". Bayern 2 macht sich Janssens Vorwürfe gegen Gabriele Kuby offensichtlich zu eigen und merkt an, Kuby gehöre zu den theologisch Konservativen, für die Randerscheinungen der Gender-Theorie wie etwa die gendergerechte Sprache ein gefundenes Fressen sei. Für Kuby sei die Gleichheit der Geschlechter ein Schreckgespenst. Bayern 2 bringt dazu ein kurzes Portrait von Gabriele Kuby, das die Moderatorin des Sendebeitrages mit dem TAZ-Zitat einleitet, Kuby sei "eine freundliche Frau mit saudummen Ansichten". Dieser Linie folgend wird Kuby im Portrait an den Pranger gestellt. Sie verstünde das Spiel mit der Angst, verbreite mit ihrer Kritik an der pornographischen Durchseuchung der Gesellschaft ein Horrorszenario. Sie schrecke auch nicht vor haarsträubenden Argumentationsketten zurück, weil sich Kuby gegen die Diffamierung mit dem Stempel "rechts" verwahrt. Eine Gelegenheit, auf harsche und persönlich verunglimpfende Darstellungen zu antworten, erhält Gabriele Kuby im Sendebeitrag nicht. Die Grenzen journalistischer Fairness zu wahren, scheint - zumindest Gabriele Kuby betreffend - nicht zum ethischen Kodex von Theo.Logik zu gehören.
Bayern 2 präsentiert gender-konforme Theologie durch Norbert Reck
Anschließend hält Bayern 2 den Kritikern des Gender Mainstreaming die Aussagen des katholischen Theologen Norbert Reck entgegen, der im letzten Teil des Sendebeitrags seine Thesen über Aussagen der Bibel zur Schöpfung und die Gender-Theorie - im Gegensatz zu Gabriele Kuby - unkommentiert präsentieren darf.
Gender sei der neue "Erzfeind" vieler Kirchenleute, so Reck. Nach seiner Auffassung stellt die Gender-Theorie die traditionelle Auslegung der Bibel, dass Gott die Menschen als Mann und Frau geschaffen habe, jedoch zu Recht in Frage. Sie erhebe Einspruch gegen das "Ineinssetzen von Familienidealen der fünfziger Jahre mit der wahren, von Gott gewollten Natur der Menschen" und decke das Machtgefälle zwischen den Geschlechtern auf.
Damit erweise die Gender-Theorie der Theologie einen Dienst. So könne sie der Schöpfungstheologie wieder zu sich selbst verhelfen, denn echter Schöpfungstheologie gehe es darum, die Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten in unserer Welt kritisch aus der Perspektive Gottes zu betrachten und nach Gottes ursprünglichem Willen zu fragen. Die Schöpfungstheologie sei Kritik der bestehenden Verhältnisse.
Norbert Reck: Gender-Theorie geht einher mit der wahren, von Gott gewollten Natur des Menschen
Norbert Reck führt dazu unter anderem aus: "Der Satz 'und Gott schuf die Menschen nach seinem Bilde und schuf sie als Mann und Frau' " war kein Satz über die Aufteilung der Menschheit in zwei Geschlechter und ihre heterosexuelle Zuordnung zueinander." Die Bibel betone nicht die Unterteilung in zwei Geschlechter, sondern die Gleichheit aller Menschen vor Gott, sie verteidige die Würde der Menschen, aber nicht die Unterschiede. Reck: "An dieser Stelle gehen also Bibel und Gender-Theorie Hand in Hand spazieren." Sie gehe einher mit der wahren, von Gott gewollten Natur des Menschen, so Reck.
Auf das göttliche Gebot an Mann und Frau, fruchtbar zu sein und sich zu mehren, geht Reck nicht ein. Passt es nicht in seine Auslegung, dass der Mensch nicht als Mann und Frau geschaffen wurde? Auch der Sender Bayern 2 bleibt dazu eine Antwort schuldig.
