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Kai Klose: Homosexualität in der Schule in Hessen auf der Tagesordnung


18.10.14

Kai Klose: Homosexualität in der Schule in Hessen auf der Tagesordnung

Koalitionsvertrag zwischen Grünen und CDU autorisiert das Werben für die Akzeptanz sexueller Vielfalt durch Netzwerk "Schwul-lesbische Aufklärung" im schulischen Geschehen

(MEDRUM) Mit dem Einzug der Grünen in die CDU-geführte hessische Landesregierung wird auch das Thema "Sexuelle Vielfalt" und Schule auf die Tagesordnung gesetzt. Dies unterstreicht ein Interview des Hessischen Rundfunks mit dem grünen Landespolitiker Kai Klose, der sowohl Landesvorsitzender als auch schwulen- und lesbenpolitischer Sprecher der hessischen Grünen ist.

ImageAuftakt "Fachgespräch"

Für die Grünen in Hessen ist die Schule ein wichtiger Baustein, um stärker für die Akzeptanz von Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten zu sorgen. So sei es im Koalitionsvertrag mit der CDU vereinbart worden, meinte Grünen-Landeschef Kai Klose (Bild links) im Interview "Man kann niemanden schwul machen" mit dem Hessischen Rundfunk vom 16.10.14 . Dort heißt es begleitend: "Zehn Monate nach der Regierungsbildung setzen die Grünen das Thema Homosexualität in der Schule auf die Tagesordnung. Den Auftakt machte in der vergangenen Woche ein Fachgespräch, zu dem Grünen-Landeschef Kai Klose eingeladen hatte."

SchLAu-Projekte als Basis für Schule

Ein Blick in den Koalitionsvertrag vom 23.12.2013, unterzeichnet von Volker Bouffier (CDU) und Tarek Al-Wazir (Die Grünen) als Verhandlungsführer, bestätigt diese Darstellung. Denn in ihrem Vertrag haben Grüne und CDU beschlossen:

"Auf der Grundlage des bisher eingeschlagenen Weges und des 2014 erfolgenden Beitritts zur „Koalition gegen Diskriminierung" werden wir zusammen mit den Selbstvertretungsorganisationen der Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen einen „Aktionsplan für Akzeptanz und Vielfalt" erarbeiten. Dazu gehört insbesondere eine bessere Begleitung von jungen Menschen in der immer noch oftmals schwierigen Phase des „Coming Out" und die stärkere Sensibilisierung für das Thema in Schulen auf Basis der bereits vorhandenen SchLAu-Projekte. Eine gute Vernetzung in der Landesverwaltung wird ebenso angestrebt wie eine Zusammenarbeit mit benachbarten Ländern.

Eine besondere Rolle spielen die SchLAu-Projekte (SchLAu steht für ein Netzwerk "Schwul-lesbische Aufklärung"). Sie sollen Basis für die schulische Arbeit sein. Es kann also nicht überraschen, dass Kai Klose dieser Linie auch im Interview mit dem HR folgt: "Wir haben vereinbart, dass wir die SchLAu-Projekte stärken und dass wir den Aktionsplan zu Akzeptanz und Vielfalt erarbeiten. Beide werden im Sozialbudget verankert. Daher werden wir mit der Arbeit beginnen können, wenn der Haushalt 2015 Realität ist."

Über die Bedeutung der sogenannten SchLAu-Gruppen hatte MEDRUM im Zusammenhang mit den bildungspolitischen Bestrebungen der grün-roten Landesregierung in Baden-Württemberg berichtet (SchLAu, wie Akzeptanz sexueller Vielfalt in den Schulen gefördert werden kann). Dort wurden die rot-grünen Erfahrungen aus NRW eingebracht. Dazu wurde gesagt, schließlich sei die "riesige Bewegung SchLAu" eingebunden worden, das seien diejenigen, die in die Schulen gingen und dort um das Thema werben würden: "Es gibt sehr viele ehrenamtliche SchLAU-Gruppen. Wir fördern jetzt auch die Koordination dieser Gruppen. ... Wir haben bei der Erarbeitung des Planes gesagt, die müssen unbedingt dabei sein, weil Schule ein besonders wichtiges Thema ist." Dieser Linie wollen nun auch die Parteien der schwarz-grünen Regierungskoalition Hessens folgen.

