21.04.08
Ingolf Schmid-Tannwald: Der menschliche Alltag - ein unverzichtbarer Bestandteil eines
wissenschaftlichen Menschenbildes
"Sobald man sich etwa als
Arzt, mit Fragen nach der Herkunft einzelner Menschen beschäftigen muss, z.B. im
Rahmen der Familienplanung, der Beratung in Schwangerschaftskonflikten", sagt Professor Schmid-Tannwald von der Ludwig-Maximilian-Universität München in einem Artikel, in dem er sich mit dem wissenschaftlichen Menschenbild auseinandersetzt, "wird
die entscheidende Bedeutung des menschlichen Alltags („conditio humana“)
offensichtlich.
Schmid-Tannwald unterstreicht, dass jeder Mensch zugleich ein biologisches und soziales
Erzeugnis und damit ein Zeugnis sei, das auf jene Handelnden in der vorausgehenden
Sozialwelt verweist. Mit der Befruchtung gingen nicht nur elterliche Chromosomen
auf die Nachkommen über, sondern auch nicht materielle Bestandteile der
einzigartigen zwischenmenschlichen (sozialen) Welt (Wirklichkeit) seiner Eltern
als historische Persönlichkeiten, die mit anderen Menschen in Beziehung stünden. Mit der Befruchtung seien dann die zwischenmenschlich- immaterielle und
die genetisch-biologisch-materielle Wirklichkeit in einem neuen leibhaftigen
Menschen vereint.
Professor Schmid-Tannwald hält deshalb die Integration beider Wirklichkeiten in einem
umfassenderen Modell des Menschen wichtig, das über ein biologisches Fortpflanzungsmodell hinaus geht. Was den Menschen als Individuum und die Menschheit in ihrer Gesamtheit ausmache, seien die jeweiligen biologischen und die zwischenmenschlichen
Strukturen, von denen keine der anderen gleiche, und mit den von ihr ausgelösten Handlungen die
gesamte Menschheitsgeschichte.
Den Artikel von Professor Schmid-Tannwald finden Sie mit besonderem Dank im Namen der Leser an den Autor und Herrn Prof. Dr. Hahn, Erlangen, Vorsitzender der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) für die Genehmigung der Wiedergabe des Artikels aus der Zeitschrift der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung" in der Rubrik --> Forum.