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Dr. theol. Norbert Reck (München) ist Redakteur für die deutschsprachige Ausgabe der internationalen theologischen Zeitschrift concilium und gehört zum wissenschaftlichen Beirat der Zeitschrift theologie.geschichte. Er hat Lehraufträge für Theologie an der Katholischen Stiftungsfachhochschule München, an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken, an der Freien Universität Berlin und an der Universität Freiburg.
EMail: norbert.reck@mnet-mail.de.
zur Audio-Datei von Bayern 2: Der Streit um Gender Mainstreaming
Bayerischer Rundfunk
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Leserbriefe
Theologen krempeln Glauben um
Zitat: "Dr. theol. Norbert Reck (München) ist Redakteur für die deutschsprachige Ausgabe der internationalen theologischen Zeitschrift concilium..."
"Consilium" ist das Parteiorgan jener katholischen Theologen, die das 2. Vatikanische Konzil zum Anlass nehmen, den Glauben nach ihren Vorstellungen umzukrempeln. Damit ist alles gesagt.
Gender
Es ist schon verrückt, was die "modernen Zeiten" so mit sich bringen. Als ob wir sonst keine Probleme hätten. Warum darf Frau nicht einfach Frau sein - mit ihren Vorlieben - und Mann Mann? Es wäre doch langweilig, wenn alle gleich wären. Geht sowieso nicht - allein die Stimme, die Wertmaßstäbe, Kleidung, "Schönheit", Technik-Zentrierung, usw. Und was für solche "Fachleute" Geld ausgegeben wird! Schade drum. Man sollte dafür arbeiten, dass die Kommunikation auch zwischen unterschiedlichen Partnern, Geschlechtern und Meinungen wieder sachlich und differenziert läuft. Aber die Diskussionskultur ist derzeit ziemlich im Keller... . Danke für den Bericht!
Warum dient er sich einer Ideologie an?
Dr. Norbert Reck weiß doch, dass es bei der Gender-Debatte nicht um Gleichstellung bzw. Gleichberechtigung geht. Warum gibt er sich für eine Sache her, die in Wirklichkeit eine Ideologie ist und ganz anderes im Sinne hat? Eine Ideologie, die es in Wahrheit nicht gut mit den Menschen meint.
Lieber Gott, lass Geist regnen!
Antwort an Frau Janssen, einen kath. Theologen und Bayern 2:
Die hinterhältige Beschmutzung des Gegners, er leide an Pobie gegenüber dem Guten („Links“) oder Philie gegenüber dem Bösen („Rechts“), ist gang und gäbe bei „Links“ und somit auch und ganz besonders bei EKD-GenossInnen und Massenmedien. Die Steigerung des Bösen beginnt mit dem Vorwurf eines Mangels an Naziphobie als erster Stufe, Naziphilie als zweiter, „Nazi“ ist dann die dritte, die ultimative Stufe.
Die JF darf nicht als rechtsextrem bezeichnet werden, sehr wohl aber deren Leser. Wenn die JF missliebige Kommentare nicht zensiert wie inzwischen die FAZ u.a., wird sie „ebolaverdächtig“, d.h. kein anständiger Mensch darf sich noch ohne Schutzanzug in ihre Nähe begeben. Da Frau Kelle in der JF schreibt, sei sie rechtspopulistisch (zweite Stufe) und somit nicht mehr diskursfähig. Das ist infam. So inszeniert Frau Janssen (und mit ihr Bayern 2) als Hoher Priester des Guten Empörung, zerreißt ihren Mantel und ruft: Diese Frau Kelle hat das Gute gelästert, was brauchen wir mehr? Frau Kuby ergeht es nicht besser.
Es ist intellektuell ein einfältiges und wahrhaft populistisches Niveau im politischen Streit, dessen man sich bedient, aber gerade deshalb ist es so wirksam. Deswegen gehört es denunziert, wo immer man es antrifft! Für zunehmen mehr katholische Theologen geht die Welt 20 Jahre später unter, denn sie rennen den Ereignissen hinterher. Das Schwinden der eigenen Resilienz empfinden sie als Schwarmintelligenz. Lieber Gott, lass Geist regnen!