Grüne statt konservative Linie in Hessen

Vor diesem Hintergrund ist es verwunderlich, wenn den umstrittenen Bildungsplänen in Baden-Württemberg das Bundesland Hessen quasi als konservatives Gegenbeispiel vor Augen gehalten wird, wie dies Mathias von Gersdorff, Leiter der "Aktion Kinder in Gefahr", in seiner Kolumne in der Zeitung "Junge Freiheit" tut ("Bildungsplan: Proteste gehen in neue Phase"). In Hessen, meint von Gersdorff in seiner Kolumne vom 17.10.14, sorgen die Eltern dafür, dass die Schulpolitik relativ konservativ sei.  Eine Partei, die sich darauf einlasse, Schulpolitik gegen den Willen der Eltern durchzuziehen, riskiere, eine dauerhafte Polemik zu entfachen, die sie nicht kontrollieren oder steuern könne. Deshalb seien selbst die Grünen in Hessen vorsichtig mit allzu ideologisch gefärbten Parolen in der Schulpolitik. In Hinblick auf die aktuelle Diskussion um den Bildungsplan in Baden-Württemberg meint von Gersdorff weiter: "Sollte sich ein ähnlicher Widerstand in Baden-Württemberg bilden, hätten Kretschmann und Stoch keine Chance, einen Bildungsplan nach der Gender-Ideologie durchzusetzen." Mit der "brutalen" Ablehnung der Petition gehen die Proteste in eine "völlig neue Phase", stellt von Gersdorff schließlich fest. Jetzt käme es darauf an, wie die Eltern vor Ort in den Schulen reagieren.

Die Einschätzung des Kolumnisten über Hessen wirft Fragen auf, denn sie steht im Widerspruch zur schwarz-grünen Linie, die Kai Klose im HR für Hessen dargestellt hat. Und es fragt sich, über welchem Widerstand in Hessen von Gersdorff konkret spricht. Im Gegensatz zu Baden-Württemberg, dessen Bürger sich mit einer von fast 200.000 Bürgern unterstützten Petition an den Landtag gewandt haben, ist in Hessen noch kein vergleichbarer Widerstand feststellbar. Demos wie die DEMO FÜR ALLE, wie sie am Sonntag in Stuttgart stattfinden wird, müsste es demnach auch in Frankfurt geben. Ob Kai Klose und die Grünen dann von ihren schulpolitischen Plänen ablassen würden?

ImagePropagandistische statt sachgerechter Aufklärung

Kai Klose setzt konsequent fort, was er seit geraumer Zeit tut. Er wirbt für sexuelle Vielfalt - im Sinne des Beschlusses der Grünen Jugend 2007 (Bild links) und lehnt ab, was einer solchen Werbung vermeintlich entgegensteht. Wie MEDRUM berichtete, hatte Klose im April 2014 erklärt, es sei in hohem Maße Besorgnis erregend, dass der im Mai 2014 in Kassel veranstaltete Kongress für "Sexualethik und Seelsorge" zwei Vortragenden aus der "Konversionstherapeutenszene" ein Forum bieten würde, bei dem sie beispielsweise über "sexuelle Identitätsstörungen vortragen könnten. Klose kritisierte namentlich die Ärztin Dr. Christl Vonholdt und den Diplom-Sozialarbeiter Markus Hoffmann. Sowohl Vonholdt wie Hoffmann bemühen sich aus fachlicher Sicht um sachgerechte Aufklärung. Identitätsstörungen gehören zweifelsfrei zu einer verantwortungsbewußten Aufklärung. Somit liegt es auf der Hand, dass Klose nur diejenige Art "Aufklärung" zu schätzen scheint, die lediglich das Positive all der sexuellen Orientierungen, die von der Norm abweichen, herauszustellen versucht. Über die dabei bildungspolitisch insgesamt zu bedenkenden und bedenklichen Aspekte geht Klose im HR mit der sattsam bekannten Plattitüde hinweg, man könne niemand schwul machen.

Mit objektiver und sachgerechter Aufklärung hat das Informationsverhalten von Klose und das politisch verordnete Operieren mit SCHLAu-Gruppen wenig zu tun. Wenn Eltern einen propagandistisch beeinflussten Unterricht in Hessens Schulen nicht zulassen wollen, müssten sie den Bestrebungen der hessischen Landesregierung frühzeitig und massiv entgegentreten.


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